Mülheim. Stadtelternrat und Grüne in Mülheim fordern ein zentrales System zur Vergabe von Kita-Plätzen. Noch scheitert es an den finanziellen Mitteln.

Es ist ein Thema, das jedes Jahr wieder im Januar in Mülheim aufkommt: der Wunsch nach einem zentralen System zur Bedarfsmeldung und Vergabe von Kita-Plätzen. Die Grünen haben sich nun der Forderung des Stadtelternrates angeschlossen, so ein System auf den Weg zu bringen. Allerdings ist eine baldige Lösung noch nicht in Sicht.

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Angesichts fortschreitender Digitalisierung sei das anhaltende Fehlen einer stadtweiten Koordinierungsplattform für die Vergabe von Kita-Plätzen nicht hinnehmbar, meinen die Grünen. „Hier wird Rückständigkeit auf dem Rücken vieler Eltern ausgetragen“, sagt die kinderpolitische Sprecherin Franziska Krumwiede-Steiner. Ihr sei bewusst, dass die Einführung einer solchen Plattform nicht an der Stadt, „sondern an manchen kirchlichen und freien Trägern scheitert“.

Jugendamt: Mülheimer Träger haben Interesse an Kita-Plattform

Dem widerspricht Ingolf Ferner, beim Mülheimer Jugendamt zuständig für Kinderbetreuungsplätze. „Alle Träger haben daran ein großes Interesse, weil Mehrfachvertragsvergaben verhindert werden könnten“, sagt er. Das Problem ist: Weil bereits ausgesprochene Zu- und Absagen nicht zentral erfasst werden, bekommen manche Eltern gleich mehrere Angebote für einen Kita-Platz, andere gehen leer aus. Bis alle Verträge unterschrieben sind, bis wieder frei gewordene Kapazitäten neu verteilt sind, vergehen viele Wochen des Bangens für zahlreiche Familien.

Plattform anfällig für Pannen

Die Stadt Essen arbeitet seit 2016 mit dem System Little Bird. Darüber werden Kita-Plätze zentral vergeben.

Allerdings gibt es mit der Plattform immer wieder technische Probleme: Vergangenes Jahr ist es am ersten Tag der Kita-Platz-Vergabe zusammengebrochen. Auch davor hatte das Online-System regelmäßig für Pannengesorgt.

„In Mülheim müssten wir uns genau überlegen, mit welchem System wir an den Start gehen, um solche Probleme zu vermeiden“, sagt Ingolf Ferner. Es seien einige entwickelte System auf dem Markt.

Daniela Heimann, Vorsitzende des Stadtelternrates, bekommt noch ein weiteres Problem immer wieder gespiegelt: Eltern, die ihr Kind von einer Tagesmutter betreuen lassen, greifen sofort zu, sobald sie einen Kita-Platz bekommen, obwohl sie für ihr U-3-Kind eigentlich die kleinere Gruppengröße der Tagespflege bevorzugen. „Aber sie habe Angst, später keinen Platz mehr zu bekommen“, sagt Heimann.

„Viele Kita-Leitungen sind nervlich am Ende“

Unter dem langwierigen Prozess der Vergabe, sagt sie, leiden außerdem nicht nur die Eltern, sondern auch die Einrichtungen selbst. „Viele Kita-Leitungen sind nervlich am Ende, sie telefonieren sich die Finger wund“, berichtet Daniela Heimann.

Auch sie erlebt Zustimmung der Träger zu einer neuen technischen Lösung. Allerdings scheitere es seitens der Stadt am Geld. Die Kosten lägen im mittleren fünfstelligen Bereich.

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Da sich Mülheim bis 2023 in der vorläufigen Haushaltsführung befindet, gibt es keinen finanziellen Spielraum für freiwillige Leistungen. Würde eine Fraktion den politischen Vorstoß für eine zentrale Kita-Plattform wagen, müsste sie zugleich aufzeigen, wo die benötigten Mittel an anderer Stelle eingespart werden können. Die mögliche Entlastung, den enormen Verwaltungsaufwand bei Jugendamt und Trägern zu mindern, lässt sich schwer in konkreten Zahlen berechnen.

Stadtelternrat fordert Aufhebung der dynamischen Gebührenerhöhung

Kämmerer Frank Mendack würde aus finanzieller Sicht ein solches Vorhaben unterstützen. „Man müsste sehen, wo in anderen Bereichen gespart werden kann, wo Prioritäten verschoben werden können“, sagt Mendack. Das sei nicht nur eine rein städtische Aufgabe, auch die Träger müssten sich einbringen.

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Der Stadtelternrat will nun trotz der Hürden seine Forderungen noch einmal verschriftlichen. Zu diesen gehört auch die Aufhebung der jährlichen dreiprozentigen Erhöhung der Elternbeiträge. Mülheim zählt zu den Städten mit den höchsten Kita-Beiträgen im Ruhrgebiet. Daniela Heimann ist vorsichtig optimistisch: „Wir hoffen, dass wir im Kommunalwahl-Jahr etwas bewegen können.“