Mülheim. Das Mülheimer Ladenlokal 4330 ist endgültig Geschichte. Am Donnerstagabend gab Inhaber Jörn Gedig bekannt, heute zum letzten Mal zu öffnen.
4330 ist nun endgültig Geschichte. Am Donnerstagabend gab Inhaber Jörn Gedig auf Facebook bekannt, dass sein Geschäft an der Delle 45 am vergangenen Freitag zum letzten Mal öffnen wird. Selbst für Vertraute aus Gedigs Umfeld kam dieser Schritt über Nacht offenkundig überraschend.
„Liebe Freunde – wir schließen für immer“
„Liebe 4330-Freunde: Wir schließen. Diesmal nicht wegen Corona, nicht wegen Hochwasser – sondern für immer“, teilt Gedig per Video auf der Facebook-Seite von 4330 mit. Der Inhaber des Geschäftes, das Mode, Geschirr und Deko-Artikel mit Mülheimer Lokalkolorit anbot, wirkt von den vergangenen, offenkundig schweren Monaten angegriffen. „Wir haben einen herben Rückschlag erfahren, nachdem ein Investor, der mit einem Darlehen einsteigen wollte, selbst nicht mehr liquide war“, schildert Gedig das Scheitern des Vorhabens, 4330 mit einem neuen Konzept – und auch mit frischem Geld – neu aufzustellen. „Dass wir jetzt bei den Überschwemmungen auch noch Wasser im Keller hatten, fällt da kaum ins Gewicht“, sagt er resigniert.
Auch persönlich habe ihm – als Alleinerziehendem von zwei schulpflichtigen Kindern – die angespannte Lage des Geschäftes mehr und mehr zu schaffen gemacht. Gesundheitliche Probleme wie ein Bandscheibenvorfall kamen hinzu. Recht kurzfristig – „erst vor einigen Tagen“ – habe er die Entscheidung getroffen, die Reißleine zu ziehen. Nun muss es relativ schnell gehen, bis Ende des Monats muss 4330 die Räumlichkeiten leergezogen haben.
Corona hatte das Mülheimer Geschäft wirtschaftlich ins Wanken gebracht
Die Nachricht von der Insolvenz machte bereits im Oktober 2020 die Runde. Ende 2020 räumte Gedig schließlich das Ladenlokal an der Wallstraße und zog an seine Produktionsstätte an der Delle. Wirtschaftlich hatte Corona das Geschäft mit Textilien und Ruhrgebiets-Devotionalien ins Wanken gebracht. Die großen Aufträge, die sich der findige und auch sozial engagierte Geschäftsmann mit Veranstaltungen und Messen an Land gezogen hatte, sollen mit den immer enger gezogenen Pandemie-Maßnahmen geplatzt sein.
„Wir brauchen einfach die Großveranstaltungen und Vereine, Schulen oder Parteien, die individuellen Textildruck haben wollen“, sagt der 4330-Inhaber. Da coronabedingt aber kaum etwas stattfinde und überdies nichts längerfristig geplant werde, weil die Pandemie-Situation im Herbst unwägbar sei, hat Gedig eines seiner Geschäftsfelder wegbrechen sehen. 2019 hatte 4330 mit einem Pop-Up-Shop als Experiment in der Innenstadt angefangen. Mit Engagement und dem gegründeten Netzwerk „4330 hilft“ hatte sich 4330 für Mülheimer Orte wie die Freilichtbühne eingesetzt. Auch umgekehrt erhielt Gedigs Geschäft Unterstützung.
Auch am Samstag öffnet das Geschäft noch einmal - Online-Shop bleibt
Am Freitagnachmittag, nach der überraschenden Ankündigung vom Aus des Geschäftes, hatten viele Kunden sich noch einmal auf den Weg an die Delle gemacht, um in den Restbeständen zu stöbern. Die Nachfrage war so groß, dass Gedig sich spontan entschlossen hat, auch am Samstag, 24. Juli, noch einmal von 12 bis 14 Uhr zu öffnen.
„Das ist ein superstarker Zusammenhalt“, sagt Gedig gerührt. Beinahe jeder, der am Freitag ein T-Shirt, einen Hoodie oder eine Kaffeetasse mit Mülheimer Schriftzug oder Silhouette gekauft hat, wollte wissen: Geht es weiter? Wenn ja wie? Was wird aus euch?
Was aus ihm selber wird, das weiß Jörn Gedig noch nicht so genau, erzählt er. Erleichtert aber sei er, dass einige seiner Mitarbeiter bereits neue Jobs innerhalb von Mülheim gefunden haben. Den Online-Shop von 4330 will er weiter betreiben – vorerst..