Mülheim. Wegen Brandstiftung steht eine Mülheimerin (22) vor dem Landgericht. Im April soll sie in ihrem Zimmer im St. Marien-Hospital Feuer gelegt haben.

Wegen schwerer Brandstiftung steht eine 22-jährige Frau aus Mülheim vor dem Landgericht Duisburg. Am frühen Abend des 25. April 2021 soll sie in der geschlossenen Abteilung der psychiatrischen Klinik des Marien-Hospitals in ihrem Zimmer eine Matratze angesteckt haben. Drei Personen wurden bei dem Brand leicht verletzt, mehrere mussten wegen Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung behandelt werden.

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Nicht nur die Matratze, auch Vorhänge und andere Einrichtungsgegenstände brannten. Ein Übergreifen des Feuers auf weitere Zimmer konnte die Feuerwehr, die mit gleich vier Löschzügen anrückte, verhindern. Patienten und Mitarbeitende des Krankenhauses kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Was offenbar nicht im Sinne der Beschuldigten war. „Ich habe auch das Bett angezündet“, soll sie unmittelbar nach der Tat gesagt haben. „Ich will, dass ihr alle draufgeht.“

Mülheimerin lebt seit sechs Jahren in geschlossener Einrichtung

Eine Strafe steht für die 22-Jährige nicht im Raum. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Beschuldigte aufgrund einer schweren Borderline-Störung schuldunfähig oder mindestens stark in ihrer Schuldfähigkeit eingeschränkt war. Die Anklagebehörde fordert in dem Sicherungsverfahren die unbefristete Unterbringung der Frau in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung.

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Für die 22-Jährige würde das allerdings tatsächlich kaum etwas ändern. Sie lebt bereits seit mehr als sechs Jahren dort. Die meiste Zeit davon im Marienhospital. „Es gab Versuche, sie in für ihre Erkrankung besser geeignete Einrichtungen zu verlegen“, so ihr gesetzlicher Betreuer im Zeugenstand. Doch alle scheiterten. Weil Ärzte irrtümlich glaubten, sie hätten inzwischen einen geeigneten Behandlungsansatz gefunden. Und zuletzt, weil die 22-Jährige selbst gar nicht mehr weg wollte.

Betreuer: 22-Jährige sieht Krankenhaus inzwischen als Zuhause an

„Sie sieht das Krankenhaus inzwischen wohl als ihr Zuhause an, und das Personal ist für sie ein Familienersatz“, erklärte der Betreuer. Doch ab und zu packe die junge Frau eben die Wut. Über ihre Lebenssituation, über das Fehlen jeder Perspektive und darüber, dass ihre echte Familie ihr Leben einfach weiter leben könne.

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Die Beschuldigte wurde in Hand- und Fußfesseln vorgeführt. Ängstlich schaute die junge Frau in die Runde, bevor sie den Kopf senkte und ihn nur selten wieder erhob. Ob sie etwas zur Sache sagen wolle? „Ich bin mir nicht sicher“, lautete die leise Antwort. „Lassen Sie sich alle Zeit der Welt. Sie können das ganz frei entscheiden. Hier tut ihnen niemand etwas“, so der Vorsitzende freundlich. Für das Verfahren sind bis Anfang Dezember drei weitere Sitzungstage geplant.