Mülheim. Der Mülheimer Bismarckturm auf dem Kahlenberg muss saniert werden. Angehende Bauingenieure der HRW untersuchen gerade, wie der Turm gebaut wurde.
Was geschieht eigentlich mit dem Bismarckturm? Eingerüstet und leergezogen bietet das Wahrzeichen in Holthausen seit Jahren hinter seinem Bauzaun auf der Wiese einen traurigen Anblick. Wegen statischer Mängel ist der Turm seit 2017 für Besucher gesperrt. Ein Studierenden-Team der Hochschule Ruhr West (HRW) nimmt derzeit die Schäden auf und erarbeitet Lösungsvorschläge für eine Sanierung des Denkmals, deren Kosten noch nicht abzuschätzen sind. „Einen Untersuchungsbericht sollten wir in der ersten Jahreshälfte bekommen“, sagt Frank Buchwald, der Leiter des Immobilienservice der Stadt. In Coronazeiten ist es mitunter aber schwierig, Zeitpläne einzuhalten.
„Der Bismarckturm ist ein 27,5 Meter hoher Aussichtsturm auf dem Kahlenberg mit Blick über die Ruhr“ - das schreibt Wikipedia, aber die schöne Aussicht von oben kann derzeit kein Bürger dort genießen. Weil Steine herunterfielen musste der Turm gesperrt und abgestützt, das Künstleratelier im Erdgeschoss geräumt werden. Eine Gruppe angehender Bauingenieure der Mülheimer HRW beschäftigt sich unter anderem damit, wie der Turm überhaupt aufgebaut ist, erläutert Buchwald. Denn von dem im Jahr 1909 fertiggestellten Turm gibt es heute keine Konstruktionspläne mehr. Und es nützt auch wenig, sich anderswo umzusehen. „Es gibt hunderte Bismarcktürme in Deutschland“, so Frank Buchwald. Und sie sind ja nicht alle in gleicher Bauweise errichtet worden.
Die Konstruktion des Bismarckturms ist nicht bekannt, weil die Pläne fehlen
Was man weiß: Die Nuller-Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren die Zeiten des Stahlbaus, so Buchwald. „Wir vermuten eine Kombination aus Mauerwerk und Stahlbau.“ Ist es ein Stahlgerüst im Innern des Turms, das alles hält? Möglicherweise trägt das Stahlgerüst nicht nur die Zwischendecken, sondern die Außenfassade ist ebenfalls an dem Stahlgerüst aufgehängt, so Frank Buchwald. „Dann müsste bei der Sanierung die Fassade von oben nach unten abgenommen werden, der Stahl rekonstruiert und alles wieder an das Gerüst aufgehängt werden“, erläutert der Mülheimer Immobilienchef. Wenn aus Stahl nur die Träger in den Decken sind, gebe es möglicherweise eine andere Lösung.
Wegen dieser Ungewissheit lässt sich über mögliche Kosten einer Sanierung nur spekulieren. Unter einer sechsstelligen Summe gehe es aber kaum, schätzt Frank Buchwald vorsichtig. „Wenn alles heruntergebaut werden muss und die Natursteine saniert werden müssen, sind wir auch schnell siebenstellig.“ Wenn man über den Finanzbedarf für die Gebäudesanierung Klarheit hat, kann es weitergehen. „Die Stadt wird sich für das denkmalgeschützte, stadtteilprägendes Gebäude um Fördermittel des Landes bemühen“, sagte Klaus Beisiegel, der Referent des Baudezernenten.
Inzwischen könnte das derzeitige Winterwetter dem Zustand des Bismarckturms weiter schaden, befürchtet Frank Buchwald: „Erst Regen, dann Frost: Das ist für ein solches Gebäude das Schlimmste, was es gibt.“