Mülheim/Essen. Seit Freitagmorgen bietet das Rote Kreuz Corona-Schnelltests im Hangar am Flughafen Essen/ Mülheim an. Der Andrang auf die Spucktests ist groß.
Langsam fährt Cora Ruhrmann über das Gelände des Flughafens. Als sie den Eingang der großen Halle erreicht, stoppt sie den Motor: Vor ihr türmt sich ein riesiges Luftschiff auf. „Alleine dafür hat es sich schon gelohnt herzukommen“, sagt Ruhrmann. Dabei hat sich die 58-jährige nicht um 8 Uhr früh auf den Weg von Kettwig zum Flughafen Essen-Mülheim gemacht, um Luftschiff „Theo“ zu bewundern. Ruhrmann ist eine der ersten, die im neuen Drive-in-Testzentrum im Luftschiffhangar einen Corona-Schnelltest machen lässt.
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Die Essenerin habe am Sonntag Geburtstag und ihre 83-jährige Mutter ließe sich nicht davon abbringen, sie zu besuchen, sagt Ruhrmann. Da sie leichte Halsschmerzen habe, wolle sie auf Nummer sicher gehen.
Kunden haben die Wahl zwischen Spucktest und Nasenabstrich
„Guten Morgen. Zunächst müsste ich bitte einmal ihren QR-Code scannen“, begrüßt Gerrit Bonsen Cora Ruhrmann, als sie mit ihrem Auto vor dem DRK-Zelt zum Halten kommt. Ruhrmann holt ihr Handy aus der Tasche und streckt es Bonsen durch das offene Autofenster entgegen.
Auf seinem Scangerät sieht dieser nun sofort alle wichtigen Informationen. „Sie haben sich für einen Spucktest angemeldet, richtig?“, vergewissert er sich, bevor er sich zum Zelt hinter sich umdreht. Neben FFP2-Masken und einem Stapel blauer Kittel liegt dort eine Packung mit kleinen Plastikbechern.
Bonsen nimmt einen heraus und reicht ihn Frau Ruhrmann. „So, dann einmal bitte reinspucken“, sagt Bonsen. Das Testzentrum im Luftschiffhanger ist laut DRK das zweite deutsche Testzentrum, das die vom Paul-Ehrlich-Institut zugelassene neue Testmethode anbietet.
Planung für Drive-in-Testzentrum begann vor zwei Wochen
Marc Wehning ist Geschäftsführer von Weles Medizinprodukte. Seine Firma importiere die Testkits aus Asien, dürfe diese aber nicht selbst anwenden, sagt er. Deshalb habe er sich vor rund zwei Wochen mit dem DRK und der WDL zusammengetan: „Wir haben die Testkits. Die WDL hat hier am Flughafen viel Platz. Und dass es dann noch so ein toller Platz wird, damit habe ich nicht gerechnet. Dann brauchten wir noch jemanden, der die Tests durchführen kann. Dafür sind wir mit dem DRK ins Gespräch gekommen“, so Wehning.
Wer sich im Luftschiffhanger testen lässt, hat die Wahl zwischen dem neuen Spucktest und einem Nasenabstrich. „Einmal den Kopf bitte zum Fenster drehen und in den Nacken legen. Haben Sie ein Nasenloch, das sie bevorzugen? Nein, okay, dann nehme ich das linke“, sagt Gerrit Bonsen zum nächsten Fahrer. Dieser will sich testen lasten, weil es in der Familie seiner Freundin einen Corona-Fall gegeben hat.
Kunden können während des Tests im Auto bleiben
Bonsen absolviert seit September 2020 ein FSJ beim DRK. „Man muss vorsichtig und sensibel sein, man will der Person ja nicht weh tun. Meinen ersten Nasenabstrich habe ich an einer Kollegin geübt“, sagt der 19-Jährige. Mittlerweile führe er die Tests routiniert durch.
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Der Einsatz im Luftschiffhanger sei trotzdem etwas Besonders, sagt Bonsen: „Für mich als Mülheimer ist es toll, das Luftschiff mal von Nahem zu sehen. Schon als Kind habe ich es im Sommer immer am Himmel beobachtet.“
Bonsen hat eine rote Schutzhose an, die bis zu den Knien von einem blauen Kittel bedeckt ist. Im Gesicht trägt er eine weiße Maske, darüber zum doppelten Schutz ein Visier. Mit ruhiger Hand führt er das Teststäbchen in die Nase des jungen Mannes. „Stillhalten! Stillhalten! Ich weiß, es ist unangenehm. Aber gleich ist es geschafft“, sagt Bonsen zu ihm.
Öffnungszeiten und Preise
Das Testzentrum im Luftschiffhangar ist montags, mittwochs und freitags von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 18 Uhr geöffnet.
Der Nasen- und Rachentest kostet 29,99 Euro, der Spucktest 34,99 Euro. Die Buchung eines Termins und die Bezahlung erfolgt online unter: www.drivein-testzentrum.de
Die meisten Kunden entscheiden sich für Spucktest
Nach einigen Sekunden zieht er das Stäbchen aus der Nase und reicht es seiner Kollegin. Sie legt es in einen Träger mit einer speziellen Flüssigkeit. Die Probe mitsamt der Trägerflüssigkeit träufelt sie im Anschluss vorsichtig auf einen Teststreifen. Dieser muss für 15 Minuten ruhen - dann ist das Testergebnis da.
„So das war’s auch schon. Sie können losfahren. In 15 bis 30 Minuten bekommen Sie das Ergebnis per Mail mitgeteilt“, sagt Bonsen zu dem jungen Mann. Er hat so kurz nach dem Test, den viele als unangenehm empfinden, noch Tränen in den Augen.
75 Kunden lassen sich am ersten Tag im Lufthanger testen
Cora Ruhrmann hat sich deshalb bewusst gegen den Nasenabstrich entschieden, sagt sie: „Ich hatte als Kind einen Unfall, seitdem ist meine Nasenscheidewand schwer verletzt. Durch das Teststäbchen könnte sie erneut verletzt werden. Deshalb ist es absolut toll, dass ich hier den Spucktest machen kann“, sagt sie.
Laut DRK würden sich die meisten Besucher des Testzentrums wie Ruhrmann für den Spucktest entscheiden. Insgesamt rechnen sie am ersten Tag mit rund 75 Personen, die einen Schnelltest machen wollen.
Viele Menschen ließen sich dienstlich noch vor der Arbeit testen. Eine junge Frau ist aus der Schweiz eingereist und macht den Test, bevor sie ihre Familie trifft. Ein älterer Mann holt heute seine Frau aus dem Krankenhaus ab und will sichergehen, dass er sie nicht gefährdet.
„Sollte der Andrang mit der Zeit höher werden, können wir das Testzentrum noch umbauen. Hier im Hanger ist ja genug Platz“, sagt Daniel Dreier, Pressesprecher der Westdeutschen Luftwerbung.
Kurz nach ihrem Besuch im Luftschiffhanger kommt bei Cora Ruhrmann die Mail mit dem Ergebnis an: negativ. „Ich bin super happy und werde am Sonntag meine Mutter ohne Angst treffen können“, sagt sie.