Mülheim. Die Bergung der „Moornixe“ aus der Ruhr in Mülheim hat mit Vorbereitungsarbeiten begonnen. Am Mittwoch zeigt sich, ob das Schiff zu retten ist.

Die große Stunde naht: Am Mittwoch wird die „Moornixe“ endlich aus der Ruhr in Mülheim geborgen. Doch schon am Montagvormittag ist reichlich Betrieb unterhalb des Kahlenbergwehrs. Das Bergungsteam aus Bochum hat mit den aufwendigen Vorbereitungsarbeiten auf der Betonplatte begonnen, auch die Feuerwehr ist vor Ort.

Das Schiffswrack ist vom Kahlenbergwehr in Mülheim gut zu erkennen

Wo das alte Fahrgastschiff „Moornixe“ nach der großen Flut im Juli gestrandet ist, kann man vom Wehr aus gut sehen. Richtig tief ist der Ruhrarm dort nicht, direkt am Naturschutzgebiet ragen weiße Schiffsteile aus der Ruhr. Die Bochumer Bergungsfirma Triton hat schon ein Schlauchboot und einen Ponton im Wasser. Mit der Schwimmplattform werden nicht nur rund zwei Tonnen Material an die unzugängliche Stelle gebracht, später sollen von dem Ponton aus auch erste Arbeiten starten.

Das ehemalige Fahrgastschiff „Moornixe“ liegt nahe am Ufer eines Naturschutzgebietes in Mülheim in der Ruhr.
Das ehemalige Fahrgastschiff „Moornixe“ liegt nahe am Ufer eines Naturschutzgebietes in Mülheim in der Ruhr. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Die Moornixe hat einen Riss an der Backbordseite“, weiß Gerrit Großmaas, Triton-Geschäftsführer. Taucher haben den Schiffsrumpf vor einigen Wochen unter dem Wasser gefilmt. Am Dienstag wollen sie nun versuchen, diesen Riss zu verschließen, bevor dann das Schiff am Mittwoch mit zehn Hebesäcken angehoben wird.

Hebesäcke sind quasi große Beutel, die mit Pressluft gefüllt werden. „Die haben fünf Tonnen Auftrieb“, erklärt Großmaas. Dann sollte sie wieder schwimmen, die „Moornixe“, ist der Experte zuversichtlich. Man habe mit diesem Verfahren schon viel schwerere Schiffe geborgen. Und die Moornixe liege relativ gut erreichbar im Wasser.

Die „Moornixe“ ist ein historisches Boot mit einer wechselvollen Geschichte

Schiffseigner Heinz Hülsmann aus Essen beobachtet die Fachleute vom Ufer aus bei der Arbeit. Nicht nur er, auch die vielen Menschen, die das Video vom Sinken der Moornixe im Internet gesehen haben, sind gespannt darauf, wie viel Schaden das Schiff genommen hat, als es bei der Flut im Juli vom Kahlenbergwehr angezogen und auf der anderen Seite wieder herausgeschleudert wurde. Als die Ruhr ein reißender Strom wurde und alles mitriss, was nicht im sicheren Hafen lag. So wie die „Moornixe“, die am alten Anleger Hahnenfähre in Mülheim „geparkt“ war, weil sich auf dem Baldeneysee kein Platz fand.

Die „Moornixe“ ist ein Boot mit einer langen Geschichte. 1933 fuhr sie unter dem Namen „Baldeney“ als erstes Fahrgastschiff auf dem Essener Baldeneysee. Heinz Hülsmann kaufte vor drei Jahren das Boot, das als „Moornixe“ über 30 Jahre auf den Kanälen der Stadt Wiesmoor in Ostfriesland gefahren ist. Der neue Besitzer überführte die „Moornixe“ über norddeutsche Wasserstraßen, den Dortmund-Ems-Kanal bis zum Rhein-Herne-Kanal.

„Bis auf kleine Schönheitssachen“ war das Schiff inzwischen gut in Schuss, berichtet er, erste private Touren mit interessierten Bürgern hat er ja auch schon gemacht. „Das war ein schöner Anfang und hat viel Spaß gemacht.“ Die Moornixe hat noch ihren ersten Dieselmotor, der ein „entspanntes Gleiten mit 9 bis 10 km/h“ möglich macht, so Heinz Hülsmann.

Ob das alte Fahrgastschiff „Moornixe“ noch einmal so zu sehen sein wird, wird sich erst nach der Bergung am Mittwoch herausstellen.
Ob das alte Fahrgastschiff „Moornixe“ noch einmal so zu sehen sein wird, wird sich erst nach der Bergung am Mittwoch herausstellen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wie es jetzt weitergeht mit der „Moornixe“, wird sich ab Mittwoch herausstellen, wenn das Boot auftaucht. Es muss erst an Land sein, erklärt Heinz Hülsmann. „Wenn der Rumpf schief ist, dann ist es vorbei“, sagt der Schiffseigner, der am Baldeneysee in Essen eine Segel- und Yachtschule betreibt. Auch der Motor muss noch in Schuss sein, damit sich eine Restauration lohnt.

Wie es mit der „Moornixe“ weitergeht, wird sich erst nach der Bergung herausstellen

Wenn das Schiff gehoben ist, steht die Mülheimer Feuerwehr bereit, um den 400-Liter-Tank des Schiffes auszupumpen. Dafür wird die „Moornixe“ weitergeschleppt ruhrabwärts bis zur Höhe des Hundeplatzes in Saarn, wo sich ein Hilfsanleger befindet und die Feuerwehr schon ihr Material gelagert hat.

60 PS aus einem 88 Jahre alten Dieselmotor

Die „Moornixe“, Erstname „Baldeney“, ist ein Dieselmotorschiff von 1933. Sie hat noch den ersten Motor, der Klöckner-Humboldt-Deutz leistet 60 PS. Das Schiff ist 17,5 Meter lang.

Das Boot fuhr in seiner Jugend als erstes Fahrgastschiff auf dem Baldeneysee in Essen. 34 Jahre schipperte das umgetaufte Boot dann auf den Kanälen im Kreis Aurich.

Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes kann sich nicht erinnern, dass es schon einmal so eine Schiffsbergung in Mülheim gegeben hat. Als „Plan B“ kann die Feuerwehr einen Teleskoplader anfordern, um das Wrack zu stabilisieren, falls es doch nicht von alleine schwimmt. Spaziergänger sollten beachten, so Thorsten Drewes, dass während der Bergungsarbeiten am Mittwoch, 6. Oktober, der Saarner Auenweg vom Parkplatz an der Mintarder Straße bis zur Fußgängerbrücke am Kassenberg gesperrt sein wird.

Später wird die „Moornixe“ dann noch einmal verlegt, damit sie am Wochenende von einem Kran aus dem Wasser gehoben werden kann. An einem Platz auf dem Gelände der Friedrich-Wilhelms-Hütte wurde ein überdachter Ort für die möglichen Reparaturarbeiten vorbereitet. Wenn, ja wenn Rumpf und Motor zu retten sind...

Der Saarner Auenweg wird am Mittwoch während der Bergungsarbeiten gesperrt

Der Taucher Thomas Nemet von der Tauchschule Dive in Essen ist zuversichtlich: Er hat die gesunkene „Moornixe“ selbst im Juli unter Wasser gefilmt, das Video ist auf Youtube zu sehen. Er hat den Riss an der Bordwand gesehen und das verzogene Ruder, wie er berichtet. Am Montagvormittag hat er es sich nicht nehmen lassen, bei den Vorbereitungsarbeiten mit dabei zu sein. Die Geschichte, das Schicksal des 88 Jahre alten Passagierschiffes hat ihn sehr mitgenommen. „Ich war ja selbst einmal Seemann. So etwas verbindet.“