Mülheim. Gewerkschaft NGG: Jeder fünfte erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher in Mülheim ist ein „Aufstocker“. Warum Kinder besonders davon betroffen sind.

In Mülheim sind aktuell 2796 Menschen auf Sozialleistungen angewiesen – obwohl sie eine Arbeit haben, meldet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Damit sei jeder fünfte erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher „Aufstocker“ (20 Prozent).

„Besorgniserregend ist vor allem der hohe Anteil von Kindern, die unter Armutsbedingungen aufwachsen“, so Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet. Laut Arbeitsagentur leben bei 1367 Hartz-IV-Aufstockern in Mülheim Kinder. 487 dieser Haushalte werden von Alleinerziehenden geführt – 91 Prozent sind Frauen. „Wer an der Bäckertheke oder im Restaurant arbeitet und dabei nur einen Mini- oder Teilzeitjob hat, für den wird es am Monatsende sehr eng.“

NGG: Angekündigte Kindergrundsicherung ist wichtig

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„Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde ist ein wichtiger Schritt, um Niedriglöhne auf dem ganzen Arbeitsmarkt einzudämmen“, so Mura Es komme aber auch darauf an, dass Arbeitgeber mehr sozialversicherungspflichtige Stellen anböten. Die angekündigte Kindergrundsicherung sei auch wichtig. Mit der Reform sollen Leistungen für Kinder gebündelt und ein höheres Existenzminimum festgelegt werden.

Wichtig sei zugleich, das Hartz-IV-System zu reformieren. „Der aktuelle Regelsatz für Alleinerziehende von 449 Euro im Monat ist zu niedrig“, sagt Mura. Er begrüßt die Pläne der Bundesregierung, Hartz IV durch ein sogenanntes Bürgergeld zu ersetzen. Das Bürgergeld müsse höher sein als die bisherigen Leistungen aus der Grundsicherung – und für Betroffene leichter zu beantragen. Unternehmen müssten zudem armutsfeste, tariflich abgesicherte Jobs bieten, damit niemand aufstocken müsse, so Mura. Faire Löhne und attraktive Arbeitsbedingungen seien der beste Schutz vor dem Fachkräftemangel.