Ruhrgebiet. Bahn, Nahverkehr, Müllabfuhr: im Ruhrgebiet meist gestrichen. “Ich brauche den Schnee nicht mehr“, sagen die Leute und schippen weiter.

Am Montag hat der Schnee den längeren Atem. Busse, die am Morgen die Depots der Ruhrbahn in Essen verlassen, kommen bald zurück: "Zu glatt." Müllfahrzeuge, die in Bochum losfahren, brechen ihre Tour zügig wieder ab. "Zu gefährlich." Der Winter fährt Schlitten mit dem Ruhrgebiet.

Und so ist es in den meisten Städten der Region: Der Nahverkehr fällt noch den ganzen Tag aus bis auf einzelne U- und Straßenbahnen. Der Müll bleibt liegen, gelbe Säcke frieren fest, die Sammelstellen sind geschlossen. Der Flughafen Dortmund stellt den Verkehr ein, und manche Schulen sagen die Notbetreuung ab. Meist gehörter Satz auf der Straße: "Ich brauche keinen Schnee mehr." Dann schippen und hacken sie weiter.

"So etwas habe ich in den vergangenen acht Jahren nicht gesehen"

"So etwas habe ich in den vergangenen acht Jahren nicht gesehen", sagt eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes in Essen. Rund um 2010, zuletzt 2012 hatte es mehrere Jahre mit weit mehr Schnee gegeben. Für die nächsten Tage heißt es nun: Dauerfrost, der Schnee bleibt liegen, aber es kommt kaum noch neuer nach. Die Sonne scheint dazu.

Doch zurück zum Montag. Da läuft auf den Autobahnen der Verkehr einigermaßen, wirklich eng wird es in den Innenstädten. Denn Autos treffen auf Verwehungen: Gerade erst geräumte Straßen sehen nach einer Stunde wieder so aus, als habe sie der Winterdienst vergessen. Und ein Recklinghäuser Polizeisprecher erkennt: "Viele Lkw versuchen, Autobahnen zu umfahren, und fahren sich dann innerstädtisch fest." In Westfalen gilt sogar bis 18 Uhr ein Lkw-Verbot auf den Autobahnen. Zu glatt.

Bäume liegen auf den Gleisen, Weichen vereisen

Auch der Bahnverkehr tut sich zunächst schwer. "Momentan finden Erkundungsfahrten statt", sagt ein Bahnsprecher am Montag: "Man schaut vor Ort, ob da beispielsweise noch Bäume auf der Strecke liegen." Ob Weichen vereisen. Etliche Regional- und S-Bahn-Linien fallen komplett aus, auch der Fernverkehr rollt mit Einschränkungen.

Doch es ist, wie es immer ist: Die einen sehen nur die glatten Stellen und vereisten Autos; die anderen freuen sich an Spaziergängen, ganz in Weiß, und an den glücklichen Kindern. In diesen öden Monaten sind Schneemänner und Rodeln gerade Abwechslungen, wie sie schöner nicht sein könnten. Heute ein Schneekönig!

Fünf Häuser abgeschnitten zwischen Hochwasser und Schneeverwehung

Für Obdachlose aber ist die Kälte lebensgefährlich - und nun meiden manche aus Angst vor Corona auch noch Notschlafplätze und bleiben im Freien, sagt Andreas Sellner von der "Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege". Dabei habe man die Belegungsdichte verringert und zusätzliche Stellen wie Pensionen unter strengen Hygiene-Regeln geöffnet. Viele Städte appellieren an Obdachlose, sich in Notunterkünfte zu verfügen.

In Duisburg waren in der Nacht zu Montag fünf Häuser zwischen Hochwasser auf der einen Seite und Schneemassen auf der anderen stundenlang abgeschnitten. Schweres Gerät beseitigte die Verwehungen ein ums andere Mal, damit die Häuser zu erreichen blieben. In Hamm auf der A2 blieb ein Porsche im Schnee stecken, dessen Fahrer nur zwei Winterreifen aufgezogen hatte, aus Mangel an Geld, wie er sagte. Und in Krefeld fasste die Polizei einen Mann, der einen Taxifahrer um sein Geld geprellt hatte: Die Spuren des Täters im Schnee führten direkt zu seiner Haustür. Sozusagen: dumm gelaufen. (mit dpa)