Mülheim. Ab dem kommenden Jahr setzt die Stadt Mülheim ein lange gefordertes Portal zur Kitaplatzvergabe ein. Dieses Jahr warten noch Eltern auf Plätze.
Schon lange wird es gefordert, nun steht es in den Startlöchern: Mülheim bekommt ein Internetportal zur Kitaplatz-Vergabe. Ab dem kommenden Vergabeverfahren für das Kitajahr 2022/23 soll es Eltern die Suche nach einem Betreuungsplatz erleichtern.
„Wir sind in der praktischen Umsetzung“, sagt Ingolf Ferner, der beim Jugendamt zuständig ist für die Kinderbetreuungsplätze. Der Beschluss ist gefasst, das Portal einzurichten, nun geht es noch um die Absprache mit den freien Trägern. In Mülheim sind lediglich 37 der über 90 Kitas in städtischer Hand. Auch der Stadtelternrat soll eingebunden werden in die Planung des Portals.
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Für Eltern, die ihr Kind für das übernächste Kita-Jahr anmelden wollen – die Anmeldungen für den Start in diesem Sommer sind bereits abgeschlossen – kann das Portal eine große Erleichterung bieten. Vermutlich bei bis zu zehn Kitas können Eltern ihr Kind anmelden und erhalten Zusagen direkt über das Portal.
Der Vorteil für die Träger: Sie sehen, wem bereits ein Platz angeboten wurde, wer diesen auch zugesagt hat, und wer noch ohne Betreuung dasteht. Aktuell ist das Prozedere deutlich komplizierter: Manche Eltern erhalten mehrere Zusagen unterschiedlicher Träger, andere gar keine. Bis die Verträge unterschrieben sind, klar ist, wer welchen Platz in Anspruch nimmt, vergehen Wochen. Wochen, in den viele Eltern bangen, für ihr Kind überhaupt eine Betreuung zu bekommen.
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„Das ist sehr aufwändig und beratungsintensiv“, sagt Ingolf Ferner. Seine Kolleginnen gehen mit den Eltern oft in die sehr individuelle Beratung. Wo ist doch noch ein Platz frei? Wie komme ich dahin? Welche Bahn kann ich nehmen? Solche Fragen klären die Mitarbeiterinnen in persönlichen Gesprächen, derzeit wegen Corona am Telefon.
Dieser Findungsprozess lässt sich künftig abkürzen. „Eltern haben früher eine Gewissheit, wo sie ihr Kind betreuen lassen können“, sagt Ferner. Wer sich bei fünf Kitas angemeldet hat, könne sich künftig sicher sein, auch von einer der Einrichtungen eine Zusage zu bekommen.
4794 Plätze für Ü3-Kinder
4794 Plätze stehen im Kita-Jahr 2021/22 für Über-Dreijährige zur Verfügung. Damit hat die Stadt eine Versorgungsquote von 93,8 Prozent und liegt unter der eigenen Vorgabe von 97 Prozent.
Auch bei den Unter-Dreijährigen erreicht Mülheim seine Ziele nicht: Für 4812 Kleinkinder gibt es 1186 Kita-Plätze – eine Quote von 24,6 Prozent. Allerdings fängt die Kindertagespflege in diesem Bereich viel Betreuung auf, so dass die Quote letztlich auf 47,5 Prozent steigt.
Wie viele Betreuungsplätze konkret fehlen in Mülheim, kann Ingolf Ferner vom Jugendamt nicht genau beziffern, weil die Stadt für die freien Träger nicht erfasst, wie viele Plätze genau freiwerden und wie viele gebraucht werden. Mit einem Online-Portal lassen sich diese Zahlen bündeln und konkret benennen.
Die aktuelle Phase der Kita-Anmeldung ist für viele Eltern noch eine Hängepartie. Alle Zusagen sollten mittlerweile rausgegangen sein, allerdings ist noch nicht überall klar, wer welchen Platz in Anspruch nimmt. „Wir bis zum 1. März keinen Kita-Platz hat, sollte sich beim Jugendamt melden“, rät Ingolf Ferner. „Wir unterstützen die Familien dann aktiv.“
Kita-Plätze in Mülheim: Keine Rechtsanspruchsklagen
An dieser individuellen Beratung liege es seiner Meinung nach auch, dass bei der Stadt – wie auch schon im Jahr zuvor – für das Kita-Jahr 2020/21 keine Rechtsanspruchsklagen eingegangen sind. „Manche rufen an, weil sie klagen wollen, aber eigentlich wollen sie das gar nicht, sie wollen einfach einen Betreuungsplatz.“
Ab dem kommenden Kita-Jahr könnte die Vergabe nun erleichtert werden. Die Stadt will das Portal „Kita Plus“ nutzen, das bereits innerhalb der städtischen Kitas eingesetzt wird. Oberbürgermeister Marc Buchholz hatte die Etablierung eines Online-Systems zu einem seiner Wahlversprechen gemacht. Die Kosten dafür bezifferte er auf einen „mittleren fünfstelligen Betrag“.