Mülheim. 777 Wanderlustige aus vier Generationen beteiligten sich am Freizeitevent für den guten Zweck: „1000 Herzen für Mülheim“. Ihre Beweggründe.
Sonntagmorgen, halb neun, die Temperaturen sind eisig, aber die Sonne strahlt. „Herrliches Wanderwetter“, ist vielfach zu hören von Hunderten Teilnehmern der ersten Wander-Benefiz-Aktion unter dem Motto „1000 Herzen für Mülheim“.
Auf der Müga-Wiese wimmelt es von hauptsächlich jungen Menschen wie zum Beispiel Sarah (29) und Robin (27) aus Mülheim. Rund 500 Leute wollen die Herausforderung annehmen, 17 Kilometer zu wandern. „Es ist ja auch schön flach in Mülheim“, sagt Sarah lachend und nimmt schulterzuckend zur Kenntnis, dass der Weg über den Liebfrauenhof durchs Rumbachtal, über den Witthausbusch und zurück zum Ringlokschuppen führt. In die Thermoskanne haben sie wegen der Kälte heißen Glühwein eingefüllt. Andere glühen mit Bier vom Sponsor bereits an den Stehtischen vor.
Wesentlich mehr Frauen als Männer beim Mülheimer Wander-Event
Die Initiatoren – drei Kardiologen des St. Marien-Hospitals Mülheim, Oliver Bruder, Thomas Schmitz und Heinrich Wieneke – sind freudig überrascht, dass so viele ihrem Aufruf zur Bewegung gefolgt sind. „Wir hatten auf 300 Menschen gehofft“, sagt Katharina Landorff, die Unternehmenssprecherin. „Aber Wandern ist jetzt mega hip.“
Auch interessant
Der Frauenanteil überwiegt, erklärt Christian Hengmith vom Organisator Bunert Events: 485 Frauen und 292 Männer sind gemeldet, dazu noch viele Kinder. Ian (13) ist mit seiner Mutter Mareike Cox aus Duisburg gekommen – mit dem Rad. „Zum Warmmachen“, fügt die Mutter grinsend hinzu. „Ich finde es schön, dass das Startgeld gespendet wird.“
„Eine schöne Strecke bei tollem Wetter“, meint eine dreiköpfige Frauenrunde aus Mülheim, bestehend aus Britta (67), Hedda (69) und Uschi (69). Uschi ist die Strecke schon mal probegelaufen, erzählt sie munter. Vier Stunden hat sie dafür gebraucht. Christian Hengmith schätzt, dass die Schnellsten die 17 Kilometer in 3 Stunden und 15 Minuten absolvieren werden. Die Stimmung ist bestens, wird noch von Martin Kels, dem Moderator von Radio Mülheim, angeheizt, ergänzt durch Redebeiträge des Schirmherrn, Oberbürgermeister Marc Buchholz, sowie der Mülheimer Chefärzte.
Auch ein Therapie-Pferd reiht sich ein
Wie bei Laufevents wird am großen Start-/Ziel-Tor der Countdown runtergezählt, dann ziehen die circa 500 Wanderer jubelnd und in recht zügigem Tempo hindurch. Eine schier endlos erscheinende Masse. Zum Schluss reiht sich noch das Therapie-Pferd vom Team Eli, dem Elisabeth-Krankenhaus, ein. „Ein Langstreckenpferd“, kommentiert Christian Hengmith grinsend.
Auch interessant
Um elf Uhr startet die zweite Gruppe, deutlich kleiner – und auch mit deutlich kleinerer Wanderroute. Jetzt allerdings sind es sehr viele Familien, etwa Sarah und Jogi aus Bottrop mit Joshua (5) und Samuel (7). „Die Medaille lockt“, kommentiert Sarah die Aufregung der Jungs. Inga Hütten hat Tochter Helena (dreieinhalb Monate) vor den Bauch geschnallt, trägt sie unter einer raffiniert geschnittenen Jacke. „Ich bin froh, dass wir das zeitlich hinbekommen haben, pünktlich sind. Das ist mit Baby ja nicht immer drin.“ Wandern als Event, das gefällt ihr.
Zum Startschuss der Fünf-Kilometer-Runde fängt es an zu schneien
Das Wetter hat sich inzwischen verschlechtert, just zum Startschuss fängt es auch noch an zu schneien. Doch das ändert nichts an der guten Stimmung der altersmäßig sehr gemischten Wanderfreunde. Karlheinz (85) und Marlies (72) aus Mülheim sind froh, überhaupt mitlaufen zu können, denn 1997 hatte Karlheinz einen Herzinfarkt, dem weitere körperliche Probleme folgten.
Auch interessant
Dass das Startgeld Kindern zugutekommt, gefällt vielen: Vom Erlös werden Projekte in der Stadt gefördert, die mit Bewegung zu tun haben. Auf dem Leinpfad sollen sich die beiden Gruppen vereinen und nach einer Überraschungsstation mit Süßigkeiten gemeinsam ab halb eins im Ziel eintrudeln. Für die zuletzt Gestarteten gibt es dann die erste Verpflegung durch die zahlreichen Sponsoren; die tapfersten Wanderer haben dann schon zwei Verpflegungsstationen mit Toilettennutzung abgelaufen.
Mülheimer Kardiologie empfiehlt dreimal pro Woche 25 Minuten Bewegung
Kardiologe Heinrich Wieneke tut kurz vor dem zweiten Startschuss nochmals kund, was die Idee der „1000 Herzen“ erreichen will, gerade weil während der Corona-Zeit sich zu viele Menschen viel zu wenig bewegt haben. „Dreimal pro Woche 25 Minuten Bewegung“, führt er aus, „das beugt schon Herzproblemen vor.“ – An diesem Sonntag tun etliche Menschen etwas für ihre Gesundheit und helfen dabei noch Kindern. Ein guter Anfang, meint auch der Geschäftsführer des St. Marien-Hospitals Carsten Preuß: „Das wollen wir jetzt jedes Jahr machen.“