Mülheim. Seit Freitag werden in Mülheim auch Fünf- bis Elfjährige gegen Covid 19 geimpft. Was ihre Eltern und Großeltern zu diesem Schritt veranlasst hat.
Im Kampf gegen das Coronavirus startete am Freitag im Berufskolleg an der Kluse in Mülheim das Impfen der Fünf- bis Elfjährigen. Gesundheitsdezernentin Dr. Daniela Grobe, Ordnungsdezernent Frank Steinfort und der leitende Impfarzt Thomas Franke sprachen einhellig von einem gelungenen Auftakt. Sechs Impfärzte waren im Einsatz, unterstützt von Mitarbeitenden der Berufsfeuerwehr, des Wachdienstes Vollmer und Zeitarbeitskräften. Letztere registrierten alle impfwilligen Kinder, die mit ihren Eltern zum Berufskolleg Stadtmitte gekommen waren, um sich mit Biontech versorgen zu lassen.
Allein in den ersten beiden Stunden zwischen 14 und 16 Uhr ließen sich 152 Kinder den Anti-Corona-Piks geben, bis 18.30 Uhr waren es 200. Unter den kleinen Kandidaten waren auch Impftouristen, deren Eltern sich über das Angebot in der Nachbarstadt Mülheim freuten. Manche Kinder waren cool: „Die Spritze war nicht schlimm“, sagten etwa Leonie (8) und Ben (10). Andere vergossen die eine oder andere Träne und mussten von Mama getröstet werden, ehe es nach 15 Minuten Wartezeit nach Hause ging.
„Man hat gemerkt, dass alle Eltern und Kinder auf die Impfung gut vorbereitet waren“
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„Die meisten Kinder haben die Impfung ohne Widerstand angenommen. Man hat gemerkt, dass alle Eltern und Kinder gut vorbereitet waren. Sie bekommen ein Drittel der Dosis, die wir Erwachsenen spritzen. Die Stiko empfiehlt die Impfung im Falle einer Vorerkrankung des Kindes oder einer Vorerkrankungen der Eltern oder Großeltern. Aber wir überlassen die Entscheidung den Eltern und impfen jedes Kind, das mit ihnen zu uns kommt“, erklärte Kinderärztin Dr. Özlen Bostanci.
„Die Spritze war für mich kein Problem“, sagt Len (8), der mit seiner Mutter Susan Erdmann ins provisorische Impfzentrum gekommen ist, das von der Feuerwehr aufgebaut worden ist. „Das war wirklich toll. Wir mussten gar nicht lange warten und sind sehr nett empfangen worden. Ich möchte Sicherheit haben, für Len und für die ganze Familie, auch wenn wir Weihnachten meinen Vater besuchen!“, so Susan Erdmann.
„Die meisten Eltern und Kinder kommen mit etwas nachdenklichen Minen zum Impfen, aber alle kommen erleichtert und lächelnd wieder heraus“, schilderte Krisenstabsleiter Frank Steinfort seine Beobachtungen.
Ehrliches Lob und Dankbarkeit spricht aus den spontanen Reaktionen
Mehrfach bekommen Grobe und Steinfort etwas zu hören, was leitende Beamte der Stadt eher selten hören: Lob und Dankbarkeit. „Das ist hier toll organisiert.“ – „Das lief wie am Schnürchen.“ – „Das ist für uns ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.“
In den Gesprächen mit Eltern wird deutlich, dass sie sich vor allem wegen der neuen Omikron-Variante Gedanken machen. „Ich bin selbst gegen alles geimpft und habe auch meine Kinder gegen alles impfen lassen. Warum sollte ich sie jetzt nicht auch gegen das Corona-Virus impfen lassen“, so eine Mutter. Viele Erwachsene erhoffen sich neben mehr Sicherheit auch mehr Freiheit – „nachdem unsere Kinder schon auf so vieles verzichten mussten“.
Manche Familienschicksale werden in den Gesprächen mit den Eltern deutlich
In machen Gesprächen werden Familienschicksale deutlich – zum Teil schwere und lebensbedrohliche Erkrankungen –, die die Impfbereitschaft deutlich erhöht haben. Die alleinerziehende Sabrina Gelka ist etwa froh, „dass ich meine siebenjährige Tochter Aalyiah impfen lassen konnte, weil ich an einer chronischen Darmerkrankung leide. Aber auch ohne meine Vorerkrankung hätte ich sie impfen lassen. Ich habe da keine Berührungsangst.“ Für Gesundheitsdezernentin Dr. Daniela Grobe ist klar: „Wir leisten mit diesem niederschwelligen Impfangebot einen Beitrag zur Hebung der Impfquote und damit zur Entlastung der Kliniken und zur langfristigen Überwindung der Corona-Pandemie.“