Mülheim. Seit Mülheims Siebtechnik GmbH die Tarifbindung verlassen hat, ist der Arbeitskampf dort schärfer geworden. Jetzt soll es zum Warnstreik kommen.

Die Gewerkschaft IG Metall ruft die rund 260 Tarifbeschäftigten der Siebtechnik GmbH für Dienstag zum Warnstreik auf.

Wo es um Filtrierung, Siebung oder gar Klassifizierung von Flüssigkeiten gehe, komme an der Mülheimer Siebtechnik keiner vorbei. Das erfordere Fachleute, doch bei einer weiteren guten Entlohnung für die Facharbeit hapere es, kritisiert Wencke Hartjes, Gewerkschaftssekretärin der örtlichen Industriegewerkschaft.

IG Metall fordert dauerhafte Wahlmöglichkeit: Sonderzahlung oder freie Tage

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Der Warnstreik am Dienstag, 18. Januar, soll die Forderung der Arbeitnehmer untermauern. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Einkommen und zwei jährliche tarifliche Einmalzahlungen in Höhe von 13,75 beziehungsweise 26,5 Prozent. Für alle Beschäftigten soll eine Wahlmöglichkeit gelten, einen Teil der Einmalzahlungen in bis zu sechs freie Tage umzuwandeln.

Genau hier liege der Dissens mit der Geschäftsführung, erklärt Hartjes. Bis vor drei Jahren war der Betrieb noch im Arbeitgeberverband organisiert und hat alle Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie umgesetzt. Mit der Wahlmöglichkeit des Tarifabschlusses T-Zug im Jahr 2018, in dem die Belegschaft zwischen einer Einmalzahlung oder freien Tagen wählen konnte, sei Siebtechnik in den Arbeitgeberverband ohne Tarifbindung gewechselt.

IG Metall: Siebtechnik-Geschäftsführung „hat einen Irrweg gewählt“

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Die Geschäftsführung habe „einen Irrweg gewählt, der an den Wünschen der Arbeitnehmer vorbeigeht“, beklagt Hartjes, und weist darauf hin, dass die Beschäftigten in einer Befragung einstimmig die Wahlmöglichkeit von Geld und freien Tagen als Standard eingefordert hätten. Auch die Forderung nach mehr Selbstbestimmung durch Gleitzeit, Homeoffice und die Anbindung an die tariflichen Bedingungen der Metall- und Elektroindustrie sei von einer deutlichen Mehrheit gewünscht.

So rechnet die IG Metall am Dienstag mit einer großen Beteiligung am Warnstreik und einem Stillstand des Betriebes auf Zeit. Das soll den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen, einzulenken. Angeboten habe die Geschäftsführung bislang lediglich, die zwei jährlichen Einmalzahlungen mit der Wahlmöglichkeit zu freien Tagen befristet für das Jahr 2022 zu ermöglich. Zudem werde eine Entgelterhöhung von zwei Prozent für die kommenden 30 Monate angeboten.

Betriebsratsvorsitzender: Angebot des Arbeitgebers ist nicht akzeptabel

Nicht akzeptabel sei das, so der Betriebsratsvorsitzende Martin Tschacher. „Wir arbeiten am Anschlag und leisten enorm viel Mehrarbeit. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Die Inflation drückt das Einkommen, und da muss die Geschäftsführung nachlegen. Nicht nur beim Einkommen, auch bei der Flexibilität.“

Die Geschäftsführung wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zur aktuellen Tarifauseinandersetzung äußern.