Mülheim. Das St. Marien-Hospital in Mülheim hat über den Pflegeberuf informiert. Was so attraktiv an dem Job ist, der mit vielen Vorurteilen kämpft.
„Viele Leute denken, dass man in der Pflege nur den Hintern von Patienten abwischt – aber das stimmt nicht!“, sagt Saskia Hein. Die 19-Jährige macht seit zwei Jahren eine Ausbildung zur Pflegefachfrau im St. Marien-Hospital in Mülheim – und liebt ihren Job vor allem wegen seiner Vielfältigkeit.
Zum internationalen Tag der Pflege hat das Krankenhaus am Donnerstag, den 12. Mai, eine große Aktion gestartet. Insgesamt hatten sich 120 Schülerinnen und Schüler von berufsbegleitenden Schulen aus Mülheim dafür angemeldet.
An verschiedenen Stationen erklären Pflege-Mitarbeitende ihre Aufgaben
Die Veranstaltung ist gut besucht. Auf dem Außengelände vor dem Krankenhaus sind verschiedene Zelte aufgebaut – insgesamt fünf Stück. Darin stellen sich unterschiedliche Pflege-Abteilungen vor: Von der Notaufnahme und Intensivstation über den OP-Bereich und die Anästhesie bis hin zum Herzkatheterlabor. Auch die stationäre und die psychiatrische Pflege sind vertreten.
„Damit wollen wir einige Facetten der Arbeit zeigen und Werbung für den Beruf machen. Nicht nur im Gespräch, sondern auch zum Mitmachen“, erklärt Pflegedirektor Maik Stanczyk die Idee. Und tatsächlich – in den Zelten stehen die Mitarbeitenden nicht nur für persönliche Gespräche bereit. Schülerinnen und Schüler können auch selbst mal Hand anlegen.
Schülerinnen und Schüler probieren sich im Reanimieren und Operieren aus
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Im Zelt der Notaufnahme liegt eine Übungspuppe auf dem Boden. Hier erklärt eine Krankenschwester, wie man im Notfall richtig wiederbeleben kann. „Kennt ihr den Song ,Stayin’ Alive’ von den Bee Gees?“, fragt sie eine Gruppe von Schülerinnen. Sie nicken. „Daran könnt ihr euch orientieren. Der Takt gibt den Rhythmus für die Reanimation vor – also wie häufig man auf das Herz drücken muss.“
Eine Station weiter liegen Chili-Himbeer-Bonbons, Lavendelöl und Murmeln. „Das hilft beim Entspannen. Es gibt aber auch Aromen, die aktivierend wirken“, sagt Heike Fink-Heldt. Sie ist ausgebildete Aromapflegepraktikerin und informiert über die neuartige Aroma-Therapie in der Psychiatrie. „Murmeln?“, fragt ein Schüler erstaunt. „Ja, viele denken: Das sind doch nur Murmeln. Die können doch nichts bringen. Aber sie helfen, im Hier und Jetzt anzukommen, wenn jemand sehr gestresst ist.“
Daneben ist das Zelt der Operation und Anästhesie. Hier zeigt ein Krankenpfleger, wie man einen Patienten künstlich beatmen kann. Aber auch die minimal-invasive Operation wird veranschaulicht. An einer Übungspuppe führen Schülerinnen und Schüler eine Kamera durch ein kleines Loch in den Körper ein. Auf einem Bildschirm ist das Innere zu sehen. Plötzlich taucht ein Gummibärchen im Bauchraum auf, das sie mit einer Zange versuchen herauszuziehen. Sieht leichter aus, als es ist. Erst nach ein paar Minuten ruft eine Schülerin: „Endlich, jetzt hab’ ich es!“
Auszubildende räumen mit den Vorurteilen gegenüber ihrem Beruf auf
An einem anderen Stand stehen ein paar Auszubildende vom St. Marien-Hospital. Sie beantworten Fragen zum Einstieg und zum Ablauf der Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Viele von ihnen kennen die Voreingenommenheit gegenüber ihrem Beruf – lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, körperlich anstrengende Arbeit, Mitarbeitermangel, und so weiter. „Oft heißt es: Anderen den Hintern abwischen? Das könnte ich nicht. Dabei ist das nur ein minimaler Teil unserer Arbeit“, sagt Sofie Müller.
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Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr und räumt mit den Vorurteilen auf. „Ja, wir arbeiten manchmal lange. Aber das stört mich nicht, weil auf jeder Station das Team so toll ist. Dann macht die Arbeit viel Spaß“, erzählt die 20-Jährige. „Und schlecht bezahlt werden wir auch nicht – im Gegenteil. Das ist einer der am besten bezahlten Ausbildungsberufe.“ Ihr bisheriges Highlight in der Ausbildung? „Ich habe mich wahnsinnig auf den Tag gefreut, als ich meine erste Spritze verabreichen durfte – oder als ich im OP hinter die Kulissen gucken durfte.“
Pflegerinnen und Pflegern gefällt nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Dankbarkeit
Genau das interessiert auch Schülerin Yuliana Leidi. „Ich finde das total spannend. Mich schrecken die Vorurteile überhaupt nicht ab. Ich wollte schon immer Krankenschwester werden“, sagt die 19-Jährige vom Berufskolleg Stadtmitte. Der Meinung ist auch ihre Mitschülerin Elena Triebel: „Mir würde es nichts ausmachen, einen stressigen Job zu haben. Ich finde es einfach schön, Menschen zu helfen und zu sehen, wie sie wieder gesund werden.“
Damit spricht sie einen Punkt an, den fast alle Pflegerinnen und Pfleger an diesem Tag hervorheben: Sie lieben ihren Job nicht nur aufgrund der Vielfalt, sondern vor allem, weil sie von den Patientinnen und Patienten eine riesige Dankbarkeit erfahren.