Mülheim. Bei einer Infoveranstaltung stritten sich Gegner und Befürworter des Flughafens Essen/Mülheim. Warum ein Konsens zur Zukunft nicht in Sicht ist.

Marcel Dronia

Auf dem Fußballplatz geht es bisweilen hoch her. Auch in der „Vereinbar“ des SV Raadt kochten am Dienstagabend phasenweise die Emotionen über. Es ging allerdings nicht um den Sport, sondern um die Zukunft des benachbarten Flughafens Essen-Mülheim.

Die Bürgerinitiative „Wir bleiben Flughafen“ stellte in ihrer vierten öffentlichen Veranstaltung, der ersten davon in Mülheim, ihre Pläne für das riesige Areal vor. „Der Ausbau des Flughafens ist nicht unser Thema, sondern der Erhalt des Status quo“, betonte Johannes Terkatz.

Bevölkerung lehnte neuen Stadtteil am Mülheimer Flughafen ab

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Laut der BI hätten mehrere 1000 Befürworterinnen und Befürworter eine Petition für den Erhalt unterschrieben. Insbesondere seit die Pläne eines neuen Stadtteils mit 6000 zusätzlichen Einwohnern bekannt wurden, nahm das Thema in der öffentlichen Diskussion Fahrt auf.

Vor allem aufgrund des deutlich zunehmenden Verkehrs gab es für diese mittlerweile verworfene Idee nie eine Akzeptanz in der Bevölkerung. „Wenn da oben gebaut wird, ist es für uns viel schlimmer, als wenn der Flughafen so bleibt, wie er ist“, unterstrich ein Anwohner.

Bürgerinitiative sieht die Zeit für eine politische Entscheidung gekommen

Auch Natur und Umwelt wären für viele deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden. „Dabei ist der Flughafen auch ein Freizeitgelände“, meinte Johannes Terkatz – und ergänzte: „Hätten wir den neuen Stadtteil, wäre diese Attraktivität weg, da sind wir uns sicher.“

Für Terkatz ist es nun an der Zeit, eine politische Entscheidung zu treffen, denn aktuell tickt die Uhr für den Flugbetrieb nur noch bis 2034. Wer will denn hier Geld investieren, wenn die Restlaufzeit nur noch zwölf Jahre ist?“, fragte der frühere SPD-Ratsherr.

Anwohner gegen Anwohner: „Dann müssen Sie wegziehen, wenn es Ihnen zu laut ist“

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Seine Schilderungen pro Flughafen wurden von einigen Anwesenden allerdings als „Märchen“ betitelt. Ein Mitglied des Netzwerks Mülheimer Bürger gegen Fluglärm führte die Geräuschkulisse als Gegenargument an. „Dann müssen Sie wegziehen, wenn es Ihnen zu laut ist“, konterten Anwohner. Oder: „Der Düsseldorfer Flughafen ist ganz klar lauter.“

WDL-Chef Frank Peylo bemängelte, dass sich die Zahl der hartnäckigen Kritiker auf einige wenige beschränke. „Die meisten Beschwerdeführer sind erst seit fünf bis sieben Jahren hierhergezogen“, so Peylo. Beidem widersprach der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm, Thomas Haffner: „Ich wohne schon seit 40 Jahren hier und bei mir klingelt ständig das Telefon und es sind Leute dran, die sich beschweren.“

WDL-Chef: Essen/Mülheim ist der Schwerpunkt der Verkehrsflugausbildung

Das Problem der Schutzgemeinschaft seien in erster Linie die Flugschulen, „weil die immer mit uralten Maschinen im Kreis über Haarzopf fliegen.“ Dabei, das betonte auch Terkatz, soll bei den sogenannten Platzrunden im Normalfall kein bewohnter Raum überflogen werden.

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„Ohne die Flugschulen sähe es für den Flughafen wirtschaftlich deutlich schlechter aus“, sagte Terkatz gegenüber denjenigen, die zuvor auch die finanzielle Zukunft in Frage gestellt hatten. „Essen/Mülheim ist der Schwerpunkt der Verkehrsflugausbildung“, betonte WDL-Chef Peylo. „Mülheim ist nicht der Nabel der Welt, aber irgendwo muss man ja mal glänzen.“

Von einem Konsens scheinen beide Seiten noch weit weg zu sein. Klar scheint aber, dass selbst die Befürworter genau hinschauen werden, was sich in nächster Zeit rund um die Brunshofstraße tut. „Der Flughafen soll nicht größer werden, wir wollen nicht von weiteren Bauten überrascht werden“, sagte beispielsweise ein Anwohner.

>> Info

Die Bürgerinitiative „Wir bleiben Flughafen“ hat sich zu Beginn des vergangenen Jahres gegründet. Angestoßen hatte die Idee die AGFÖ aus Essen, die Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie, die sich schon seit vielen Jahren für den Umwelt- und Landschaftsschutz rund um den Flughafen einsetzt.

Die AGFÖ ist nun ein integriertes Mitglied der Bürgerinitiative. Nach der digitalen Auftaktveranstaltung hatten ähnliche Bürgerinformationen bereits in Haarzopf und auf der Margarethenhöhe stattgefunden.