Mülheim. Für Geflüchtete gibt es ab sofort eine wöchentliche Notfallsprechstunde an der Mintarder Straße. Was Mülheimer Ärzte derzeit behandeln müssen.
Die Gesundheitsversorgung der geflüchteten Menschen war schon kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges in Mülheim ein Thema, denn Erkrankte standen teils schon in den Praxen, ohne sich zuvor beim Ausländer- und Sozialamt gemeldet zu haben. Für Geflüchtete gibt es ab Mittwochnachmittag, 30. März, eine Notfallsprechstunde an der Mintarder Straße, bis sie einen Zugang zur medizinischen Regelversorgung haben.
Mülheimer Ärzte hatten anfangs auch die amtlich noch nicht registrierten Ukrainer versorgt, teils auf eigene Kosten. Nun füllt sich das Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße, rund 380 Menschen sollen dort unterkommen können. Die Stadtverwaltung entschloss sich, zusammen mit den niedergelassenen Ärzten, eine ambulante Praxis auf dem Gelände zu öffnen. „Es ist wichtig, dass den geflüchteten Menschen schnell und unbürokratisch geholfen wird“, betonte Mülheims Gesundheits- und Sozialdezernentin Daniela Grobe. „Die ambulante Praxis soll eine Anlaufstelle für die Erstversorgung darstellen.“
Die neue Praxis in Saarn steht allen Flüchtlingen in Mülheim offen
Die neue Einrichtung hat vorerst mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet und steht nicht nur den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zur Verfügung, „sondern allen geflüchteten Menschen in Mülheim, egal woher sie kommen und wo sie untergebracht sind“, betont Frank Pisani, der Leiter des Gesundheitsamtes. Sobald die Geflüchteten in den Praxen der Niedergelassenen versorgt werden können, werde die Notfallsprechstunde eingestellt, sagt Dr. Stephan von Lackum, der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung in Mülheim.
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Zum Auftakt sind ein Kinderarzt und eine Allgemeinmedizinerin am Mittwochnachmittag im Dienst, das soll auch je nach Nachfrage so bleiben. Denn unter den Flüchtlingen seien vor allem junge Mütter bis 40 Jahre mit ihren Kindern, hat Dr. von Lackum beobachtet. Die Mütter hätten viele Fragen zu Infektionen und zu Impfungen, weiß von Lackum. In der Notfallsprechstunde in Saarn sei auch immer ein Dolmetscher vor Ort. Mülheimer Fachärzte – Gynäkologen, Chirurgen, Kardiologen – würden zudem besondere Sprechstunden für Flüchtlinge anbieten, an die man im Bedarf vermitteln könnte.
Mülheimer Ärzte behandeln Erfrierungen und Wunden an den Füßen
Auch die Ärzte merken, unter welchen Strapazen die Flüchtlinge ihr Heimatland verlassen mussten: „Die Leute haben teils lange Märsche hinter sich, unter ganz ungünstigen Witterungsverhältnissen“, sagt von Lackum. „Wir sehen in den Praxen viele Erfrierungen und Wunden an den Füßen. Das kennen wir Ärzte hier kaum“, sagt er. Die Menschen hätten ja zum Teil tagelang draußen geschlafen und seien lange im Schnee gelaufen. Das Deutsche Rote Kreuz Mülheim (DRK), das derzeit auch die Versorgung der geflüchteten Menschen mit Mahlzeiten übernimmt, wird zusätzlich vor Ort im Bedarfsfall eine medizinische Erstversorgung sicherstellen.
Geflüchtete Menschen müssen sich registrieren, um Fragen zu materiellen Leistungen und zur medizinischen Versorgung klären zu lassen. Die Stadtverwaltung richtet derzeit zwei externe Büros als Registrierungsstellen für das Sozial- und das Ausländeramt auf dem Gelände an der Mintarder Straße ein.
789 Flüchtlinge sind in Mülheim angekommen
Am Dienstag, 29. März, waren 789 Flüchtlinge aus der Ukraine in Mülheim erfasst worden. Darunter sind 290 Kinder und Jugendliche. 23 davon sind ohne eine erfasste Begleitung in der Stadt angekommen.
Insgesamt 342 der geflüchteten Menschen sind bis 25 Jahre alt. Die Gruppe der Kinder von 6 bis 10 Jahre ist mit 99 Personen am größten.
Allein am Dienstag sind wieder 49 neue Flüchtlinge in Mülheim erfasst worden, darunter sind 16 Kinder und Jugendliche. 19 Personen sind unter 25 Jahre.
Es sind auch immer Menschen ohne Geburtsdatum dabei.