Mülheim. Hinterlassenschaften auf der Mülheimer Schleuseninsel sorgen für Ärger bei Anglern: „Das fällt auf uns zurück.“ Das Problem ist aber hausgemacht.

Der offenbar ausgediente „Playboy“ liegt quer über der blauen Abfalltonne am Parkplatz der Schleuseninsel. Um den vollgestopften Plastikeimer haben sich weitere Insignien der Notdurft – Coffee-to-go-Becher, Fastfood-Verpackungen und jede Menge Taschentücher – in den Büschen des nahen Ruhrufers verfangen. Corona-Normalität? Angler, die hier am Ufer nach Fischen oder Entspannung jagen, jedenfalls regt der Unrat mächtig auf: „Weil das immer auf uns zurückfällt“, sagt einer.

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Angler berichtet: Situation der wilden Toiletten am Ruhrufer hat sich verschärft

Namentlich will er nicht genannt werden, doch der Angler bestätigt, dass er inzwischen immer häufiger auf Stellen stößt, wo Menschen mitten im Grünen ihre Notdurft verrichtet haben. Die Situation an den verschiedenen Ruhrufer-Plätzen habe sich seit Corona offenbar noch verschärft. Denn immer mehr Menschen bleibt im Lockdown nur noch wenig mehr übrig als sich in der freien Natur zu tummeln.

So sah es noch am vergangenen Dienstag am Parkplatz der Schleuseninsel aus. Einiges ist seitdem hinzugekommen.
So sah es noch am vergangenen Dienstag am Parkplatz der Schleuseninsel aus. Einiges ist seitdem hinzugekommen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Folgen dieser „Naturflucht“ zeichneten sich jedoch schon länger ab: Auf so genannte wilde Toiletten haben Mülheimer im vergangenen Jahr entlang der Ruhr am Mendener Kocks Loch, am Ruhrstrand, an der Nordbrücke zwischen Broich und Styrum und am Raffelberg aufmerksam gemacht. Dort fanden Naturfreunde unappetitliche Hinterlassenschaften, Taschentücher, Binden, sogar Windeln.

Und das nicht selten zum Leidwesen der Tiere, die an den verschwiegenen Plätzen brüten und dort vom Drang der Menschen bedrängt werden. So berichten es etwa die ehrenamtlichen Landschaftswächter in Mülheim.

Bußgeld von 1000 Euro hat offenbar kaum abschreckende Wirkung

Das „Verrichten der Notdurft in der Öffentlichkeit“ kann übrigens teuer werden: Ein Bußgeld bis zu 1000 Euro ist möglich. Doch die abschreckende Wirkung hält sich offensichtlich in Grenzen.

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Der Unrat auf der Schleuseninsel hat allerdings auch ganz konkrete Hintergründe: Dort, wo es sonst öffentliche Restauranttoiletten gab, hat der Wasserbahnhof seit vergangenem November dicht gemacht. Und auch die öffentlichen Toiletten am Parkplatz sind im Augenblick verschlossen. So stellt sich mancher einfach hinter das Häuschen oder wandert die Treppen runter zum Ufer.

Weniger zugängliche Toiletten, weil Gastros geschlossen und etliche öffentliche Einrichtungen versperrt sind

Mit der corona-bedingten Schließung der Restaurants und auch von öffentlichen Einrichtungen aber tritt der grundsätzliche Mangel an öffentlichen Toiletten noch deutlicher zutage. Selbst in der Innenstadt fehlen sie derzeit. Von den gut 20 „stillen Örtchen“, die die Stadt auf ihrer Homepage im Bereich der City anzeigt, sind die wenigsten noch zugänglich.

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Die aktuelle Notlage räumt die Stadt mit Bedauern ein. Doch gerade die Toilettenanlage auf dem Schleuseninsel-Parkplatz habe derzeit einen Schaden bei der Strom- und Wasserversorgung. „Die Reparaturen sind bereits eingeleitet“, teilt Stadtsprecher Thomas Nienhaus mit. Allerdings warte man auf die Lieferung eines notwendigen Ersatzteils. Den Hinweis auf die Vermüllung neben der Anlage nimmt er mit. Die MEG will den Unrat Anfang der Woche beseitigen.