Mülheim. Die Fitnessbranche klagt über hohe Verluste. Auch Mülheims Vereine verlieren Mitglieder und Beiträge, aber längst nicht so stark wie große Ketten.

Die deutsche Fitnessbranche schlägt Alarm. 1,35 Millionen Mitglieder sind den Studios seit dem Beginn der Pandemie verloren gegangen, der Umsatz ging um ein Viertel zurück. Bei den Sportvereinen sieht es hingegen besser aus.

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„Nach über 30 Jahren des kontinuierlichen Wachstums erleidet die deutsche Fitness-Wirtschaft im Jahr 2020 einen pandemiebedingten Rückschlag“, teilte der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) in diesen Tagen mit – und betont, dass diese Auswirkungen „nicht auf Ursachen struktureller Natur zurückzuführen sind.“

Vor allem große Ketten haben mit Mitgliederverlusten zu kämpfen

Vielmehr muss der ein oder andere in der aktuellen Zeit überlegen, ob er sich den Beitrag für sein Studio auch ohne Gegenleistung noch leisten kann und möchte. In allererste Linie sind es wohl die großen Ketten, die mit Mitgliederverlusten zu kämpfen haben. Dort ist die persönliche Bindung oft am geringsten. „Aber auch wir haben Stammkunden, zu denen wir ein gutes Verhältnis haben und die alle gerne wiederkommen möchten“, betont die Mitarbeiterin eines Studios in der Mülheimer Innenstadt, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Allenthalben herrscht die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Studios. „Die Pandemie hat die Menschen mehr denn je für das Thema Gesundheit sensibilisiert und unsere Betriebe haben durch ihre Qualifikation und Professionalität die Gesundheitskompetenz erworben, um Teil der Lösung zu sein“, sagt Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV.

Monatlicher Beitrag im Verein ist zuallererst ein ideeller Beitrag

Und wie sieht es in den großen Vereinen aus, die ebenfalls Fitnesskurse anbieten? „Klar haben wir auch Mitglieder verloren aber wir sind dann noch einmal anders aufgestellt als ein Studio“, betont Dirk Winkelmann, Vorsitzender des TSV Viktoria. In einem Verein sei die monatliche Zuwendung „zuallererst ein ideeller Beitrag“. Außerdem gibt es gewisse Kündigungsfristen. „Wir hoffen, dass sich in der nächsten Zeitspanne bis zum 30. Juni etwas positiv bewegt“, sagt Winkelmann.

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Grund für eine fristlose Kündigung sei eine Pandemie selbstverständlich nicht, betont Nicole Nußbicker, Geschäftsführerin des Mülheimer Sportbundes. „Leuten, die partout nicht zahlen wollen, erklären wir, dass die Vereine keine Dienstleister sind“, sagt Nußbicker. Belastbare Zahlen, wie sich die Pandemie auf die Mitgliederlisten der Vereine ausgewirkt haben, kann der MSB aktuell noch nicht vorlegen. „Da bin ich selbst gespannt“, sagt die Geschäftsführerin.

Online-Videos stehen Nutzern exklusiv zur Verfügung

Da jetzt die ersten Vereine zumindest mit den Kindern auf die Anlagen zurückgekehrt sind, kann sich Nicole Nußbicker ein „Vereinshopping“ vorstellen. „In dem Sinne, dass jemand seinen Verein verlässt und woanders hin wechselt, wo schon wieder Sport stattfindet.“ Insgesamt seien die vereinzelten Rückmeldungen aus den Klubs aber eher positiv. „Die Vereine tun ja wirklich etwas und versuchen ihren Mitgliedern trotzdem etwas zu bieten“, weiß Nußbicker.

Das betont auch Dirk Winkelmann. Seine Viktoria hat 120 Videos aus verschiedenen Sparten des Vereins erstellt, die den Mitgliedern exklusiv zur Verfügung stehen. „Natürlich gibt es auf Youtube einen Wust an solchen Videos aber so ist es noch einmal persönlicher, wenn da mein Trainer oder meine Trainerin zu sehen ist“, so der TSV-Chef.

„Tolle Rückmeldungen“ von den Mitgliedern

So zahle sich die Vereinsbindung auch während der Pandemie aus. „Wir bekommen auch immer wieder tolle Rückmeldungen und Nachrichten von den Mitgliedern“, freut sich Winkelmann. „Es ist eben doch keine reine Geschäftsbeziehung.“ Dass Mitglieder den Beitrag aus finanziellen Gründen nicht mehr stemmen können, sei nur ganz vereinzelt vorgekommen. „In solchen Fällen führen für persönliche Gespräche und finden eine Lösung.“