Mülheim. 134 Impfdosen sollen am ersten Betriebstag des Mülheimer Impfzentrums gespritzt werden. Alle Termine bis Ende März sind bereits vergeben.

Der Pieks mit der Spritze tat gar nicht weh, und Christel Peitsch fühlt sich gut: Die 84-Jährige ist die erste Mülheimerin, die im Impfzentrum auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal in Speldorf immunisiert worden ist. Am Dienstagnachmittag startete der Betrieb, 134 Impfdosen sollen am ersten Tag verabreicht werden.

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Ob trotz klirrender Kälte, vereister Straßen und stillgelegten öffentlichen Nahverkehrs alle den Weg zur neuen Parkstadt Mülheim schaffen, zeigt sich erst am Dienstagabend, wenn um 20 Uhr die letzte Spritze verabreicht wird. Auch für die kommenden Tage dieser Woche sind je 134 Termine vergeben worden, sagt Stephan von Lackum, Mülheimer Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung und leitender Impfarzt im Impfzentrum.

Erste Mülheimerin im Impfzentrum: „Selbstverständlich, sich impfen zu lassen“

Für Christel Peitsch sei es „selbstverständlich“ gewesen, sich impfen zu lassen, sie habe nicht lange überlegt. „Mein Sohn hat mich auch ein bisschen gedrängt, das sofort machen zu lassen“, sagt die 84-Jährige. Er war es auch, der für sie den Termin ausgemacht hat – erstaunlich problemfrei. „Morgens ging im Internet gar nichts mehr“, schildert Christel Peitschs Sohn. „Aber ich habe um Punkt 8 Uhr bei der Hotline angerufen und nach zweimal schellen war jemand dran. Ich war ganz perplex.“

Impfzentren- Auch Astrazeneca-Impfstoff kommt zum Einsatz

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    Dass seine Mutter nun die erste Geimpfte im Mülheimer Impfzentrum sein wird, wusste er nicht. Den Termin für die zweite Dosis hat die Seniorin bereits für in drei Wochen fixiert. Was sie Skeptikern raten würde? „Ich würde empfehlen, das machen zu lassen. Das ist nicht schlimm.“

    Mülheimer Impfzentrum: Alle Termine bis Ende März vergeben

    Andere klagen allerdings weiterhin über die schwierige Terminvergabe. Der Mülheimer Manfred Knodt schilderte am Montag, dass er sieben Mal telefonisch versucht hat, einen Termin zu bekommen – vergeblich. Vor Ort im Impfzentrum sagt Stephan von Lackum, dass alle Termine bis Ende März vergeben sind, man aber bereits Termine für April ausmachen könne.

    Im Ruheraum können die Geimpften sich noch eine Viertelstunde nach der Impfung erholen und sollten zur Beobachtung bleiben – mit Blick auf das Panoramabild der Ruhrtalbrücke.
    Im Ruheraum können die Geimpften sich noch eine Viertelstunde nach der Impfung erholen und sollten zur Beobachtung bleiben – mit Blick auf das Panoramabild der Ruhrtalbrücke. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

    Noch hat das Impfzentrum dienstags bis samstags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Der Montag ist den Sonderkontingenten vorbehalten, also den Pflegekräften und dem medizinischen Personal mit hohem Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus. Sie werden ab kommenden Montag mit dem Impfstoff von Astrazeneca immunisiert, die über 80-Jährigen erhalten die Vakzine von Biontech/Pfizer.

    Mülheimer OB: „Wir haben die Erwartungen zu hoch werden lassen“

    B-Liste für übrig gebliebene Impfdosen

    Der Krisenstab hat eine „B-Liste“ angelegt für den Fall, dass Impfdosen übrigbleiben. Schon am ersten Impftag im Seniorenheim am 27. Dezember hatte Stephan von Lackum sechs statt fünf Spritzen aus einer Impfration von Biontech/Pfizer ziehen lassen.

    „Das war damals nicht in Ordnung“, sagt von Lackum, „es wurde aber im Nachhinein genehmigt“. Über die B-Liste können Personen schnell erreicht werden, die ebenfalls zur ersten Impfgruppe gehören, aber noch nicht an der Reihe wären.

    Von Lackum hofft, die Öffnungszeiten bald ausweiten zu können, wenn mehr Impfstoff verfügbar ist. So könnten auch noch Termine im März freiwerden. „Wir haben die Erwartungen zu hoch werden lassen“, sagt Oberbürgermeister Marc Buchholz mit Blick auf den schleppenden Start. Schließlich ist das Impfzentrum bereits seit dem 15. Dezember einsatzbereit – nun, acht Wochen später, werden lediglich 666 Impfdosen in fünf Tagen verabreicht.

    Wer es wegen der Witterungsbedingungen am Dienstag nicht geschafft hat, zum Impfzentrum zu gelangen, kann am Mittwoch zur gleichen Uhrzeit kommen. Dann wird ein zusätzliches Impfteam im Einsatz sein. Wenn alle drei Impfstraßen in Betrieb wären, könnten über 300 Menschen täglich geimpft werden. „Wir sind für einen Zwölf-Stunden-Betrieb vorbereitet“, sagt Stephan von Lackum. Doch es bleibt das Warten auf den Impfstoff.