Mülheim. Dass die Stiko eine Corona-Schutzimpfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren empfiehlt, halten die Mülheimer Kinderärzte für „überfällig“.

In der vergangenen Woche hat die Ständige Impfkommission (Stiko) eine generelle Impfempfehlung gegen Covid-19 für Kinder zwischen fünf und elf Jahren herausgegeben. Längst notwendig finden das auch die Mülheimer Kinderärzte.

„Das war überfällig“, sagt Dr. Olaf Kaiser, dessen Netzwerk „Kids 4.0“ vier Gemeinschaftspraxen in Mülheim umfasst. Kaiser ist außerdem Obmann der Mülheimer Kinderärzte. „Wir haben es schon vielen Eltern angeboten, weil es etwas ist, das uns mit Blick auf den Herbst auch wirklich weiterbringen kann“, sagt Kaiser.

Kinderimpfung in Mülheim: Basisimmunität mit Blick auf den Herbst

Auch interessant

Denn das primäre Ziel der jüngsten Impfempfehlung ist mit Blick auf den kommenden Herbst insbesondere der Aufbau einer Basisimmunität auch bei Kindern im Grundschulalter. „Ich würde mir wünschen, dass viele da jetzt noch einmal aktiv werden“, sagt Kaiser. Er fürchtet allerdings, dass die meisten, die ihre Kinder impfen wollten, das längst getan haben. Grundsätzlich laufe das Impfen aktuell nur noch auf niedriger Flamme. „Daher sind wir für jede Werbung dankbar“, sagt Dr. Kaiser.

Die Stiko-Empfehlung sieht für Kinder mit Vorerkrankungen weiterhin zwei Grundimpfungen sowie eine Auffrischungsimpfung vor. Gesunde Kinder sollten zwei Impfdosen erhalten, wenn sich in ihrem Umfeld Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die nicht selbst durch eine Impfung geschützt werden können. „Es schützt eben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die ganze Familie“, betont der Mülheimer Kinderarzt.

Expertinnen und Experten erwarten erneuten Anstieg der Infektionen

Zudem empfiehlt die Kommission eine vorsorgliche Impfung für alle anderen Kinder, „weil ein erneuter Anstieg von SARS-CoV-2-Infektionen im kommenden Herbst bzw. Winter zu erwarten ist“. Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unterstützen die Empfehlung ausdrücklich. Besonders wichtig sei auch die Verminderung von indirekten Folgen einer Infektion.

Auch indirekte Corona-Folgen sollen durch Impfungen vermieden werden

Wie zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben, waren die psychologischen und psychosomatischen Auswirkungen von Maßnahmen wie Isolation oder Quarantäne für Kinder und Jugendliche so belastend, „dass es notwendig und angemessen erscheint, dies zukünftig mit allen Mitteln zu verhindern“, heißt es in einer Stellungnahme des BVKJ.

Die Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen soll vorzugsweise mit Comirnaty durchgeführt werden, bei sechs- bis elfjährigen Kindern ist die Verwendung von Spikevax ebenfalls möglich. Für einen möglichen Anstieg der Impfnachfrage durch die öffentlichkeitswirksame Stiko-Empfehlung sieht Dr. Olaf Kaiser die Mülheimer Praxen gut vorbereitet. „Wir räumen neue Impftermine ein und werden die Bestellungen entsprechend anpassen.“