Mülheim. Die Mülheimerin Margarete Schwörer ist gerade 102 Jahre alt geworden. Sie hat mit 80 noch einmal die Schulbank gedrückt und surft im Internet.

Margarete Schwörer gehört zu den aktuell 35 Mülheimerinnen und Mülheimern, die 100 Jahre alt und älter sind. Am vergangenen Freitag, 10. Juni, feierte die Heißenerin ihren 102. Geburtstag. Das Internet ist für die betagte Seniorin das Tor zur Welt.

Nicht nur ihre Nachbarn, ehemalige Kollegen, Freunde und Familienangehörigen gratulierten der Jubilarin und stießen mit ihr auf ihren Ehrentag an. Auch Manfred Mons und Helmut Schmidt von der Ruhr River Jazzband kamen mit ihrer Posaune und ihrem Banjo vorbei, um der betagten Seniorin ein Geburtstagsständchen der swingenden Art zu bringen.

Mülheimerin zählte zu den letzten Sparkassen-Beamtinnen

Margarete Schwörer hat offensichtlich gute Gene. „Meine Mutter, die ich nach meiner Pensionierung gepflegt habe, ist fast 103 Jahre alt geworden“, berichtet Schwörer. Als sie 1937 ihre Ausbildung bei der Sparkasse begann, hieß diese noch Stadtsparkasse und war ein Amt der Stadtverwaltung. „Ich war als Sparkassenrätin in der Kreditabteilung tätig und gehörte 1982 zu den letzten Sparkassen-Beamtinnen, die in den Ruhestand gingen“, erzählt Schwörer.

Die Jubilarin, die an der Ottostraße zu Hause ist, war verheiratet, ist aber früh verwitwet und deshalb kinderlos geblieben. Ihr Mann Walter musste als Soldat in Hitlers Wehrmacht kämpfen und 1941 am deutschen Überfall auf die Sowjetunion teilnehmen. Er gilt seit 70 Jahren als vermisst. Damit gehört er zu den insgesamt 2700 vermissten Mülheimer Soldaten, die nach dem Kriegsende 1945 für tot erklärt worden sind.

Über das Internet hält die Mülheimer Seniorin mit der Welt Kontakt

„Als der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 in Moskau die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion erreichte, hatte ich noch einmal Hoffnung meinen Walter wiederzusehen. Aber diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt“, erinnert sich die heute auf einen Rollstuhl und einen Treppenlift angewiesene Seniorin.

Margarete Schwörer, die mit 80 Jahren noch einmal die Schulbank gedrückt hat und einen Computerlehrgang absolvierte, ist technisch auf dem Laufenden. „Ich habe ein tolles I-Pad und eine E-Mail-Adresse. Damit kann ich alles machen und mit der Welt in Kontakt bleiben“, freut sich Schwörer. Auch wenn das betagte Geburtstagskind, das im Jahr des Mülheimer Ruhrkampfes und damit ein Jahr nach Ausrufung der Weimarer Republik das Licht der Welt erblickt hat, „sehr dankbar für mein hohes Lebensalter“ ist, lässt es doch keinen Zweifel daran, „dass Altwerden ein schwieriges Geschäft ist.“