Mülheim. Laut AOK-Report haben sich in Mülheim im Vergleich mit 26 Städten mehr Menschen als der Durchschnitt mit Corona infiziert. Es starben auch mehr.

Der Gesundheitsreport der AOK hat die Zahlen der Pandemie für 27 Städte und Kreise im Rheinland ausgewertet. Demnach haben sich in Mülheim im Schnitt etwas mehr Menschen mit dem Coronavirus angesteckt: Mülheim liegt auf Rang 10 von 27. In Mülheim sind etwas mehr Menschen an einer Coronainfektion gestorben als im Schnitt der 27 Kommunen.

Stand 10. Juni haben sich in Mülheim seit Beginn der Pandemie 8416 Menschen infiziert, rund 4,9 Prozent der Bevölkerung. Laut AOK-Auswertung liegt Mülheim damit im Vergleich zu den 27 anderen Städten leicht über dem Durchschnitt von 4,6 Prozent (und auf Platz 10). Mit 119 Todesfällen auf 100.000 Einwohner gerechnet liegt Mülheim über dem Städte-Durchschnitt von 98. Zum Vergleich: Oberhausen führt die AOK-Liste mit 164 Todesfällen auf 100.000 Einwohner an, der Rheinisch-Bergische-Kreis liegt mit 51 Fällen am unteren Ende der Liste. Duisburg liegt bei 138, Essen bei 98 Fällen. Von den AOK-Versicherten in Mülheim, die mit einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden musten, sind 13,5 Prozent verstorben.

Die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt haben in Mülheim während der Pandemie abgenommen: Vergleicht man die Zeiträume März bis Mai von 2019 mit 2020, so zeige sich, dass beim ersten Lockdown bei den AOK-Versicherten fast die Hälfte (49 %) auf einen Check-up beim Hausarzt verzichtet hat. Beim Zeitraumvergleich Juni bis Oktober haben in 2020 dann nur noch 29 % auf einen Termin verzichtet, es gingen dann doch wieder mehr Patienten zur wichtigen Vorsorgeuntersuchung.

Videosprechstunden wurden von AOK-Versicherten stärker in Mülheim genutzt

Die andere Seite des „Corona-Effektes“: Die Videosprechstunde wird seit Beginn der Pandemie verstärkt nachgefragt: In 2019 noch gar kein Thema, wurde eine Videosprechstunde von März bis Mai 2020 von den AOK-Versicherten in Mülheim 209 Mal wahrgenommen. Von Juni bis Oktober 2020 kamen noch 138 Videosprechstunden hinzu. „Hier sind wir noch nicht da, wo wir hinkönnten“, sagt Oliver Hartmann, Regionaldirektor der AOK Ruhrgebiet. „Es gibt ja viele Routinedinge, die man auch per Video machen kann, etwa allgemeine Auskünfte.“ Doch um Diagnose und Therapie abzugleichen, sollte man besser den Arzt aufsuchen, betont er.

Oliver Hartmann erinnert daran, dass die Mülheimer Bevölkerung einen höheren Altersdurchschnitt aufweist, was die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krankheiten – z.B. Diabetes, koronare Herzleiden, COPD – erhöhe. In Mülheim haben etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung (26,5 Prozent) eine chronische Erkrankung. Der Schnitt der 27 Städte liegt aber bei 27,4 Prozent, und Mülheim kommt demnach also noch gut weg. „Das hat wohl auch mit der Versorgung vor Ort zu tun und damit, dass die Menschen rechtzeitig informiert werden“, schätzt Hartmann. Sie gehen möglicherweise auch schneller zum Arzt. „Das scheint in Mülheim besser zu funktionieren als in anderen Städten.“ In Remscheid liegt der Schnitt für eine chronische Erkrankung mit 37 Prozent am höchsten, in Bonn mit 20,5 Prozent am niedrigsten. Essen liegt bei 29,1 %, Oberhausen bei 28,1 %.

Die AOK hat in Mülheim rund 42.000 Versicherte. Hartmann, der als Regionaldirektor Ruhr auch für Essen, Duisburg, Oberhausen zuständig ist, schätzt den Marktanteil auf 26 bis 27 Prozent. „Wir haben in Mülheim eine gute Mischung bei den Versicherten, vom Selbstständigen bis zum Leistungsempfänger“, so Hartmann. Das dürfte seiner Ansicht nach wohl den Durchschnitt der Bevölkerung abbilden.