Mülheim. . Seit 25 Jahren gibt es Kultur im Evangelischen Krankenhaus. Dazu gehört das geschätzte Backstein Theater, das ehrenamtlich betrieben wird.
Ohne sie läge die Bühne im Dunkeln, wären die Schauspieler ungeschminkt und ohne Spiel-Konzept. Denn hinter den Kulissen arbeiten viele Helfer, damit es vorne im Rampenlicht reibungslos läuft. Und das seit 25 Jahren – ehrenamtlich. So lange gibt es die Kultur im Ev. Krankenhaus. Ein fester Bestandteil dieser Reihe ist das Backstein Theater, von dem 70 Leute die Große Bühne bespielen. Wir öffnen den Vorhang und stellen vier Mitglieder der ersten Stunde vor.
Der Regisseur
Ein Freund hatte Heribert Lochthove angesprochen, ob er sich das erste Stück dieses neuen Backstein Theaters anschauen wolle. „Elemente des Spiels“, im Jahr 1991. Der Deutschlehrer leitete schon damals die Theater-AG am Otto-Pankok-Gymnasium und fand die Leute hinter dem neuen Amateur-Theater interessant. „Es war ein Wagnis, denn eine richtige Amateur-Szene gab es bis dahin in Mülheim nicht.“ Die Möglichkeit, sich auszuprobieren und die Idee, Patienten, Bürger und Mitarbeiter über Kultur zusammenzubringen, überzeugte Lochthove schließlich, als Regisseur einzusteigen. „Heute teile ich mir mit Michael Bohn die Regie der Großen Bühne, jedes Jahr wechseln wir uns ab.“
„Es ist toll, aus Textmaterial Szenen zu gestalten und Bilder zu erzeugen“, erklärt der Lehrer. Noch mehr reize ihn aber das Menschliche bei der Theaterarbeit– die Zustimmung des Publikums, die Herzlichkeit des Krankenhaus-Personals, das für jede Probe Schnittchen schmiert, und natürlich die vielen Freundschaften, die im Laufe der Jahre entstanden sind. „Wir gehen oft nach den Proben etwas trinken oder schauen gemeinsam Fußball.“ Daher möchte er gerne weitere 25 Jahre im Theater wirken. Viele seiner Schüler konnte Heribert Lochthove übrigens im Laufe der Jahre für das Amateur-Theater gewinnen, sei es auf oder hinter der Bühne.
Der Techniker
Auch Andreas Mangen stieß als Schüler über eine Theater-AG zum Backstein-Team. „Als ich nach dem Abi zum Bund ging, hat mir das Theater gefehlt“, erinnert sich der gelernte Bildredakteur zurück. Also engagierte er sich weiter und kümmert sich nun seit über 20 Jahren um den Auf- und Abbau der Technik der Großen Bühne, übernimmt die Ton- und Lichtregie. Er schaue sich meist die Proben an und stimme sich dann mit Regisseur und Spielern ab. „Dabei ergänzen wir uns alle gut – das macht am Ende das Backstein Theater aus.“
Bei bis zu 20 Aufführungen pro Saison kann ein solcher ehrenamtlicher Job neben dem Beruf und den drei Kindern ganz schön anstrengend sein. „Trotzdem macht es Spaß“, sagt Andreas Mangen. Am Ende sind es eben solche Erlebnisse, für die sich die Anstrengung lohne: „Wenn nach einer Premiere der Schlussapplaus einsetzt – das ist der beste Moment.“
Die Maskenbildnerin
Mit Ästhetik kennt sich Karmen Laco bestens aus. Die gelernte Grafikerin kam über eine Bekannte zum Theater und schminkt seit 1998 die Schauspieler der Großen Bühne. Gemeinsam mit Sabine Dams kümmert sie sich um Frisuren und Make-up. Sie sammelt immer neue Ideen, um die Gesichter in Szene zu setzen. Bei der aktuellen Produktion „Ewig jung“ ging es etwa darum, die Spieler auf alt zu trimmen. „Dafür arbeiten wir mit starken Konturen und Schatten.“
„Die Maske sollte den Charakter der Rolle unterstreichen“, erklärt die Heißenerin. „Es ist schön zu sehen, wenn sich ein Schauspieler durch eine gelungene Maske besser in die Rolle einfühlen kann.“
Die Maskenbildnerinnen sind gut vernetzt und besorgen sich Perücken sowie Kostüme von Bekannten oder Freunden. Mittlerweile haben sie aber auch einen eigenen großen Fundus aufgebaut, der im Keller der Alten Villa an der Schulstraße lagert.
Die Kostümbildnerin
Aus diesem Fundus schöpft auch Renate Wiedemann regelmäßig. Die gelernte Schneiderin ist gemeinsam mit Klaus Kern, der 2009 zum Ensemble stieß, für die Kostüme zuständig. Seit 1991 arbeitet sie im Ev. Krankenhaus. „Erst in der Küche, später in der Nähstube und in anderen Bereichen.“ 2000 fragte Spielleiter Volkmar Spira an, ob sie ehrenamtlich mitarbeiten wolle. „So konnte ich das Schneidern weiterhin ausüben, auch wenn ich im Krankenhaus andere Aufgaben übernommen habe.“ Nun kümmert sich Renate Wiedemann um die Kostüme der Frauen, Klaus Kern um die der Männer. Ihre größte Herausforderung war es, ein Kleid der Madame Pompadour anzufertigen. „Dafür habe ich ein Brautkleid auseinandergenommen, mit grünem Samt überzogen und wieder zusammengenäht.“ Solche Herausforderungen seien es, die sie für das Ehrenamt motivieren. „Und die Arbeit in einem tollen Team“, da sind sich alle einig.