Mülheim. Wenig Rückmeldung aus Betrieben sorgt für Frust bei Mülheimer Jugendlichen. Immer weniger bewerben sich laut Arbeitsagentur um eine Ausbildung.
Gerade junge Mülheimer ringen derzeit besonders mit dem Corona-Blues – die Erfahrung haben das hiesige Jobcenter und die Arbeitsagentur gesammelt während ihrer Aktion zur Woche der Ausbildung. „Jugendliche, die sich anfangs noch motiviert um Ausbildung bemüht haben, lassen nach. Man merkt, dass ihnen der Sinn fehlt“, schildert Berufsberater Georg Ostermann aus der Praxis.
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Keine Praktika, schlechte Erreichbarkeit – auch Betriebe sorgen für Bewerbungsfrust
Und das hat offenbar die lange Corona-Durststrecke aus Schulschließung und Kontaktbeschränkung mitverursacht. Aber nicht nur: Auch die Arbeitgeber sorgen seit geraumer Zeit für Bewerbungsfrust. Sie sind für Initiativbewerbungen oder auch nur Informationen zum Teil schlecht erreichbar, Personaler seltener persönlich ansprechbar, Praktika coronabedingt nicht möglich. Entsprechend langsam reagieren Unternehmen derzeit auf eingehende Bewerbungen. „Es macht sich unter jungen Leuten auch deshalb eine Stimmung breit, dass es keinen Sinn mache, sich zu bewerben“, muss Ostermann feststellen.
Neue und konkrete Zahlen zur Ausbildungssituation soll die Agentur für Arbeit erst Ende März bereitstellen. Klar ist aber, dass die Zahlen der Bewerber und auch der Stellen unter dem Niveau des März’ vergangenen Jahres liegen. Und noch zum Jahresbeginn 2021 musste die Agentur melden, dass 86 junge Mülheimer Stellensuchende keinen Azubi-Platz gefunden hatten.
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Mülheimer Berufsberater rechnet damit, dass Ausbildung verzögert Fahrt aufnimmt
Doch die Mühe lohne sich weiter, zeigt der Berufsberater Perspektiven auf: „Langsam fangen die Betriebe wie Friseure, Reisebüros, Hotels und hoffentlich auch wieder das Gastronomiegewerbe an.“ Die Berufschancen im Einzelhandel seien trotz Corona weiterhin groß, ebenso gelte das fürs Handwerk, etwa für Anlagenmechaniker, Elektro- und Bauhandwerk. Ostermann rechnet also damit, dass die Ausbildung zwar verzögert, aber eben bald wieder Fahrt aufnehmen kann.
Sich zu bewerben ist also jetzt wichtig. „Jugendliche wollen allerdings keine Ausbildung um jeden Preis“, weiß Emel Karakoc, Teamleiterin der Berufsberatung. Am Telefon sei jedoch die dafür notwendige „ganzheitliche Betrachtung und eine Stärken-Schwächen-Analyse nicht optimal möglich. Ich muss erkennen können, wie der Jugendliche mimisch reagiert, leuchten seine Augen oder verdreht er sie“, schildert Karakoc.
Agentur für Arbeit macht gute Erfahrung mit Videoberatung
Ihr Team hat gute Erfahrungen mit Videoberatungen gesammelt, bei denen man übers Bildschirmteilen auch gemeinsam recherchieren, gute Suchwerkzeuge austauschen kann – „normalerweise würde ich in der persönlichen Beratung meinen Monitor umdrehen“, meint Georg Ostermann.
Über die Aktions-Hotline (8506 112) beraten die Experten der Berufsberatung Jugendliche und deren Eltern montags bis donnerstags von 9 bis 16 und freitags von 9 bis 14 Uhr. Wichtige Termine zum Thema Ausbildung findet man auch unter: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/themen-in-nrw/termine