An Rhein und Ruhr. NRW wird älter – aber nicht überall gleich schnell. Mülheim ist Spitzenreiter bei den Kommunen mit der ältesten Bevölkerung. Ein Überblick.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Wesel und die Städte Mülheim, Unna, Recklinghausen und Bottrop gehören zu den zehn ältesten Kommunen in NRW – gemessen am Durchschnittsalter ihrer Bevölkerung. Das teilte am Donnerstag der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Basis von Zahlen der statistischen Landesämter mit. Die jüngste Stadt ist demnach Münster, gefolgt von Bonn.

In Münster – einer Hochschulstadt – lag das Durchschnittsalter der Bewohnerinnen und Bewohner zum 31. Dezember 2020 bei 41,4 Jahren, in Bonn bei 41,8 Jahren, listet der GDV auf. Zum Vergleich: Mit 46,3 Jahren hat die Bevölkerung im Ennepe-Ruhr-Kreis das höchste Durchschnittsalter. In Mülheim liegt der Altersdurchschnitt bei 45,7 Jahren.

Allgemein seien es die Universitätsstädte und großen Metropolen, deren Einwohner deutlich jünger seien, teilte der Verband mit. Dieser Trend ist – mit Abstrichen – auch im Ruhrgebiet zu beobachten. Generell gilt im Revier: Die großen Städte sind eher jünger. Dortmund und Duisburg etwa liegen erkennbar, Essen knapp unter dem NRW-Durchschnitt von 44,3 Jahren (siehe Tabelle). Die Kreise (Wesel, Ennepe-Ruhr, Recklinghausen) liegen dagegen deutlich darüber. Jüngste Ruhrgebietsstadt ist Gelsenkirchen.

Demografie: Jeder 12. in Mülheim ist älter als 80 Jahre

Ende 2020 lebten knapp 1,3 Millionen in NRW, die älter als 80 Jahre sind. Das waren fast doppelt so viele wie 1990. Ihr Anteil an der NRW-Bevölkerung liegt inzwischen bei sieben Prozent. Im Jahr 2019 waren es 6,8 Prozent. Spitzenreiter ist Mülheim an der Ruhr: Rund jeder zwölfte Einwohner der Stadt habe seinen 80. Geburtstag bereits überschritten, teilte der GDV mit.

Die Gelsenkirchener sind in den vergangenen 30 Jahre statistisch um 2,5 Jahre älter geworden. Der Kreis Wesel alterte im selben Zeitraum mit 7,5 Jahren dreimal so schnell. Die gesamte NRW-Bevölkerung ist in drei Jahrzehnten im Schnitt um knapp fünf Jahre älter geworden und liegt mit 44,3 Jahren etwa im Deutschland-Trend. Die ältesten Regionen finden sich allesamt in den neuen Bundesländern.

Einen Altersdurchschnitt von 50 Jahren und aufwärts haben die Kreise Vorpommern-Rügen, Mecklenburgische Seenplatte, Spree-Neiße, Greiz, Mansfeld-Südharz, Altenburger Land und die Städte Dessau und Suhl; letztere ist mit 51 Jahre Durchschnittsalter an der Spitze der Rangliste.

Damit die Schere zwischen den Regionen nicht weiter auseinander geht, forderte der GDV Impulse für den ländlichen Raum. „Wirtschaftliche Perspektiven sind wichtig, um junge Menschen zu halten“, betonte Peter Schwark, stellvertretender GDV Hauptgeschäftsführer. Neue Chancen könnte der Home-Office-Trend ergeben. „Home-Office bindet die Metropolen und ihr näheres Umland enger aneinander und kann die Landflucht bremsen“, erklärte der GDV-Vize.

Bevölkerungsentwicklung: Höhepunkt der Alterung steht noch bevor

Eine weitere Erkenntnis: „Der demografische Wandel zeichnet sich immer deutlicher ab“, so Schwark. Der Höhepunkt der Alterung stehe aber noch bevor: „In dieser Dekade gehen die Babyboomer in Rente. Dann bricht die demografische Welle.“ Bund, Länder und Gemeinden müssten mehr tun, um die Folgen der Alterung zu bewältigen, etwa beim Rentensystem und der Zahl der Betreuungsplätze. (mit dae/dpa)