Mülheim. Der Entwurf für einen Bebauungsplan für die „Parkstadt Mülheim“ ist veröffentlicht. Diese Festlegungen gibt es schon zu Wohnbauplänen und Co..
Jetzt geht es los: Im Mai startet die politische Debatte zur künftigen Bebauung auf dem ehemaligen Areal der Tengelmann-Zentrale in Speldorf. Die Stadtverwaltung legte nun den ersten Entwurf für einen Bebauungsplan vor.
Es sind, für Mülheimer Verhältnisse, gigantische Daten: 13 Hektar groß ist das ehemalige Tengelmann-Gelände. Mit ihrem Siegerentwurf aus einem städtebaulichen Wettbewerb skizzierten Städtebauplaner des Wiener Büros Vlay Streeruwitz, dass vor Ort bis zu 800 neue Wohnungen entstehen könnten. Und Hochhäuser mit einer Höhe von bis zu 50 Metern Höhe (mehr als 15 Stockwerke). Durch das neue Stadtquartier soll sich eine breite Grünachse ziehen, mit einem 6000 Quadratmeter großen See zwischen Alt- und Neubauten.
Vorzeigequartier in Mülheim soll Wohnen, Arbeiten, Bildung und Erholung vereinen
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Insbesondere Anwohner blicken durchaus skeptisch auf die Pläne, sprechen davon, dass dieses „Klein-Manhattan“ nicht ins Umfeld der Wohngebiete an der Grenze von Speldorf zu Broich passe. Sie werden nun sicher genau hinschauen, in welche Richtung die Politik die Planungen des österreichischen Investors Soravia treibt, die innerhalb von zehn Jahren ein modernes Quartier für Wohnen und Gewerbe zum Ergebnis haben sollen. Ein neues Stück Stadt, das über Mülheim hinaus Strahlkraft haben soll.
Jetzt haben Mülheims Stadtplaner nach weitergehenden Vorabsprachen mit der Investorenseite das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs in einen ersten Entwurf für einen Bebauungsplan eingearbeitet. Die Festlegungen darin sind noch vage. Etwa finden sich darin noch keine Angaben zu Beschränkungen hinsichtlich von Bauhöhen und -dichte. Im Kern jedoch stimmen Wettbewerbs- und Bebauungsplanentwurf überein. Entstehen soll demnach ein „durchmischtes Stadtquartier, in dem Wohnen, Arbeiten, Bildung und Erholung miteinander vernetzt werden und urbanes Leben entstehen soll“.
Wohngebäude in der Parkstadt Mülheim mit 90.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche
Die alte Tengelmann-Zentrale samt alter Süßwarenfabrik, die derzeit saniert wird und in die schon zahlreiche neue Mieter eingezogen sind, ist nicht vom Bebauungsplanentwurf erfasst. Auf den Flächen ringsum soll der Schwerpunkt darauf liegen, Wohnraum zu schaffen – und zwar als „breitgefächertes Angebot an barrierefreien Wohntypen für Studierende, Ein- und Zwei-Personen-Haushalte über schlank geschnittene Familienwohnungen bis zu großzügigen Wohntypen“, wie es heißt.
Erste Kenndaten zur Wohnraumentwicklung sind nun benannt. So ist auf dem Areal neben 30.500 Quadratmetern Grün- und Wasserfläche (knapp die Hälfte des Baugebietes) Wohnraum in einer Größenordnung von rund 90.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche (über alle Geschosse) angedacht. Bei 800 Wohneinheiten ergibt sich daraus ein Mittelwert von 112,5 Quadratmetern je Einheit; freilich: Flure, Versorgungs- oder Lagerflächen und anderes sind darin eingerechnet. Darüber hinaus sind 23.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche für gewerbliche Nutzungen angegeben.
„Drei schlanke Hochhäuser“: Mögliche Gebäudehöhen sind noch nicht festgelegt
Es soll reine Wohngebäude, aber auch Mischnutzungen geben, etwa Wohnen mit Büro, Verwaltung, Hotel, Einzelhandel oder „verschiedene Sondernutzungen“. Insbesondere in Erdgeschoss-Ebenen ist an Dienstleistungen, Gastronomie und „Gemeinschaftsangebote“ gedacht, die das neue Stadtquartier beleben und Bedürfnisse der Nahversorgung decken sollen.
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Ein Quartierszentrum soll nördlich des heutigen Technikums entstehen, mit „drei schlanken Hochhäusern“, die von einem gemeinsamen Gebäudesockel weithin sichtbar in die Höhe ragen. Ob tatsächlich bis in eine Höhe von 50 Metern, muss politisch entschieden werden. Grundsätzlich solle die Höhenentwicklung ausgehend von den drei markanten Hochhäusern hin zu den östlichen und westlichen Rändern des Baugebietes (Ulmenallee beziehungsweise Veilchenweg) abfallen, um sich der Bebauung im Umfeld anzuschmiegen. Am Veilchenweg ist eine Kita fest eingeplant.
Neues Quartier in Mülheim soll „weitgehend autofrei“ sein
Kritisch blicken Nachbarn aus dem Umfeld auf den rollenden und ruhenden Verkehr, der in hohem Umfang zusätzlich vor Ort zu organisieren sein wird. Der Bebauungsplanentwurf geht davon aus, die Parkstadt „weitgehend autofrei“ zu erschließen. Pkw sollen mit Ausnahme von Besucherstellplätzen in Tief- und ergänzend in Hochgaragen Platz finden, die vorrangig über die Liebig- und Wissollstraße zu erreichen sein sollen. Vorläufig plane man mit einem Stellplatz je Wohneinheit, heißt es im Entwurf der Verwaltung.
Dies gelte es im weiteren Verfahren aber noch mal zu überprüfen; insbesondere das noch zu entwickelnde Mobilitätskonzept wird hier als Einflussfaktor benannt. Dabei soll die Parkstadt zu einem Vorzeigeprojekt einer neuen Intermodalität mit einem besonderen Fokus auf die nachhaltige ,Letzte Meile’-Vernetzung“ werden. Die Anbindung an den nahen Radschnellweg soll hier helfen, ebenso soll es Mobilitätsstationen mit Leihangeboten für Räder und Co. geben. Die Erschließung durch Buslinien wird auch Thema werden.
Eine Bürgerversammlung ist für September angedacht
Das Bebauungsplanverfahren soll nach öffentlichen Vorberatungen in der Bezirksvertretung (5. Mai) und im Umweltausschuss (17. Mai) am 24. Mai vom Planungsausschuss des Stadtrates offiziell in Gang gesetzt werden. Wie üblich ginge damit eine frühzeitige Bürgerbeteiligung einher. Sie soll nach derzeitigen Planungen Anfang August beginnen – inklusive einer Bürgerversammlung voraussichtlich Anfang September.
Weitere Ziele der Planung
Die Parkstadt soll am Ende – anders als das abgeschottete Tengelmann-Areal – aus allen Himmelsrichtungen öffentlich zugänglich sein und mit Grün, See und Gastro (im denkmalgeschützten Kesselhaus) zum Verweilen locken.
Für das Stadtquartier sollen hohe Klimaschutz-Standards zum Tragen kommen. Die Neubauten sollen energieeffizient sein, an Dachbegrünungen ist gedacht oder an den Erhalt möglichst vieler der vorhanden Bäume. Die Energieversorgung soll CO2-arm sein, der Anschluss an das Fernwärmenetz geprüft werden.