Mülheim. . In Speldorf und Dümpten werden Gruppen eingerichtet. Weil das kostenneutral geschehen muss, wird der Etat aller anderen Einrichtungen gekürzt.

Seit Wochen fiebern die Vorschulkinder und ihre Eltern dem Tag entgegen, an dem sie erfahren, ob sie an der Wunschschule unterkommen – oder nicht. Das Warten hat bald ein Ende, verspricht Uwe Alex, Leiter des Schulverwaltungsamtes. „In den Tagen nach Karneval geht die Info raus.“

Die Eltern erfahren dann auch, ob sie einen der begehrten Plätze der Offenen Ganztagsschule (OGS) ergattert haben. 97 Gruppen gibt es; 2469 Kinder werden dort betreut. Zwei Gruppen mit je 30 Plätzen kommen ab Schuljahr 2018/19 hinzu: an der Astrid-Lindgren-Schule in Dümpten und der Lierbergschule in Speldorf. „Leider bleibt die Nachfrage auch nach dem Ausbau größer als das Angebot“, bedauert Alex.

Schaut man allein auf die nackten Zahlen, werden noch knapp drei Dutzend Plätze fehlen. Tatsächlich sind es wohl mehr; denn die Zahlen passen nur dann, wenn alle Eltern – im Falle einer Abweisung an der Wunschschule – ihr Kind als Alternative genau dort anmelden, wo es noch Plätze gibt. Die Schulleiter, so Alex, sollen entsprechende Vorschläge machen.

Umfrage an allen Grundschulen zum Platzbedarf

Dem Plan zum OGS-Ausbau, den der Bildungsausschuss nun beschlossen hat, war im November 2017 eine Umfrage an allen Grundschulen zum generellen Platzbedarf vorausgegangen: Danach gab es für das kommende Schuljahr einen Nachfrageüberhang von 197 OGS-Plätze, bei Berücksichtigung aller freien Kapazitäten verblieben noch 92 Plätze. Zieht man die neuen Gruppen aus Dümpten und Speldorf ab, reduziert es sich auf jene knapp drei Dutzend. Den Kindern, die am Ende des Tages leerausgehen, sollen andere Betreuungsangebote gemacht werden. An den meisten Schulen gibt es zumindest die Möglichkeit der Randstundenbetreuung bis 13 Uhr.

Zwei Prämissen liegen allen Rechenspielen, allen Ausbauplänen zugrunde: Zum einen müssen alle bestehenden OGS-Gruppen maximal ausgelastet werden. Zum anderen darf ein Ausbau die Stadt nach wie vor nichts kosten. Diese Kostenneutralität hat der Stadtrat im Dezember 2013 beschlossen. Die Errichtung der beiden zusätzlichen Gruppen ist aber selbstverständlich nicht für lau zu haben: Die Stadt muss jeweils Betriebskosten in Höhe von 50 000 Euro stemmen, zusammen also rund 100 000 Euro. Das sei nur möglich, heißt es in der Vorlage für den Bildungsausschuss, wenn allen aktuell bestehenden Betreuungsgruppen der Etat gekürzt wird: um je 1030 Euro pro Jahr.

Ratsbeschluss steht in der Kritik

Der Ratsbeschluss, der zur Kostenneutralität zwingt, ist umstritten, das machte Ingrid Tews (Grüne) im Ausschuss ein weiteres Mal klar. „Wir stimmen dem Ausbau zwar zu, sind aber nicht glücklich.“ Dass die Errichtung neuer Gruppen auf Dauer nur ohne finanziellen Mehraufwand möglich sein soll, halte ihre Partei nach wie vor für schlecht. „Wir hoffen auf die Aufhebung des Beschlusses.“

Mindestens 20 OGS-Plätze müssen fehlen, damit überhaupt über die Einrichtung einer neuen Gruppe nachgedacht werden kann, andernfalls fördert das Land das Vorhaben nicht. An den GGS-Standorten Dichterviertel, Styrum und Trooststraße, an Schildbergschule, Erich-Kästner-Schule und am Teilstandort Blötter Weg der Lierberg­schule war die Nachfrage geringer.

Nur noch Plätze, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten

Die GGS an der Heinrichstraße vergibt nur noch OGS-Plätze an Jungen und Mädchen, deren Eltern Vollzeit arbeiten. Aufgrund fehlender Räumlichkeiten sei die Errichtung weiterer Betreuungsgruppen nicht möglich, dabei ist die Nachfrage groß. Dasselbe gilt an Hölterschule, Pestalozzi-Schule und der GGS am Steigerweg.

An der Gemeinschaftsgrundschule am Krähenbüschken wollte man die OGS ausbauen und die Kinder der angedachten siebten Betreuungsgruppe auf die bestehenden sechs aufteilen. Damit hätten zu jeder Gruppe 35 Schülerinnen und Schüler gehört – aus Sicht der Verwaltung ein Ding der Unmöglichkeit. Die Räume seien zu klein, zudem seien derart große Einheiten aus versicherung- sowie arbeitsrechtlichen Gründen schlicht nicht vertretbar, hieß es.

>> FÜNF NEUE GRUPPEN IN 2017

Seit 2015 läuft in der Stadt das Projekt „Guter Ganztag“. Ziel ist es, Konzepte für den vorgeschriebenen kostenneutralen Ausbau der Offenen Ganztagsschule zu entwickeln.

Aufgrund der im Projekt ausgearbeiteten Vorschläge konnten im Schuljahr 2017/18 bereits fünf zusätzliche Betreuungsgruppen ohne finanzielle Folgen für die Stadt eingerichtet werden.

Bis zum Sommer sollen alle hiesigen Grundschulen ins Projekt einbezogen und neue Sparideen entwickelt werden.