Mülheim. Explodierende Energiekosten, steigende Preise für Lebensmittel und Getränke – Gastronomen aus Mülheim müssen ihre Preispolitik überdenken.

Durch die schrittweisen Lockerungen ist für die Gastronomie nach vielen schweren Monaten eigentlich wieder Land in Sicht. Ausgerechnet jetzt müssen die Restaurants wohl oder übel an der Preisschraube drehen.

Schon vor über einem halben Jahr hatte der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Nordrhein seine Betriebe dazu ermutigt, die Wiedereröffnung als Chance für Preiserhöhungen zu nutzen. In der Zwischenzeit sind vor allem die Energiekosten geradezu explodiert, auch die Preise für Nahrungs- und Genussmittel sind gestiegen. Am 1. Mai greift zudem eine Tariferhöhung für die Beschäftigten.

Chef der Mülheimer Mausefalle: „Das lässt sich überhaupt nicht vermeiden“

„Wir werden dazu gezwungen sein, die Preise auf die Gäste umzulegen“, sagt Mülheims Dehoga-Vorsitzender Jörg Thon. Andernfalls würde es bloß zulasten der Gewinne in einer ohnehin schwer angeschlagenen Branche gehen. „Zehn bis 14 Prozent müssen als Gewinn übrigbleiben, um überhaupt überleben und schlechtere Zeiten überstehen zu können“, rechnet Thon vor.

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„Das lässt sich natürlich überhaupt nicht vermeiden“, sagt auch Hendrik Peek, Chef der Mausefalle am Rande der Altstadt. Er sagt: „Wer nicht mit einem entsprechenden Preisspektrum mitgeht, der bricht hinterher ein.“

Energiekosten machen den Gastronomen besonders zu schaffen

Es sind vor allen Dingen die Energiekosten, die den Gastronomen zu schaffen machen. „Im Vergleich zu 2018 habe ich eine Verdopplung beim Öleinkauf“, ächzt Falk Sassenhof vom gleichnamigen Landhaus in Speldorf. „Das sind Hausnummern, die kann man nicht wegdiskutieren“, sagt der Gastronom, der bislang noch von Preisanpassungen abgesehen hat. „Durch den Fixkostenblock werden wir das wahrscheinlich irgendwann nicht mehr stemmen können“, betont Sassenhof.

Neben den Energiekosten sind auch die Lebensmittelpreise klar in die Höhe geschossen. „Sonnenblumenöl oder Rapsöl kostete mal einen Euro pro Liter. Jetzt zahle ich 1,80 Euro“, nennt Jörg Thon ein Beispiel für deutliche Preisentwicklungen. Auch Zutaten wie Milch oder Sahne schlagen im Einkauf mit höheren Summen zu Buche. „Gemüse ist extrem teuer geworden, Fleisch geht noch einigermaßen“, sagt Kollege Falk Sassenhof. Auch alle Brauereien und Getränkezulieferer hätten draufgeschlagen.

Mülheims Dehoga-Chef: „Wir wollen nicht den Erklär-Bär spielen müssen“

„Da bleibt uns nichts anderes übrig, als die Preise anzupassen“, sagt Hendrik Peek. Natürlich solle man dies vorsichtig tun. Denn höhere Beträge sind bei Gästen bisweilen ein heikles Thema. „Wenn das Bier 20 Cent teurer wird, kann das schon das Zünglein an der Waage für den ein oder anderen sein“, glaubt Falk Sassenhof.

Auch das Team der Mülheimer Mausefalle denkt über Preiserhöhungen nach.
Auch das Team der Mülheimer Mausefalle denkt über Preiserhöhungen nach. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

3G-Regel gilt ab dem 4. März

Ab dem 4. März ist der Zugang zur Gastronomie wieder unter der sogenannten 3G-Regelung möglich. Auch Ungeimpfte können dann wieder Restaurants und Bars besuchen, sofern sie aktuell getestet sind.

Die Regelung gilt zunächst bis zum 20. März. Drei Tage vorher kommen die Länderchefs zum nächsten Gipfeltreffen zusammen. Die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt vorerst bestehen.

Jörg Thon, der den Ratskeller in der Stadtmitte und den Bürgergarten an der Aktienstraße führt, befürchtet, „dass der ein oder andere Gast dadurch vielleicht ein- oder zweimal weniger zum Essen kommt.“ Grundsätzlich hofft er aber auf das Verständnis der Menschen. „Ich hoffe, dass wir als Gastronomen nicht dastehen und den Erklär-Bär spielen müssen“, so Thon.

Mülheims Gastronomen wollen sich über das Dilemma nicht beklagen

Auch Hendrik Peek sieht grundsätzlich das Dilemma, dass die Preisschraube jetzt gedreht wird, wo die Maßnahmen bald gelockert werden. Der Mausefallen-Chef möchte aber nicht jammern, sondern mit gleichbleibender Qualität punkten. „Ich höre immer wieder Leute vor unserem Schaukasten stehen und über die Preise schimpfen. Aber ein Schnitzel für unter zehn Euro ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Peek und fügt schmunzelnd hinzu: „Es ist ja auch nicht so, dass wir deswegen mit einem Lamborghini herumfahren, sondern dass wir hart dafür arbeiten.“

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