Mülheim. Nach langem Warten beginnt in Mülheim-Mintard nun der Ausbau des schnellen Glasfasernetzes. Am Freitag erfolgte der Spatenstich.

Der starke Wind hatte sich am Freitagmorgen im Vergleich zum Donnerstag zwar wieder gelegt, doch ein eigens für das Pressefoto aufgestelltes Roll-up konnte dennoch nicht standhalten und verabschiedete sich mehrfach gen Boden. „Ich hoffe, dass das Breitbandnetz besser hält“, schmunzelte Oberbürgermeister Marc Buchholz. Denn in Mülheim-Mintard fiel endlich der Startschuss für den Ausbau des neuen Glasfasernetzes.

„Ich freue mich, dass der erste weiße Fleck beseitigt wird“, sagte Buchholz beim obligatorischen Spatenstich auf dem Parkplatz des Mintarder Wasserbahnhofs. Durch den geförderten Glasfaserausbau wollen auch bislang unerschlossene Mülheimer Gebiete schnelles Internet bekommen. Das Netz soll Anfang 2023 in Betrieb genommen werden.

Medl-Chef spricht von „unternehmerischer Herausforderung“

Betreiber wird die Medl. Deren Chef Hendrik Dönnebrink wollte sich am Freitag noch gar nicht so sehr für das Projekt abfeiern lassen. „Ich bin eher daran interessiert, wenn es wirklich funktioniert. In einem Jahr haben wir hoffentlich noch einmal ein Meeting“, so Dönnebrink.

Der Geschäftsführer verschwieg aber nicht, dass das neue Giga-Netz eine „unternehmerische Herausforderung“ sei und „schon so manchen Blutdruck“ ausgelöst habe. Andererseits wird das Projekt das Geschäftsfeld der Medl nachhaltig verändern. „In 30 Jahren stünde ich hier nicht mehr als Geschäftsführer eines Energieversorgers, sondern wäre dann Datenmanager“, blickte Dönnebrink in die Zukunft.

Großer Zuspruch in der Mintarder Bürgerschaft

Im Anschluss an den Pressetermin hatte der Projektbetreiber die Mintarder Bürger in zwei Abschnitten zu einer Informationsveranstaltung geladen. „Es wird noch einen dritten Termin geben, weil wir diesmal sogar Haushalte ausladen mussten“, freute sich Dönnebrink über den großen Zuspruch.

Kein Wunder. Es wird Zeit für die Mintarder, die schon lange auf eine Anbindung an das schnelle Netz warten. „Wenn auf der Ruhrtalbrücke Stau ist, bricht unten in Mintard das LTE-Netz zusammen“, verdeutlichte Marcel Thelen, der Breitbandkoordinator der Stadt. Dass bereits 2017 ein Bestreben des Telekommunikationsunternehmens Deutsche Glasfaser aus wirtschaftlichen Gründen scheiterte, sei für die Anwohner im kleinsten Mülheimer Stadtteil „sehr misslich“.

Mitte des Jahres beginnen die Arbeiten am Breitbandausbau

Das soll sich nun ändern. Noch in diesem Monat beginnen vorbereitende Arbeiten in der Innenstadt, am 19. April bekommt die Medl Angebote für Materiallieferungen. „Es gibt natürlich eine hohe Nachfrage, weil alle Glasfaser bauen“, erklärt Projektleiter Jörg Hanitz. Die Medl werde die benötigten Materialien frühzeitig kaufen und bei einer Spedition vor Ort lagern. Das einzige Problem benennt Hendrik Dönnebrink: „Glasfaserkabel kommen größtenteils aus Russland oder der Ukraine.“

Burkhard Malcus von der Medl (li.) erläutert OB Marc Buchholz und der Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind den Glasfaseranschluss. Ein sogenannter Abschlusspunkt Linientechnik (APL) wird im Keller installiert. Über ein zweites Anschlussgerät kann der Router an das Netz angeschlossen werden.
Burkhard Malcus von der Medl (li.) erläutert OB Marc Buchholz und der Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind den Glasfaseranschluss. Ein sogenannter Abschlusspunkt Linientechnik (APL) wird im Keller installiert. Über ein zweites Anschlussgerät kann der Router an das Netz angeschlossen werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Ab Mitte des Jahres soll der Ausbau beginnen. Dafür wird eine unterirdische Trasse aus Richtung Broich gelegt. Der Projektbetreiber versucht dafür aber, vorhandene Leerrohre zu nutzen, etwa alte Wasserleitungen oder Gasleitungen von Thyssen. „Das kann erheblich Kosten sparen, denn der Tiefbau ist der Kostentreiber und natürlich geht es so auch viel schneller“, betont Hanitz.

Nach Mintard werden 19 Mülheimer Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen

Nach Mintard sollen 19 Schulen versorgt werden. Genutzt werden könnten dafür Glasfaserleitungen der Ruhrbahn, die die Medl anmieten würde. „Der Bund schreibt aber mindestens zwei Glasfasernetze pro Schule vor, es sei denn es gibt eine bestehende Infrastruktur“, erklärt Hanitz. Nun warte man auf das Go. Im besten Falle wäre im kommenden Jahr die gesamte Sekundarstufe II angeschlossen.