Mülheim/Duisburg. Für die Arbeit im Bordell brauchen ungeimpfte Prostituierte nun einen teuren PCR-Test. Zieht es die Sexarbeiterinnen daher wieder auf die Straße?
Seitdem die neue Corona-Schutzverordnung in Kraft ist, dürfen Bordelle wieder öffnen. Allerdings müssen Besucher bei einer über mehrere Tage andauernden Inzidenz von 35 – so wie aktuell in Mülheim und Duisburg – nachweisen, dass sie genesen oder geimpft sind. Alternativ müssen sie einen PCR-Test vorlegen können; ein einfacher Schnelltest reicht nicht aus.
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Die Sexarbeiterinnen, die bisher erst einmal geimpft sind, müssen ebenfalls alle 48 Stunden einen PCR-Test machen lassen. Doch die Tests sind teuer und die Frauen müssen die Kosten selbst tragen.
Auswirkungen auf das Duisburger Rotlichtviertel rund um die Vulkanstraße
Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf das Duisburger Rotlichtviertel rund um die Vulkanstraße – und auch auf den Straßenstrich an der Grenze zwischen Mülheim und Duisburg. „Viele stellen sich jetzt lieber wieder auf die Straße“, sagt einer der dortigen Hausbesitzer. Sie kehrten zurück zur Monning. „Bei uns nämlich wird auf Hygiene geachtet und darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Doch auf der Straße schauen Ordnungs- und Gesundheitsamt weg.“
Für viele Sexdienstlerinnen gehe die Rechnung nicht mehr auf, berichtet eine Duisburger Betreiberin, die Zimmer vermietet. Für den Raum müssten die Prostituierten 110 Euro pro Tag zahlen. Hinzukommen nun die regelmäßigen PCR-Tests, die günstigstenfalls 59 Euro kosteten. „Wir mussten die Preise für die Zimmer leicht erhöhen, weil auch wir Mehrausgaben wegen der Hygienemittel haben“, erklärt die Betreiberin.
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Viele Herren seien nicht bereit, mehr als 30 Euro pro Besuch auszugeben
Problem dabei: Viele Herren seien nicht bereit, mehr als 30 Euro pro Besuch auszugeben. „Ich sage den Frauen immer, dass sie doch wenigstens 40 Euro nehmen sollen, aber dann hauen die Männer ab oder schauen sich direkt auf der Straße um.“ Besucher, die keine Impfung oder einen PCR-Test nachweisen können, müssen draußen bleiben. Auch Frauen, die ohne Test kommen, dürfen nicht hinein. „Bei Kontrollen durchs Ordnungsamt gibt es sonst richtig Ärger und wir müssen Strafe zahlen.“
Viele mieteten sich deshalb gar nicht mehr ein, berichtet der Hausbesitzer. „Es gibt doch ein Prostituierten-Schutz-Gesetz, aber wie kann man da von Schutz sprechen, wenn die Frauen draußen noch nicht mal die Möglichkeit haben, sich frisch zu machen geschweige denn zur Toilette zu gehen.“ Sein Eindruck: Am Zoo-Parkplatz an der Monning ist seit einiger Zeit deutlich mehr Verkehr als sonst.
Stadt Duisburg: Milieu auf dem Zoo-Parkplatz wird toleriert
Und richtig: An einem Freitagabend kurven zahlreiche Wagen über den Parkplatz auf der Stadtgrenze. Dicke Karren, Familienkutschen, kleinere Stadtautos. Im Schatten der Bäume stehen leicht bekleidete Frauen, über den sexy Outfits eine wärmende Jacke. Ab und zu parkt ein Auto auf dem Seitenstreifen. Zu vorgerückter Stunde ist auch das Duisburger Ordnungsamt vor Ort. Auf Nachfrage bei der Stadt Duisburg erklärt Sprecher Max Böttner: „Sexuelle Dienstleistungen sind grundsätzlich auf einem Straßenstrich im Bereich am Zoo nicht verboten, sofern sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen. So wird der Parkplatz in den Abendstunden seit Jahrzehnten zur Straßenprostitution genutzt und toleriert.“ Kontrollen würden dort regelmäßig stattfinden.
Problem ist Mülheimer Verwaltung nicht bekannt
Seit 2017 gilt eine gesetzliche Anmeldepflicht für Bordelle und andere „Prostitutionsstätten“ sowie auch für die Sexarbeiterinnen. Zuständig ist das Ordnungsamt. Im vergangenen Jahr hatten laut Stadt drei Betriebe in Mülheim eine entsprechende Erlaubnis. Zugleich waren rund 70 Prostituierte offiziell angemeldet.
Die Verwaltung, so teilte Stadtsprecher Thomas Nienhaus am Freitag mit, habe . „Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir keine klassische rote Meile haben.“ Andere Städte hätten die Entwicklung da wohl eher im Blick, so Nienhaus.
Verstöße zum Beispiel wegen fehlender Meldebescheinigungen, so genannte Prostitutionsausweise, oder gegen die Coronaschutzverordnung „wurden immer schon geahndet, Bußgeldverfahren eingeleitet und gegebenenfalls Platzverweise erteilt“.
Bis zu 25.000 Euro Strafe für Verstöße gegen 3G
Der Duisburger Stadtsprecher Böttner widerspricht den Bordellbetreibern übrigens: Nur vereinzelt seien illegal arbeitende Dienstleisterinnen am Zoo angetroffen worden. Wer ohne Test, Genesenenstatus oder ungeimpft erwischt werde, müsse laut der Coronaschutzverordnung mit Bußgeldern bis zu einer Höhe von 25.000 Euro rechnen.