Mülheim. Die Zahl der Infizierten steigt: Das Mülheimer Gesundheitsamt kann nicht mehr alle Verdachtsfälle kontaktieren. Eine Datenbank wird eingerichtet.
Das Interesse an den Impfungen steigt wieder an - vor allem bei den Booster-Impfungen. Auch sind inzwischen schon viele Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft. Dies ergab die erste Sitzung des Krisenstabs nach den Ferien.
Doch die hohe Zahl der Infizierten – am Montag waren es 1034 Fälle – macht es dem Mülheimer Gesundheitsamt künftig schwer, bei der Personennachverfolgung jeden Betroffenen telefonisch zu kontaktieren. Das wird in den nächsten Tagen eine neue Datenbank übernehmen, sagte Krisenstabsleiter Frank Steinfort.
Nachfrage nach Tests ist derzeit auch in Mülheim hoch
Die Nachfrage nach Tests ist derzeit hoch - nicht nur in den Praxen, auch in den Testzentren. Es könne zu Engpässen bei PCR-Tests kommen, so Steinfort. Vor allem nach Schulbeginn dürfte die Nachfrage rasch steigen. Nicht nur Schüler, auch das Schulpersonal wird nun dreimal wöchentlich getestet. Die Stadt hat gerade zwei neue Testzentren für PCR-Tests zugelassen, diese werden voraussichtlich schon diese Woche den Betrieb aufnehmen. Mit zwei weiteren Testzentren werde noch verhandelt. Alle Mülheimer Testzentren finden sich unter muelheim.ruhr.de. Über die Lieferung des neuen Protein-Impfstoffs Novavax nach Mülheim gibt es noch keine Informationen vom Land, auch nicht über eine vierte Impfung, so Steinfort.
Bei so vielen Infizierten und den Verdachtsfällen wegen der Omikron-Variante werde man erhebliche Probleme bei der Personennachverfolgung haben, so Steinfort. Telefonisch kontaktiert sollen daher nur noch Betroffene unter 18 und über 65 Jahre werden. „Wir sind personell am Anschlag“, so Steinfort. Für die Betroffenen zwischen 18 und 64 Jahren werde in den nächsten Tagen eine Datenbank vorbereitet. Diese sei von den Betroffenen nach einem brieflichen Kontakt selbst auszufüllen.
Mülheimer Hausarzt befürchtet: Sind noch lange nicht auf der Spitze der Welle
Auch interessant
Neun Alteneinrichtungen sind derzeit von Infektionen betroffen. Allerdings handele es sich nicht um einen Ausbruch, sondern vor allem sei das Personal betroffen. „Der Betrieb der Häuser ist nicht gefährdet“, betonte Steinfort. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ab März obliege dem Arbeitgeber, also der Hausleitung. „Wir werden das als Stadt stichprobenartig kontrollieren.“ Wie die Heimaufsicht mitteilte, sei das Personal zumeist durchgeimpft, so Steinfort.
In den Mülheimer Krankenhäusern sei die Lage angespannt, nicht nur wegen Covid-19, auch wegen anderer Erkrankungen, die behandelt werden müssten. Derzeit würden 40 Infizierte stationär behandelt - so viele wie im April 2021. Davon liegen sechs Personen auf der Intensivstation, so Steinfort. Es musste auch schon Krankenhauspersonal in Quarantäne, aber das lasse sich derzeit noch auffangen.
Auch in Arztpraxen sind Teile des Personals in Quarantäne, berichtet Steinfort. In acht Praxen gebe es deshalb Betriebseinschränkungen, aber noch keine Versorgungslücken. Dr. Stephan von Lackum, Leitender Impfarzt und Hausarzt in Speldorf, brachte es auf den Punkt: „Es regnet Covid“, sagte er. „Wir testen in der Praxis so viel wie noch nie.“ Und so viele wie noch nie seien jetzt positiv, darunter auch die ganz, ganz Vorsichtigen, die nach dem positiven Test „aus allen Wolken fallen“. Von Lackums Fazit: „Die Welle wird noch höher, wir sind noch lange nicht auf der Spitze.“