Mülheim. Studentisches Wohnen neben Mülheims Hochschule Ruhr West war naheliegend, doch die neue Flächeneigentümerin hat andere Pläne für das Areal.
Auf dem ehemaligen Stangier-Gelände in Broich hat es nicht nur einen Eigentümer-Wechsel gegeben, auch die Pläne für eine Bebauung auf dem seit Jahren brachliegenden Areal in direkter Nachbarschaft zur Hochschule Ruhr-West haben sich geändert: Neben den Studierenden sollen jetzt Senioren ein neues Zuhause finden können – Service inklusive.
Vor zwei Jahren noch war mit drei Kinderspielplätzen auf dem Gelände geplant worden, nun ist das hinfällig, da sich die Zielgruppe geändert hat: Auf dem rund 4500 Quadratmeter großen Areal will die expansionswillige Wohnvoll AG aus Frankfurt ihre Vision weiterverfolgen, „allen Menschen ab 65 attraktive, erschwingliche Wohnmodelle anbieten zu können – damit sie ihr Leben jetzt und später so leben können, wie sie es möchten“.
Mülheim einer der ersten Projekt-Standorte der Wohnvoll AG werden
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Die Wohnvoll AG hat sich zum Ziel gesetzt, „ganz neue Maßstäbe“ im serviceorientierten Wohnen für Menschen ab 65 zu setzen. Sie wolle „eine glaubwürdige, moderne Alternative zum Pflegeheim“ bieten, so Aufsichtsratsmitglied Michael Tockweiler. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Steyer ergänzt, die Aktiengesellschaft wolle dabei umweltfreundliches Bauen, eine förderungsfähige Nachhaltigkeit, eine tiefe Expertise in der Pflege und ein smartes Technologie-Konzept miteinander verbinden.
Mit diesem Konzept will das Unternehmen sogenannte Wohnvoll villages mit seniorengerechtem Wohnen errichten. Es wird geklotzt statt gekleckert. Das Ziel lautet, schon binnen der nächsten drei Jahre in die Planung von mindestens 60 solcher Standorte in Deutschland einzusteigen. In diesem Jahr soll der Bau der ersten drei Anlagen beginnen, so in Mülheim. Die Eröffnung des ersten „Wohnvoll village“ in Bergkamen ist für 2024 geplant. Ab 2024 sollen sechs bis zehn Wohnanlagen pro Jahr folgen.
12.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sind im Mülheimer Wohnbauprojekt geplant
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Für einen Standort an der Duisburger Straße in Broich laufen dem Vernehmen nach bereits Abstimmungen mit der Stadtverwaltung, um einen Bauantrag einreichen zu können. Erst Ende Mai hatte die Wohnvoll AG das Grundstück erworben. „Wir freuen uns, mit dem neuen Projekt, im Zentrum des bevölkerungsreichsten Bundeslandes, ein Wohnvoll village mit einer Bruttogeschossfläche von 12.000 Quadratmetern zu realisieren. Der Bedarf an Wohnungen für Menschen im Alter ab 65 ist nach wie vor sehr hoch und wird auch hoch bleiben“, zitierte die digitale Plattform Konii.de dieser Tage den Wohnvoll-Geschäftsführer Sebastian Holl.
Aufgesetzt werden soll das Bauprojekt offenbar auf den Planungen der Vorbesitzerin. Diese hatte vom Wuppertaler Architekturbüro Schwittay für die Duisburger Straße vier Gebäude geplant, mit 104 Wohneinheiten. Nun sollen die vier- bis fünfgeschossigen Gebäude, die miteinander verbunden werden sollen, 93 neue Wohnungen für den Markt hergeben.
Buchbar sind Freizeitaktivitäten oder Pflege-Dienstleistungen
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Das Angebot soll maßgeschneidert für die Generation 65+ sein, die möglichst lange selbstbestimmt leben will. Qualitativ hochwertig, aber erschwinglich sollen die Wohnungen werden. Bewohner sollen soziale Aktivitäten zubuchen können, ebenso Service oder Pflege-Dienstleistungen. Hinzukommen soll laut Medienbericht eine Tagespflege für bis zu zwölf Personen sowie zwei Pflege-Wohngemeinschaften für weitere 20 potenzielle Bewohner. Für die Anlage sind Gemeinschaftsräume angedacht, dazu ein Restaurant-Betrieb, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll.
Die Bauarbeiten auf der Fläche, die ursprünglich einmal für eine Erweiterung der Hochschule vorgesehen war, sollen bereits im dritten Quartal dieses Jahres beginnen, wenn die Abstimmungen mit der städtischen Genehmigungsbehörde ohne größere Hürden bleiben. Alle vier Häuser sind als KfW-Effizienzhäuser 40 geplant.
Ursprünglich sollten Wohnungen auch für Studenten und Familien entstehen
Vor gut zwei Jahren hatte die alte Grundstückseigentümerin noch mit 40 bis 90 Quadratmeter großen, barrierefreien Wohnungen geplant, die zwar auch, aber nicht nur für Senioren gedacht waren. Trotz einer seinerzeit kalkulierten Kaltmiete ab 9 Euro sollten nah am Radschnellweg etwa auch Studenten als Mieter angesprochen werden, daneben Familien. Clou und Alleinstellungsmerkmal der seinerzeit projizierten Wohnanlage sollte ein voll automatisierter Kiosk ohne Verkaufspersonal werden. Hier sollten sich Kunden an Automaten mit Dingen des täglichen Bedarfs eindecken können, auch mit Frischeprodukten.
Die Eigentümer hatten ihr Projekt zwischenzeitlich auf den Prüfstand gestellt – und sich dann entscheiden, sich komplett vom Projekt zu trennen, dessen Wohnungen über eine Vermietungsgesellschaft an den Markt gebracht werden sollten.