Mülheim. Essen gehen in Mülheim wird immer teurer. „Das ist weit weg von Gut und Böse“, sagt ein Mülheimer Gastronom. Worauf sich Gäste einstellen müssen.

Viele Café- und Restaurantbetreiber in Mülheim ziehen aktuell ihre Preise an - und verzweifeln daran. Einer von ihnen ist Jörg Thon. „Wer soll das noch bezahlen?“, fragt er sich und erklärt, warum die Preise in der Gastronomie explodieren.

Bis vor Kurzem hat Thon den Ratskeller in Mülheims Innenstadt betrieben. Der Bürgergarten ist weiterhin in seinem Besitz. Thon ist auch Kreisvorsitzender des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga und weiß um die Situation der Restaurantbetreiber in der Stadt.

Gastronomie in Mülheim hat mit Kostenerhöhungen auf allen Ebenen zu kämpfen

„Wir kriegen es von allen Seiten, weil wir von vielen Faktoren abhängig sind.“ Die gesamte Gastronomie sei durch die aktuell steigenden Preise betroffen. Jeder Betreiber müsse seine Kosten jetzt neu ermitteln - „und das quasi jede Woche“, berichtet Jörg Thon. Dabei sei es egal, ob auf dem Teller eine Currywurst liegt oder ein hochwertiges Rinderfilet. Er schildert die Misere an seinem eigenen Beispiel.

Es fängt bei den Energiekosten an. Bisher habe der Ratskeller 2000 Euro im Monat an Strom gekostet. Jetzt liege der Preis bei 3000 bis 3500 Euro. Weiter geht es bei den Personalkosten: Anfang des Jahres ist der gesetzliche Mindestlohn auf 9,82 Euro gestiegen - und in diesem Jahr sind noch weitere Erhöhungen in Sicht.

Gastronom Jörg Thon aus Mülheim sieht noch kein Ende explodierender Preise.
Gastronom Jörg Thon aus Mülheim sieht noch kein Ende explodierender Preise. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch die Betriebskosten haben sich erhöht: Versicherungsbeiträge gehen prozentual nach oben. Handwerker werden durch die steigenden Benzinpreise teurer. Sie sind aber nötig für die Instandhaltung von Restaurants. Generell ist der teure Sprit ein Problem für die Gastronomie. Denn auch Lieferanten berechnen deshalb einen Aufschlag. Dazu kommen die Lieferkettenprobleme wegen der Corona-Pandemie und der Rohstoffmangel.

„Ich bin selbst entsetzt. Wir wissen nicht, in welche Richtung das geht“

Im Einkauf hätten sich die Lebensmittelpreise fast verdreifacht - nicht nur bei Öl. Auch Rindfleisch sei 30 bis 50 Prozent teurer geworden und Schweinefleisch habe sich um 25 Prozent erhöht. „Fisch kann man fast nicht mehr bezahlen“, sagt Thon und klingt verzweifelt. Während sich der Preis für Lachs „nur“ verdoppelt habe, koste ein Kilogramm Hummer jetzt 80 statt 30 Euro. „Das ist weit weg von Gut und Böse. Ich bin selbst entsetzt.“

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All diese Faktoren müssen nun bei der Kalkulation bedacht werden. Früher habe man einen Aufschlag pro Teller berechnet. Das gehe jetzt nicht mehr. „Wenn ich 8 Euro pro Teller aufschlagen muss, kostet die Currywurst plötzlich 13 Euro. Wer soll das denn bezahlen? Niemand.“ Deshalb hätten sich viele Restaurantbetreiber bisher zurückgehalten mit dem Anziehen der Preise. Dennoch müssten sie schon jetzt einen Teil der Mehrkosten an den Gast weitergeben.

Im Bürgergarten kosteten die Schnitzelgerichte bisher rund 13 Euro. Jetzt liegen sie zwischen 15 und 17 Euro. Auch die Bierpreise sind gestiegen: von 2,20 auf 2,50 Euro für ein kleines Glas. „Und das ist noch preiswert, weil auch Bier im Einkauf immer teurer wird“, erklärt Jörg Thon und weist auf einen weiteren Punkt hin: „Wir wissen nicht mal, in welche Richtung das alles geht. Es herrscht noch keine Stabilität in all den Preisen.“

Gäste müssen sich auf weiterhin steigende Preise im Restaurant einstellen

Der Mülheimer Gastronom Jörg Thon hat im Vergleich zu vielen seiner Kollegen noch einen Vorteil. Auf seinem Haus, in dem er den Bürgergarten betreibt, sorgt eine Photovoltaikanlage für eigene Stromproduktion.
Der Mülheimer Gastronom Jörg Thon hat im Vergleich zu vielen seiner Kollegen noch einen Vorteil. Auf seinem Haus, in dem er den Bürgergarten betreibt, sorgt eine Photovoltaikanlage für eigene Stromproduktion. © Martin Möller / Funke Foto Services | Martin Möller

Nur an der Miete habe sich bisher nichts geändert. Die Restaurants würden versuchen, so gut es geht Kosten einzusparen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Im Bürgergarten, so Thon, sei er „in der glücklichen Lage“, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und Blockheizwerke im Keller zu haben. Aber viele der Betreiber hätten das nicht und könnten nicht an Energiekosten sparen.

Gäste müssten sich weiterhin auf steigende Preise einstellen. „Das hat nichts damit zu tun, dass wir schnell reich werden wollen. Wir wollen einfach nur unseren Betrieb am Leben halten können“, erklärt Jörg Thon.„Wir sind wie das Kaninchen vor der Schlange. Wir können nichts aktiv tun, sondern nur reagieren.“