Mülheim. Die Ruhrbahn reagiert auf Kritik an überfüllten Schulbussen. Zusätzliche Einsatzwagen sollen nun die Lage in Mülheim zu Stoßzeiten entzerren.

Morgens zu den Stoßzeiten vor Unterrichtsbeginn drängen sich Mülheimer Schüler in den Bussen oft Schulter an Schulter. Ein Mindestabstand kann nicht eingehalten werden – geschweige denn einer von eineinhalb Metern. Auch die Masken bieten in dem allmorgendlichen Gedränge nur minimalen Schutz.

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Dicht gedrängt stehen die Schüler an Bushaltestellen und warten auf überfüllte Busse

Das Gleiche gilt nach Schulschluss. Dicht gedrängt stehen die Schüler an den Bushaltestellen, bevor sie in teils völlig überfüllten Bussen den Heimweg antreten. Ein Widerspruch zu den sonst so strengen Regeln, die in der Schule und auf dem Schulhof gelten, den Schüler und Eltern nicht verstehen können.

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Die Busse sind manchmal so voll, dass keiner mehr reinkommt, weil sonst die Türen blockieren würden“, erzählt Schülerin Anna von ihren Erfahrungen. Die 15-Jährige fährt jeden Tag von Selbeck aus mit der Buslinie 131 zum Gymnasium Broich. Der Bus würde sogar manchmal an Haltestellen vorbeifahren, weil er so überfüllt sei. „Es sollten auf jeden Fall mehr Busse eingesetzt werden, um die Schüler besser zu verteilen, damit wir auch den Abstand einhalten und uns schützen können.“

Schüler: Risiko der Ansteckung im Bus höher als in der Schule

Auch Jonas, der ebenfalls das Gymnasium Broich besucht, findet die aktuelle Regelung chaotisch und verbesserungswürdig. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich vor oder nach der Schule im Bus mit Corona anstecke, ist meines Erachtens viel, viel höher, als in der Schule“, ist der 15-jährige Schüler überzeugt. Er ärgert sich darüber, dass gerade jetzt nicht mehr Busse im Einsatz sind, da schon vor Corona das Problem mit den überfüllten Bussen diskutiert wurde. Dass es nicht möglich ist, jetzt auf einmal Abstand zu halten, sei doch wohl keine Überraschung.

Mit diesem Thema wird sich auch der Mobilitätsausschuss am kommenden Montag beschäftigen. Die Mülheimer Grünen haben Vertreter der Ruhrbahn zum Ausschuss eingeladen, um über zusätzliche Busse für den Schülerverkehr zu sprechen. Denn das Land habe gemeinsam mit dem Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen den Verkehrsbetrieben insgesamt 1000 zusätzliche Busse zur Verfügung gestellt, davon seien bisher aber nur rund 20 Prozent abgerufen worden, heißt es in einer Mitteilung der Mülheimer Grünen.

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Fahrer der Ruhrbahn müssen alle Linien in Mülheim auswendig kennen

„Wir möchten deshalb von der Ruhrbahn wissen, ob das Unternehmen das Angebot in Anspruch genommen hat oder nicht“, erklärt verkehrspolitischer Fraktionssprecher Axel Hercher. „Denn es muss ja irgendeinen Grund geben, warum das Angebot von den Verkehrsbetrieben bisher kaum in Anspruch genommen wurde.“

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Den gibt es, teilte Tim Krischak, Sprecher der Ruhrbahn auf Anfrage mit. „Wir dürfen diese Busse im Linienbetrieb gar nicht nutzen, wenn diese nicht mit einem ortskundigen Fahrer von uns oder unseren Subunternehmen gefahren werden.“ Die Fahrer der Ruhrbahn müssten alle Linien in Mülheim und Essen auswendig kennen, dies sei ein sehr umfangreicher Bestandteil der Ausbildung.

Einige Fahrer der Subunternehmen fallen aus, da sie zur Risikogruppe gehören

Außerdem fielen momentan vor allem bei den Subunternehmen einige Fahrer aus, da sie zur Risikogruppe gehören und damit momentan im Betrieb ausfallen würden. Daher sei das Problem mit zusätzlichen Bussen nicht gelöst, wenn die Fahrer fehlten.

Dennoch habe die Ruhrbahn auf die jetzige Situation reagiert und wird ab Montag zusätzliche Busse für den Schülerverkehr einsetzen. „Wir können die Sorge der Eltern gut nachvollziehen. Ein zweiter Lockdown wäre vor allem für Familien mit schulpflichtigen Kindern kaum zu verkraften“, sagt Ruhrbahn Geschäftsführer Michael Feller. Das E-Wagen-Angebot wird daher ab kommenden Montag auf ausgewählten Strecken verdoppelt.

Aussetzung der Maskenpflicht macht Schulen Probleme

Die Nachricht, dass ab Dienstag die Maskenpflicht im Unterricht in NRW bis auf Weiteres ausgesetzt wird, wird nicht überall positiv aufgenommen. Denn Lehrer, die zur Risikogruppe gehören, müssen ebenso wie Schüler die Vorerkrankungen haben, ab dem 1. September wieder zuhause bleiben.

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Am Gymnasium Broich überlegt man deshalb durch die Schulkonferenz einen Eilbeschluss zu fassen, um die Maskenpflicht im Unterricht zumindest an der Broicher Schule beizubehalten. „Das zieht so einen Rattenschwanz nach sich, denn auch Schüler, deren Eltern oder Geschwister zur Risikogruppe gehören, müssten streng genommen auch zu Hause bleiben“, sagt Angela Huestegge, Schulleiterin des Broicher Gymnasiums, und ärgert sich: „Zwei Wochen sind seit Schulbeginn vergangen, diese Zeit hätte man doch nutzen können, um alternative Konzepte und Lösungsstrategien zu entwickeln, wie man in solchen Fällen verfährt.“

Offizieller Beschluss wurde Freitag noch nicht übermittelt

Seitens des Bildungsministeriums habe sich da in Sachen Planung nichts getan, so Huestegge. „Und dann wird man vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Auch der offizielle Beschluss bezüglich der Aussetzung der Maskenpflicht im Unterricht, wurde den Schulen am Freitag noch nicht übermittelt. „Ich habe es auf dem Weg zur Arbeit im Radio gehört“, sagt Schulleiterin Huestegge. „Es wäre schön gewesen, wenn wir ein bisschen eher informiert worden wären, um umzudenken und zu planen.“