Mülheim. Der umstrittene Abriss der Mountainbike-Piste in Mülheims Uhlenhorst war Thema im Sportausschuss. Dezernent Vermeulen musste sich erklären.
Dass der nicht für das Ressort zuständige Umweltdezernent in den Sportausschuss „zitiert“ wird, dürfte in Mülheim ein seltener, wenn nicht einmaliger Vorgang sein. Peter Vermeulen musste sich am Dienstag noch einmal dem Ärger aller Parteien stellen, verteidigte aber sein Vorgehen beim Abriss der Mountainbike-Strecke im Uhlenhorst. Mit einem Perspektivkonzept und der Gründung eines Vereins wurden erste Zukunftsschritte unternommen.
„So pünktlich waren noch nie alle da“, schmunzelte der Ausschussvorsitzende Eckart Capitain (CDU) wenige Minuten vor dem Start der Sitzung, die mit Spannung erwartet wurde. Das Hauptthema des Tages wurde prompt von Position 16 der Tagesordnung deutlich vorgezogen.
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Ausschussvorsitzender zeigt Vermeulen die Gelbe Karte
„Ein Foulspiel zieht eine Gelbe Karte nach sich“, sagte Capitain – schon voll im Fußballmodus – in Richtung Parteifreund Vermeulen. Oliver Willems von der SPD, die einen Antrag zur Schaffung legaler Mountainbike-Strecken eingebracht hatte, nahm das Wortspiel deutlich weniger ironisch auf. „Wir blicken auf ein aus unserer Sicht vorsätzliches Foul der Stadtverwaltung zurück. Wir konnten und wollten am Montag unseren Augen nicht trauen“, äußerte der sportpolitische Sprecher sein Unverständnis.
Die brachiale Wahl der Mittel sei unverständlich gewesen, „wenn nicht zu sagen unerträglich“, befand Willems. Die Politiker, die am Samstag noch von einem Ruhen des Verfahrens bis zur Ausschusssitzung ausgegangen waren, stünden nun als Wortbrüchige da.
Keine Entschuldigung, aber Eingeständnisse des Umweltdezernenten
Auf eine von den Sozialdemokraten geforderte Entschuldigung ließ sich Vermeulen nicht ein. Nur so viel: „Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass es ein unglückliches Treffen war“, gestand der Beigeordnete und räumte auch Fehler bei der Kommunikation ein. Nach seiner Anordnung, die Gefahrenstellen im Uhlenhorst zu beseitigen, hätte er „allen Bescheid geben müssen“. Dann hätten sich auch die Lokalpolitiker anders verhalten.
Von dem Standpunkt, dass jene Anordnung richtig war, rückte Vermeulen nicht ab. „Das, was dort passiert ist, war illegal“, betonte der Dezernent und berichtete von mehreren Klagen von Anwohnern und dem Ordnungsamt.
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Mülheims Umweltdezernent Vermeulen sah „Gefahr für Leib und Leben"
„Sobald ich davon erfahre, bin ich in der Haftung“, sagt Vermeulen. Seine Aussage, erst aus dieser Zeitung von dem Parcours erfahren zu haben, kann insofern widerlegt werden, als dass die Forstverwaltung schon im Mai das Gelände besichtigte. Vermeulen holte dies selbst am 25. Juni nach. Was er sah: „Erhebliche Gefahrenquellen für Leib und Leben.“
Der Dezernent wiederholte aber das Angebot, dass an gleicher Stelle wieder ein – dann legaler – Bereich für Biker entstehen könnte. Dazu müsse der Landschaftsplan geändert werden. Außerdem müsse das Gelände einem Verein übergeben werden, der es verantwortet.
Trailriders Ruhr: Neuer Mountainbike-Verein wurde aus der Taufe gehoben
Den gibt es mittlerweile. Sieben Sportler haben am Montag die Trailriders Ruhr gegründet. In dem Verein werden sich nach Aussage des Vorsitzenden Max Reinartz bald 50 bis 60 Sportlerinnen und Sportler organisieren. „Dazu gehören Leute mit bis zu 60 Jahren“, betonte Reinartz, dem Rederecht im Ausschuss gewährt wurde.
Der neue Vereinschef sparte nicht mit Selbstkritik. „Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen. Bisher gab es keinen festen Ansprechpartner, wir waren eine Herde von Individualisten“, gestand er.
Mountainbiker Reinartz: „Sind keine rücksichtslosen Egoisten"
MBI: Warum baut man so etwas in den Wald?
Während sich die Politiker im Sportausschuss einig waren, was das Vorgehen des Umweltdezernenten betrifft, äußerte sich Brigitte Schauerte von den Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) als einzige kritisch zur nun ehemaligen Mountainbike-Bahn. „Ich verstehe nicht, warum man so etwas in den Wald baut, das gehört da nicht hin“, sagte sie.
Ein Antrag der FDP, die Fläche im Uhlenhorst aus dem Landschaftsplan herauszunehmen, soll zu einem späteren Zeitpunkt gestellt werden, wenn eventuell die ersten Schritte des neuen Perspektivkonzepts ersichtlich sind.
Wehren möchte sich der Familienvater allerdings gegen das Bild, das von ihm und seinen Mitstreitern gezeichnet würde, „nämlich, dass wir rücksichtslose Egoisten sind“. Durch Mountainbiker sei keine Gefahr entstanden. „Das Bild von Kindern, die überfahren werden könnten, ist völlig überzeichnet“, stellte Reinartz klar. Auch die Fällung von Bäumen stritt er vehement ab. „Wir sind genauso Naturliebhaber.“
Ein Perspektivkonzept Trendsport soll sich künftig unter anderem um die Belange der Mountainbiker kümmern. Einem Antrag von Grünen, CDU und FDP schloss sich die SPD mit der Bedingung an, dass der Bereich Mountain- und Dirtbike als erstes behandelt wird. Damit wurde der ursprüngliche Antrag der Sozialdemokraten mitberücksichtigt.
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Das Konzept soll alle Trendsportarten zusammenfassen, darüber soll im Ausschuss regelmäßig berichtet werden. „Die Verwaltung soll auf mögliche Konfliktsituationen hingewiesen werden, damit wir rechtzeitig reagieren können und nicht hinterher vor umgepflügter Erde sitzen“, sagte der sportpolitische Sprecher der CDU, Werner Oesterwind.