Mülheim. .
Das historische Lufthansa-Verkehrsflugzeug Ju52 lockte Schaulustige zum Flughafen Essen-Mülheim. Ende Oktober kommt sie wieder an die Brunshofstraße.
Gebannt schaut Manfred Ruschkamp durch die Glasscheiben im Check-In des Flughafen Essen-Mülheim: Wenige Meter entfernt steht das Wellblech-Objekt seiner Begierde, das Flugzeug vom Typ Junkers Ju 52/3m, kurz „Ju52“ oder auch „Tante Ju“ genannt.
Die Propellermaschine „Berlin-Tempelhof“ der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung ist am Montagabend aus Dortmund angekommen und macht im Rahmen ihrer Tour durch die Republik bis Mittwochabend einen Zwischenstopp an der Stadtgrenze. Einerseits, um Passagieren bei Rundflügen mit einer Geschwindigkeit von 180 Kilometer pro Stunde das Revier aus der Luft zu präsentieren, andererseits ruft ihr Besuch auch zahlreiche Schaulustige und Hobby-Fotografen auf den Plan.
Laut und authentisch
„Vier Mal bin ich bisher mit einer Ju52 geflogen“, erzählt Ruschkamp, der extra aus Neukirchen-Vluyn mit dem Auto angereist ist, um die alte Dame mit dem Kranich-Emblem zu sehen. Seit über 30 Jahren sind Oldtimer-Flugzeuge seine Leidenschaft, ob in der Luft oder am Boden.
„Dieses Mal schaue ich aber nur zu, aus Jux“, sagt der 66-Jährige, während er beobachtet, wie die Crew letzte Vorbereitungen vor einem Rundflug trifft. „Es ist im Innenraum wegen der Propeller sehr laut, aber dafür ist das Fliegen darin grandios“, resümiert er seine bisherigen Erfahrungen. Es sei eben authentisch, man höre die Motoren in der Kabine.
Rundflug kostet 372 Euro
Dieses Erlebnis steht den anderen Gästen noch bevor, die sich am Schalter einfinden. Obwohl es ein teurer Spaß ist – ein Platz auf einem 60-minütigen Rundflug kostet beispielsweise 372 Euro – ist die Maschine bei allen Runden ausgebucht: 16 Passagiere, mehr gehen nicht rein.
Rückkehr im Oktober
1984 hat die Stiftung die Propellermaschine angeschafft und restauriert. Das Originalkennzeichen des 75 Jahre alten Flugzeugs lautet „D-AQUI“, heute ist es „D-CDLH“. Sie ist im Sommer deutschlandweit und im benachbarten Ausland unterwegs, im Winter wird sie gewartet. Neben 16 Passagieren findet eine Stewardess in der Kabine Platz, im Cockpit sitzen zwei Piloten und ein Flugingenieur. Nach Essen-Mülheim kommt die alte Dame wieder am 22. Oktober. Info: www.lufthansa-ju52.de
„Wie eine Zeitreise in die 1930er Jahre ist das“, erklärt Pilot Burkhard Jacobfeuerborn den Reiz. Er spricht von „smiles ‘n’ more“ („Lächelnde Gesichter und mehr“), in Anlehnung an die Lufthansa-Flugmeilenaktion „miles ‘n’ more“. Eben mehr Emotion, als das bloße Irgendwohinkommen im pickepacke vollen Jumbojet.
Die „Tempelhof“ ist trotz ihres historischen Charakters kein Museumsflugzeug, sondern offiziell als Verkehrsflugzeug angemeldet – zwar ohne Annehmlichkeiten wie Autopilot oder automatische Hydraulik-Unterstützung, dafür aber mit Anzeigen, versteckten Sensoren und einer Bedienung, die dem heutigen Stand der Technik entsprechen.
Unterwegs zwischen 600 und 800 Metern Höhe
Richtig hoch hinaus geht es aber nicht mit der alten Tante: „In 600 bis 800 Metern Höhe sind wir unterwegs. Tiefer dürfen nicht und höher wollen wir nicht“, scherzt der Pilot. Eher langsam quält sich das Flugzeug dann rollend gen Startbahn, es riecht nach Kerosin.
Freunde und Verwandte der kleinen Passagierschar stehen winkend am Boden. „Mir ist das zu laut“, antwortet eine Dame auf die Frage, warum sie ihren Mann nicht begleitet habe. Ein Schaulustiger neben ihr wirft lachend ein: „Männer mögen diese Geräusche, den Geruch. Frauen eben nicht“.