Mülheim. Die Gemeinde Broich-Saarn bringt ihren Mülheimer Gläubigen ein „Abendmahl in der Tüte“ nach Hause: Gemeinschaft zum Osterfest in Coronazeiten.
Ordentlich aufgestellt in Reih und Glied stehen sie noch auf den Tischen. In Kürze werden die braunen Papiertüten von fleißigen Helfern aus dem Saal an der Wilhelminenstraße zu den Mitgliedern der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn transportiert. Jede Tüte wurde gefüllt mit einem kleinen selbst gebackenen Brot, einem Fläschchen Traubensaft, einem Teelicht und einer Liturgie für eine Hausandacht.
„Abendmahl in Tüten“ nennt sich die Aktion der Protestanten in Broich und Saarn. „Es ist bei uns eine lange Tradition, am Gründonnerstag gemeinsam an Tischen das Abendmahl zu uns zu nehmen“, erzählt Pfarrerin Kerstin Ulrich. In diesem Jahr wollte die Gemeinde die Veranstaltung nicht wie im letzten Jahr einfach ausfallen lassen. Per Aushang und Aufruf über die sozialen Medien wurde im Vorfeld für die Aktion geworben. Rund 70 Bestellungen kamen so für das „Abendmahl in Tüten“ zusammen.
Tradition, Gründonnerstag das Abendmahl gemeinsam einzunehmen, muss ausfallen
Am Gründonnerstagmorgen wurde in der Küche des Gemeindehauses das Hefebrot frisch gebacken. Am Nachmittag brachten drei Teams mit jeweils zwei Helfern die Tüten an die Haustür der Gläubigen. „Wir haben uns überlegt, wie wir trotz Corona und des Verzichts auf Präsenzgottesdienste ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen können“, erklärt Kerstin Ulrich. Auf eine Verlegung ins Digitale habe man deshalb verzichtet.
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Die Lieferung nach Hause ermögliche stattdessen einen direkten persönlichen Kontakt. „Dadurch, dass jeder dasselbe Brot und denselben Saft erhält und wir dasselbe Gebet sprechen, sind wir, obwohl räumlich getrennt, in einem gemeinschaftlichen Erleben - so weit möglich - verbunden“, unterstreicht Pfarrerin Ulrich.
Gemeinschaftliches Erleben des Gebetes ohne einen persönlichen Kontakt
Die Entscheidung der Mülheimer Gemeinden, auf Gottesdienste vor Gläubigen in den Kirchen zu verzichten, findet die Pfarrerin zumindest teilweise richtig: „Die Durchführung eines Abendmahls ist unter den gegenwärtigen Bedingungen keinesfalls möglich.“ In einem Brief des Presbyteriums der Kirchengemeinde Broich-Saarn wird auf die „derzeitige aufgewühlte Stimmungslage in der Gesellschaft“ Bezug genommen. Durch den Verzicht, so heißt es, möchte man auch dazu beitragen, „verbittert Gegenüberstehende zusammenzuführen“.