Mülheim. Mülheimer Fußballfunktionär zur EM: „Profifußball gibt ein schlechtes Vorbild ab.“ Wie das zu Zeiten von Mülheims ehemaligem Nationalspieler war.

Nach einer Fußball-WM oder -EM melden sich viele Kinder und Jugendliche in den Vereinen an“, beschreibt Peter Hein den Mehrwert von Welt- und Europameisterschaften. „Aber finanziell lässt der Deutsche Fußballbund seine Amateurvereine im Regen stehen und leistet für uns Null“, sagt der Vorsitzende des Mülheimer Spielvereins 07, der im Mülheimer Sportbund die Fachschaft Fußball leitet.

Der DFB, so der ehrenamtliche Fußballfunktionär, verlange von seinen Amateurvereinen Mitgliedsbeiträge und Strafgebühren für fehlerhaft ausgefüllte Spielberichte oder für versäumte Gremiensitzungen. Angesichts von Millionenumsätzen der Deutschen Fußballliga ist Hein enttäuscht, „dass sich der DFB einen schlanken Fuß macht, wenn es um die finanzielle Unterstützung der durch die Corona-Pandemie und ihre Auflagen in Schieflage geratenen Amateurvereine geht.“

Nationalspieler aus Mülheim: Fritz Buchloh war noch ein reiner Amateur

Fritz Buchloh (1909-1998), ehemaliger Mülheimer Nationalspieler, stand zwischen 1932 und 1936 insgesamt 17 Mal zwischen den Pfosten der deutschen Nationalmannschaft.
Fritz Buchloh (1909-1998), ehemaliger Mülheimer Nationalspieler, stand zwischen 1932 und 1936 insgesamt 17 Mal zwischen den Pfosten der deutschen Nationalmannschaft. © Stadtarchiv Mülheim

Während heutige Nationalspieler Millionengehälter und Siegprämien kassieren, war ihr Mülheimer Vorgänger Fritz Buchloh (1909-1998), der zwischen 1932 und 1936 insgesamt 17 Mal zwischen den Pfosten der deutschen Nationalmannschaft stand, noch ein reiner Amateur. Nur die Fahrtkosten zu den Spielen der Nationalmannschaft bekamen der Torwart des VfB Speldorf und seine Mannschaftskameraden erstattet. In der deutschen Nationalmannschaft zu spielen, war für sie eine Ehrensache.

Rückblickend sagte Buchloh 1989: „Sportler werden heute nicht nach ihrer Leistung, sondern nach der Popularität ihres Sportes bezahlt. Aber ich glaube, dass der Fußball früher fröhlicher und unkomplizierter war.“

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Ginge es nach Peter Hein, „sollten auch die heutigen Nationalspieler, die in ihren Vereinen sehr gut verdienen, in der Nationalmannschaft nur der Ehre halber spielen.“ Dass die Amateurvereine seit Beginn der Corona-Pandemie den Spielbetrieb einstellen mussten, während bei der Fußball EM mehr als 60.000 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion hoch bezahlten Fußballprofis bejubeln, kann Hein den 5000 aktiven Amateurfußballern der Stadt „nicht wirklich erklären.“ Er kritisiert: „Hier gibt der Profifußball ein schlechtes Vorbild ab.“

Mülheimer Fußballfunktionär: „Ohne unsere Jugendarbeit gäbe es keine Nationalspieler

Der ehrenamtlich betriebene Amateurfußball leistet, laut Hein, „eine wichtige Grundlagenarbeit für den Fußball. Ohne unsere Jugendarbeit gäbe es keine Nationalspieler.“ Auch er habe als aktiver Fußballer „Teamgeist und einen guten sozialen Umgang miteinander gelernt“. Und das gebe er jetzt gerne an die junge Generation weiter. Ein Unding ist in den Augen von Peter Hein allerdings, dass die Amateurvereine für die Trainerausbildung beim DFB bezahlen müssen.

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Nationalspieler aus Mülheim

Fritz Buchloh (Friedrich Hermann Buchloh), wurde am 26. November 1909 in Mülheim geboren und starb dort am 22. Juli 1998. Er absolvierte als Torhüter von 1932 bis 1936 in der Fußballnationalmannschaft 17 Länderspiele.

Er gehörte den DFB-Aufgeboten für die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin und der Fußballweltmeisterschaft 1938 in Frankreich an. Beim Heimatverein VfB Speldorf wurde er später zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Der MSV 07-Vorsitzende ist dankbar dafür, „dass uns die Mitglieder in der Corona-Zeit, in der wir den Spielbetrieb einstellen und den Trainingsbetrieb nur mit viel Mühe aufrechterhalten konnten, die Treue gehalten haben.“ Er weiß aber von anderen Vereinen, dass sie zum Teil einen erheblichen Mitgliederrückgang zu verzeichnen haben und sich auch schwer damit tun, ehrenamtliche Vorstandsmitglieder zu gewinnen. Der MSB-Fachschaftsleiter Fußball weist darauf hin, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl der örtlichen Fußballvereine von 17 auf 14 zurückgegangen ist, weil es immer schwerer werde, ehrenamtliche Vorstände zu gewinnen, die mit ihrem Hobby Fußball kein Geld verdienen, sondern stattdessen viel Geld, Zeit und Arbeit investieren. „Wenn Sie nicht fünf bis zehn Prozent ihrer Vereinsmitglieder für die Vorstandsarbeit gewinnen, können Sie ihren Verein nicht managen“, betont Hein.