Mülheim. Die Beschäftigten der Firma Siebtechnik demonstrierten am Dienstag für ein besseres Tarifangebot. Das könnte am Mittwoch kommen.

Etwa 100 Beschäftigte der Mülheimer Firma Siebtechnik haben am Dienstagmorgen im Rahmen eines Warnstreiks für ein besseres Tarifangebot demonstriert. Am Mittwoch soll es zur nächsten Verhandlung mit der Geschäftsführung kommen. Diese wohnte der Kundgebung bei, äußerte sich aber nicht.

Es geht um sechs Prozent mehr Einkommen und zwei jährliche Einmalzahlungen, die wahlweise in bis zu sechs freie Tage umgewandelt werden können. „Das ist in der Metall- und Elektroindustrie längst ein Standard, weil moderne Belegschaften dies auch zurecht fordern“, meinte Wencke Hartjes, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall. Es sei eine Sache der Wertschätzung.

Mitarbeiterin: „Freie Tage sind für viele Kolleginnen und Kollegen interessant“

„Die Beschäftigten am Mülheimer Stammsitz arbeiten am Anschlag, damit es dem Unternehmen weiterhin gut geht. Jetzt ist die Zeit für faire Arbeitsbedingungen hier vor Ort, weil die Beschäftigten dies verdient haben“, äußerte auch Mülheims SPD-Vorsitzender Rodion Bakum.

Auf ein besseres Angebot hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Siebtechnik in den Verhandlungen, die am Mittwoch fortgesetzt werden.
Auf ein besseres Angebot hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Siebtechnik in den Verhandlungen, die am Mittwoch fortgesetzt werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

160 Beschäftigte hatten sich im Vorfeld der ersten Verhandlungen an einer Befragung beteiligt, wobei sich 99 Prozent für die Wahlmöglichkeit freier Tage ausgesprochen hatten. „Für viele sind diese freien Tage interessant, vor allem für die Kolleginnen und Kollegen, die Familien haben“, meinte Rosina Denaro, die bei der Siebtechnik im Sales-Bereich arbeitet.

Demonstranten wundern sich über das bisherige Angebot

Unternehmen feiert 2022 den 100. Geburtstag

Die Firma Siebtechnik feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie als Firma W. Steinhaus GmbH & Co. GmbH von Namensgeber Wilhelm Heinrich Steinhaus. 1930 erfolgte die Umbenennung in Siebtechnik.Heutiger Inhaber ist Christian Steinhaus, Urgroßneffe des Gründers. Die Gruppe Siebtechnik TEMA besteht aus 50 Unternehmen mit weltweit 3500 Mitarbeitern. Der Fokus liegt auf der Aufbereitung mineralischer Schüttgüter sowie der Fest-Flüssig-Trennung in der Chemie- und Lebensmittelindustrie.

„Wir wundern uns über das Angebot, das uns bisher gemacht wurde“, meinte sie. Bislang soll die Wahlmöglichkeit auf das Jahr 2022 begrenzt bleiben. Darüber hinaus ist eine Erhöhung des Entgelts in den kommenden 30 Monaten von lediglich zwei Prozent vorgesehen. IG-Metall-Geschäftsführer Jörg Schlüter nannte dieses Angebot „frech“.

„Wir wünschen uns, dass die Geschäftsführung auf uns zukommt und dass wir für beide Seiten einen guten Kompromiss finden“, meinte Rosina Denaro. Heutzutage dürfe die Geschäftsleitung nicht mehr in „einer Gutsherrenart“ denken. „Es ist ja noch nicht einmal viel, was wir haben wollen.“ Durch den Warnstreik erhoffte sich die Mitarbeiterin einen „Denkzettel, damit jetzt auch zügig etwas passiert.“

Beschäftigte von Siemens, Europipe und Vallourec unterstützen die Siebtechnik

„Wir sind alle stolze Mitarbeiter“, unterstrich Helge Raddatz später, als der Demozug von der Ruhrorter Straße zum Sitz der Verwaltung in der Platanenallee marschiert war. Auch Beschäftigte von Siemens, Europipe und Vallourec unterstützten die Streikenden, ebenso viele ehemalige Mitarbeiter, die mittlerweile im Ruhestand sind.

„Wir wollen aber auch gesehen und gehört werden. Sparen ist gut, aber im Endeffekt müssen wir auch das Geld für unsere Arbeit bekommen“, meinte Raddatz als Mitglied der Tarifkommission.

Der kaufmännische Geschäftsführer Reinhard Scholz und Inhaber Christian Steinhaus hörten sich die Ausführungen der Belegschaft und der Gewerkschafter an, wollten sich aber nicht äußern. Am Mittwoch ist die nächste Verhandlungsrunde geplant. „Wir hoffen, dass danach keine weiteren Schritte mehr notwendig sind“, meinte Gewerkschafterin Hartjes nach dem Warnstreik.