Mülheim. Sieben Unfallschwerpunkte hat die Polizei für Mülheim ausgemacht. Warum es manchmal nicht hilft, Markierungen und neue Schilder aufzustellen.

Unfallschwerpunkte in Mülheim werden jedes Jahr von der Polizei und der Unfallkommission neu bewertet. 2021 gab es sieben kritische Kreuzungen und Einmündungen in Mülheim, eine weniger als im Vorjahr. Manchmal helfen bauliche Veränderungen oder neue Beschilderungen, um an einem „Hotspot“ weitere Unfälle zu vermeiden. Wenn der Hauptgrund für die Unfälle aber eine Missachtung der Verkehrsregeln ist, bleibt nur noch, verstärkt zu kontrollieren.

Ein alle Jahre wiederkehrender Dauerbrenner bei den Unfallschwerpunkten ist der Eppinghofer Kreisel, wo Eppinghofer, Heißener und Sandstraße zusammenkommen. Im Zeitraum von 2019 bis 2021 wurden dort bei Unfällen zwei Radler und sechs Fußgänger (leicht) verletzt. „Hier ist ganz, ganz besonders viel Verkehr, es herrscht ein hoher Druck“, sagt Rolf Langefeld aus der Direktion Verkehr im Essener Präsidium. „Auch sehr viele Fußgänger sind hier unterwegs.“

Leider würden sich nicht alle regelkonform verhalten, das Rotlicht würde etwa häufig nicht beachtet werden. Was tun? „Man kann hier nur einen Streifenwagen hinstellen und jeden Verstoß sanktionieren“, meint Polizeihauptkommissar Langefeld, der auch Mitglied der Mülheimer Unfallkommission ist. Neben der Polizei sitzen dort Vertreter der Stadtverwaltung, vor allem aus Tiefbau- und Straßenverkehrsamt.

Neuer Unfallschwerpunkt in Mülheim: die Ausfahrt vom Supermarkt am Depot

Wenn mehrere Unfälle des gleichen Typs – etwa ein Zusammenstoß von Radfahrern und Autos – in einem bestimmten Zeitraum an ein- und derselben Stelle geschehen, spricht die Polizei von Unfallhäufungsstellen. Neu hinzu gekommen ist im vergangenen Jahr in Mülheim die Aus-/Einfahrt vom Supermarkt am ehemaligen Depot, an der Duisburger Straße (zwischen Hornhof und Karlsruher Straße). Autofahrer, die auf den Parkplatz wollen, müssen den Fuß- und den Radweg queren.

Mülheim- Mehr Unfälle, aber weniger verunglückte RadfahrerVier Radfahrer und ein Passant wurden dort von 2019 bis 2021 bei Unfällen verletzt. Autofahrer würden häufig übersehen, dass Radfahrer auf dem Radweg von beiden Seiten kommen dürfen, erläutert Langefeld. Wegen der Straßenbahnschienen ist nämlich auf der gegenüberliegenden Seite kein Platz für eine Radspur. Ein Stoppschild soll die Autofahrer beim Verlassen des Parkplatzes zum Anhalten zwingen, auch verweist ein Extra-Schild auf kreuzende Radfahrer aus beiden Richtungen. Die Haltelinie wurde auch schon erneuert. „Ich hoffe, dass die Autofahrer dort nun auch wirklich anhalten“, so Rolf Langefeld.

Die Überführung Aktienstraße, Mellinghofer und Eppinghofer Straße bleibt ein Unfallschwerpunkt: In der dreijährigen Betrachtung gab es dort bei Unfällen sieben Verletzte, sechs fuhren im Auto, auch ein Radfahrer wurde verletzt. Dort führte etwa auch regelwidriges Abbiegen oben auf der Brücke zu Unfällen.

Die Kreuzung an der Raffelbergbrücke: drei Schwerverletzte in drei Jahren

Drei Schwerverletzte in drei Jahren – so lautet die traurige Bilanz an der Kreuzung Raffelbergbrücke/Ruhrorter Straße/Akazienallee. Die Haupt-Unfallursache: Linksabbieger kollidierten mit dem entgegenkommenden Verkehr. Auch ein Motorradfahrer wurde übersehen und verletzte sich bei einem Unfall schwer. „Diese Stelle war lange Zeit unauffällig“, so Rolf Langefeld. „Wir beobachten das weiter.“ Möglicherweise könnte eine separate Linksabbiegerspur mit Ampelregelung diese Kreuzung entschärfen.

Regelwidriges Fahren führt zu Unfällen

An der Kreuzung Mellinghofer / Mühlenstraße gab es in drei Jahren sieben Verletzte. Beim (rechts) Abbiegen in die Mühlenstraße übersehen Autofahrer trotz der extra-Beschilderung schon mal die Radler auf dem Radweg.

Ein Rad- und ein E-Scooterfahrer fuhren allerdings auf dem Fuß-/Radweg auf der falschen Seite des Radwegs. Sie kamen also von links und wurden vom rechts abbiegenden Pkw übersehen und erfasst.

Beim Abbiegen an der Oberhausener Straße auf die A 40 krachte es in dem betrachteten Dreijahreszeitraum zweimal schwer, weil das Rotlicht missachtet und Linksabbieger nicht beachtet wurden. An den Unfällen war auch eine Straßenbahn beteiligt.

Eine normalerweise unauffällige Kreuzung ist noch „auf den letzten Drücker“ Ende des Jahres in den Fokus der Polizei geraten: Mehrfach hat es an der Straßenkreuzung Steinknappen/Holthauser Höfe/Zeppelinstraße in den letzten Dezembertagen 2021 gekracht – an Tagen, an denen die Ampel ausgefallen war. Die Ampelanlage dort gehört zu jenen, die in Mülheim nachts zwischen 23 Uhr und 4 Uhr ausgeschaltet sind. Einen Tag vor Heiligabend wurde bei einem nächtlichen Unfall, der einen Schwerverletzten forderte, ein Ampelmast umgefahren – und die ganze Anlage fiel aus. Bis zur Reparatur wenige Tage später krachte es dann noch zweimal auf der Kreuzung.

Warum eine Mülheimer Ampel jetzt nicht mehr abgeschaltet wird

Diese Ampelanlage wird künftig in der Nacht vorsichtshalber zur Unfallvorbeugung nicht mehr ausgeschaltet. Auch wird die Unfallkommission prüfen, ob auf der Mitte der Kreuzung ein Zusatzschild aufgebaut wird, das Autofahrer vom Steinknappen her kommend an die Beachtung der Vorfahrt erinnert, weil manche (vor allem Ortsunkundige) nicht mit dem Verkehr aus beiden Richtungen rechnen.