Mülheim. Das Ex-Hotel Noy in Mülheim heißt bald „Tante Alma“ und wirbt um Studierende. Die neuen Hausherren setzen auf Trödel und glauben an ihren Erfolg.

Dass vor dem ehemaligen Hotel Noy plötzlich Baucontainer stehen, ist schon auffällig. Was es genau bedeutet, war zunächst nicht klar. Die Eigentümer der Immobilie hielten sich lange bedeckt.

Jetzt haben sie ihre Pläne für das markante Gebäude an der Schloßstraße preis gegeben: Aus dem Leerstand, der mal ein Traditionshaus war, soll wieder ein Hotel werden. Ein Designerstück aus der Reihe „Tante Alma“.

Mülheimer Traditionshotel wird entkernt und bekommt ein „trendiges Konzept“

Ein „trendiges Hotelkonzept“ kündigen die neuen Betreiber an, die in Mülheim ihren vierten Standort eröffnen wollen. Das Haus soll komplett entkernt und neu ausgebaut werden, die Außenansicht jedoch weitgehend unverändert bleiben. Das Innenleben wird umdekoriert im Stil eines begehbaren Trödel- oder Antiquitätenladens.

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Tante Alma ist eine Kunstfigur, um die herum eine fiktive Lebensgeschichte gestrickt wurde - einzelne Phasen oder Episoden werden bestimmten Hotels zugeordnet. So tritt Tante Alma in Bonn im Hippie-Stil auf, in Mannheim als Operndiva. In Mülheim, kündigen ihre Schöpfer an, „präsentiert sie sich als die Erfinderin und Forscherin, die sie einmal war“. Warum sie ausgerechnet in Mülheim einen wissenschaftlichen Touch bekommt, begründen die Hotel-Macher so: „Mülheim bietet mit zahlreichen innovativen und forschenden Unternehmen eine super Grundlage, diesen Lebensabschnitt von Tante Alma zu erzählen.“

Wie genau die Einrichtung letztlich aussehen wird, bleibt vorerst geheim: „Das genaue Interiorkonzept werden wir erst im Sommer verraten und zeigen können“, erklärt Marc J. Schlieper, Geschäftsführer der Tante Alma Hangout GmbH, die die Retro-Häuser betreibt.

Eröffnung von Tante Alma für Spätsommer 2022 geplant

Schon im Sommer 2021, nach Eröffnung der Hotels in Köln und Bonn, hatten die Macher von „Tanta Alma“ angekündigt, dass Mülheim an der Ruhr zu den nächsten Standorten gehören sollte. Im September sollte der Pachtvertrag unterschrieben werden, doch spruchreif wurde das Projekt auch in den folgenden Monaten nicht. Erst jetzt ist es offiziell: Das Tante-Alma-Hotel an der Schloßstraße soll im Spätsommer 2022 die ersten Zimmerschlüssel ausgeben.

Weiterverkauft wurde das Gebäude, das im Frühjahr 2020 an den Bremer Investor 1980 Real Estate überging, indessen nicht. Eigentümer der Immobilie sei nicht die 1980 Real Estate selbst, sondern deren Geschäftsführer Christian Schlemm persönlich, stellt das Unternehmen auf Anfrage klar. Schlemm wiederum hat das Hotel an die Tante Alma Hangout GmbH verpachtet. Deren Geschäftsführer Marc J. Schlieper erläutert, sie seien „interessiert an Objekten in Top-Lagen in Universitätsstädten mit mindestens 50 Zimmern“.

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Nach Köln, Bonn und Mannheim hat sich offenbar auch Mülheim als Uni-Stadt qualifiziert und die Schloßstraße als Top-Standort. „Mülheim und die MEO-Region sind ein wirtschaftlich starker und interessanter Standort“, teilen die Investoren mit. Mit der Hochschule Ruhr West erfülle Mülheim einen wichtigen Bestandteil der Tante-Alma-Story.

Obwohl die Hotelbranche gerade auch in Mülheim hart zu kämpfen hat, ist das Tante-Alma-Team überzeugt, dass sich ein Hotel an genau dieser Stelle rentieren kann. Denn: Der Standort an der Schloßstraße biete eine exponierte, zentrale Lage, finden die Investoren, nahe an Stadthalle, Fußgängerzone, Hauptbahnhof. Zudem: „Der Großteil der Mitbewerber geht mit einem standardisierten Hotelprodukt an den Markt und wir werden einen individuellen und interessanten Gegenpol darstellen.“

50 Zimmer plus Gemeinschaftsräume, Studierende wohnen günstiger

Das neue Hotel soll 50 Zimmer im Retro-Stil bieten, reich an Sammlerstücken und Schnickschnack, auf Wunsch mit kleinem Frühstück. Außerdem wird ein Wohn- und Spielzimmer für die Gäste eingerichtet und eine Gemeinschaftsküche. „Community-Space“ nennen sich die Begegnungsflächen im plüschig-kitschigen Ambiente, wo man selber kochen, spielen oder das freie W-Lan nutzen kann.

Neueröffnungen in „Universitätsstädten“

Hinter dem Konzept Tante Alma stehen drei Initiatoren: Prof. Dr. h.c. Stephan Gerhard, Thomas Schlieper und Marc J. Schlieper, der auch als Geschäftsführer fungiert. Es handelt sich um Unternehmer aus der Hotelbranche, die teilweise auch als Fachhochschuldozenten tätig sind.

Die drei ersten Standorte von Tante Alma wurden im vergangenen Jahr eröffnet: im März 2021 das Hotel in Köln, im Juni in Bonn und im Oktober in Mannheim. In allen Fällen wurden bestehende Traditionshäuser übernommen.

In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es: „Tante Alma schließt langfristige Pachtverträge für Bestands-Hotelimmobilien in Universitätsstädten in Deutschland und Europa.“ Weitere Standorte sind geplant in München, Frankfurt, Wiesbaden, Aachen und Bremen.

Dabei setzt „Tante Alma“ auf eine Mischkalkulation und möchte neben Geschäftsreisenden oder Touristen auch Menschen anlocken, die länger bleiben, ein Zuhause auf Zeit beziehen. Gedacht wird insbesondere an Studierende, die dort einchecken, bis sie eine Wohnung oder ein WG-Zimmer gefunden haben. Tanta Alma in Köln bietet beispielsweise ein 15 qm großes Gästezimmer für eine Person („mit Häkeldeckchen für ein ganzes Dutzend“) ab 549 Euro pro Monat, mit gültigem Studierendenausweise wird es preiswerter: 459 Euro. Auch in Mülheim soll es Sondertarife für Studierende geben.

Die drei Ladenlokale im Erdgeschoss sind von der Neugestaltung nicht betroffen. Sie seien weiterhin durch das Reisebüro und die Stadt Mülheim angemietet, teilt der Eigentümer mit.

Häkeldecke und gestickte Bilder: Dieses Zuhause auf Zeit im Kölner Tante-Alma-Hotel ist schon bezugsfertig. In Mülheim soll es 50 Zimmer geben und eine Gemeinschaftsküche. Studenten wohnen günstiger.
Häkeldecke und gestickte Bilder: Dieses Zuhause auf Zeit im Kölner Tante-Alma-Hotel ist schon bezugsfertig. In Mülheim soll es 50 Zimmer geben und eine Gemeinschaftsküche. Studenten wohnen günstiger. © Foto: Tante Alma Hangout GmbH