Mülheim. Die besten Skateboardfahrenden der Region stellten in Mülheim ihr Können unter Beweis. Wir zeigen zahlreiche Fotos vom Contest.
Mit kurzer Hose, T-Shirt und Baseballcap auf dem Kopf, steht der kleine Knirps auf seinem Board und rast in die Absenkung auf dem Skatepark an der Südstraße hinein: Gekonnt hebt er ab und dreht dabei das Fahrgerät unter seinen Füßen einmal um die Längsachse. Beifall strömt dem Jungen mit dem Pferdeschwanz entgegen, als er aus dem Tal wieder an die Oberfläche kommt. Der zwölfjährige Johan Schneider ist der Publikumsliebling beim diesjährigen Skatecontest. Doch seine fünfjährige Schwester stiehlt ihm noch die Schau.
Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher sind am Samstag beim Skatecontest versammelt, der nach vier Jahren Pause zur Freude der Skater-Community wieder in Mülheim veranstaltet werden konnte. Am Skatepark an der Südstraße schauen sie den Künstlern auf den Rollbrettern bei ihren Tricks fachkundig zu. Das Teilnehmerfeld bei der inzwischen vierten Auflage des Skatecontests ist so groß wie nie: Insgesamt fast 50 Skater beteiligen sich an den in zwei Altersklassen ausgetragenen großen Wettbewerben. „Der Zustrom hat gerade bei jüngeren Leuten zugenommen“, konstatiert Jonas Höhmann vom ausrichtenden Mülheimer Sportservice (MSS).
Rollbrettgemeinde ist gut vernetzt, auch über Mülheims Grenzen hinaus
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Die Schließung von Skateparks wie an der Südstraße infolge der Corona-Schutzverordnung tat der Szene keinen Abbruch. „Wir sind auf den urbanen Raum, auf Straßen und Plätze ausgewichen“, erklärt Fabian Sillekens (27). Back to the Roots sozusagen, denn die Geschichte des Skateboarding begann in Kalifornien auf dem Asphalt. Zudem war es kein Problem, beim Skateboarden die Mindestabstände einzuhalten.
Wie sehr die Gemeinsamkeit bei der Rollbrettgemeinde im Vordergrund steht, ist bei allem Individualismus überraschend. „Wenn man es ganz alleine macht, wird es auf Dauer langweilig“, findet Fabian. Man sei gut untereinander vernetzt, komme viel herum und lerne viele Leute kennen. Er selber ist zum Event aus Krefeld angereist. Die meisten Teilnehmer sind jedoch „Locals“: „Ungefähr 80 Prozent“, gibt Jonas Höhmann an, „kommen aus Mülheim“.
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Skater in Mülheim überlegen, ob sie sich zu einem Verein zusammenschließen
Ohne die lokale Community könne solch ein Event gar nicht auf die Beine gestellt werden, betont der Trendsportverantwortliche vom MSS und lobt: „Es ist eine unschätzbare Hilfe, die die Mülheimer Skateboardszene zu der Organisation dieses Contests beiträgt.“ Überlegenswert hält er den Gedanken, dass sich die Skater in der Stadt zu einem Verein zusammenschließen, ähnlich wie es die Mountainbiker vorgemacht haben: „Dadurch wären mehr Fördergelder zu akquirieren und mehrere Veranstaltungen dieser Art im Jahr möglich.“
Für eine lose Bewegung, wie sie die Skater darstellen, scheint Vereinsmeierei eher ein Paradoxon zu sein. Dass beides sich vereinbaren lässt, zeigen Luke Hamacher (38) und Fabio Maio (29). Sie haben vor zwei Jahren in Duisburg mit Gleichgesinnten den Skateboardverein Duisburg gegründet und werben bei der Veranstaltung im Skatepark mit einem Stand für ihre Idee. Der Anlass zur Gründung ist der Plan, in der Nachbarstadt eine Halle zum Skaten zu errichten: „Als eingetragener Verein haben wir da mit unseren Forderungen der Stadt gegenüber bei Verhandlungen eher ein Verhältnis auf Augenhöhe.“
Alma ist mit fünf Jahren die jüngste Teilnehmerin des Skatecontests in Mülheim
Während die beiden Duisburger Vertreter der älteren Generation sind, die nicht mehr ganz so viel Zeit auf den Boards verbringen und an diesem Tag anderen das Feld überlassen, ist die kleine Alma mit ihren fünf Jahren die jüngste Teilnehmerin des Contests. Infiziert mit dem Skate-Virus wurde sie durch ihren großen Bruder Johan, dem Publikumsliebling. Komplettiert wird die Familienbande durch ihren anderen Bruder Caspar (8). Oft das einzige Mädchen zu sein, stört Alma wenig: „Es macht Spaß, mit den Jungs zu fahren.“
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Ganz allein ist sie diesmal nicht. Die 17-jährige Jasmin wagt sich ebenso auf die Betonpiste. „Früher war es nicht so angesagt als Mädchen zu fahren“, lautet ihre Begründung für den geringen Anteil weiblicher Skateboarder. Mittlerweile würde sich das aber wandeln, glaubt sie. Die Dormagenerin hat selbst erst vor einem Jahr mit dem Skaten angefangen und trotz schmerzhafter Stürze nicht den Mut verloren: „Wenn man einmal nach einem Sprung wieder sicher auf dem Brett gelandet ist, gibt das einem so ein tolles Gefühl, dass man es immer wieder machen möchte.“
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Noch mehr Trendsport in Mülheim
Zum ersten Mal fand der Skatecontest ohne BMX-Biker statt. Man sei sich in den vorangegangenen Events zu sehr in die Quere gekommen, erläutert Jonas Höhmann. Im Spätsommer gebe es einen Wettbewerb nur für die Fahrradsportler.Der Bereich Trendsport des Mülheimer Sportservice bietet immer wieder zahlreiche Kurse an. Nähere Informationen dazu und zu weiteren Events gibt es im Internet: trendsport.muelheim-ruhr.de