Mülheim. Im Mülheimer Rio-Kino läuft eine Doku über den jüdischen Schriftsteller Walter Kaufmann. Der Film zeigt „ein Jahrhundertleben in 100 Minuten“.

„Welch ein Leben!“ Diesen Titel haben die Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies ihrer Dokumentation über den jüdischen Schriftsteller Walter Kaufmann gegeben, der in Duisburg aufgewachsen ist. Weltpremiere hatte der Film im August beim 27. Internationalen Jüdischen Filmfestival Berlin/Brandenburg. Im Mülheimer Rio-Kino wird die Doku am 9. und 10 November, jeweils um 17.30 Uhr gezeigt. Anlass ist das Gedenken an die Pogromnacht 1938.

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Kaufmanns Eltern wurden in Auschwitz ermordet

Walter Kaufmann, dessen Eltern in Auschwitz ermordet wurden, und der selbst durch einen Kindertransport nach England fliehen konnte, ist am 15. April 2021 im Alter von 97 Jahren gestorben. Der ruhelose Künstler gilt als „Jahrhundertzeuge“. 1924 kam er als Sohn der armen polnischen Jüdin Rachel Schmeidler in Berlin zur Welt. Drei Jahre später adoptierte ihn das wohlhabende Duisburger Ehepaar Kaufmann. Im Gegensatz zu seinen Eltern entkam Walter Kaufmann der Vernichtung durch die Nazis, wurde Romanautor, Seemann, Korrespondent und politischer Aktivist.

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In seiner Biographie, so Filmregisseurin Karin Kaper, „spiegeln sich immer die Erinnerungen an das Elend des antisemitischen Hasses wider“. Nach langen Exil-Jahren in Australien entschied sich Kaufmann 1956 bewusst für ein Leben in der DDR. Dank seines australischen Passes bereiste er die ganze Welt.

Bis zuletzt gegen Rechtsruck gekämpft

Der Film „Welch ein Leben!“ folgt Themen, die uns bis heute beschäftigen: die katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus, die Bürgerrechtsbewegung in den USA, der Prozess gegen Angela Davis, die Revolution in Kuba, die Atombombenabwürfe in Japan, die unendliche Geschichte des israelisch-palästinensischen Konfliktes, der Zusammenbruch der DDR. Er dokumentiert, wie Walter Kaufmann bis zuletzt gegen den Rechtsruck und Antisemitismus unserer Tage kämpfte.