Mülheim. . Helga (91) und Heinrich Schneider (85) sind als erste Mülheimer gegen Corona geimpft worden. Am 30. Dezember startet die nächste Impfrunde.

Helga Schneider strahlt. "So lang das Ding nicht in den Po muss, ist alles gut." Die 91-Jährige und ihr Mann Heinrich Schneider (85) sind die ersten Mülheimer, die gegen das Coronavirus geimpft worden sind. Insgesamt 180 Dosen wurden am Sonntag in den beiden Senioreneinrichtungen St. Christophorus und Hildegardishaus gespritzt.

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Ein ziemliches Privileg sei das, als erste in Mülheim diese Spritze zu bekommen, sagt Heinrich Schneider. Aber es ist auch ein trubeliges. Stadtdirektor und Krisenstabsleiter Frank Steinfort ist am Sonntagvormittag ins Seniorenstift St. Christophorus gekommen, um einen Einblick zu gewinnen, wie die ersten Impfungen laufen. Die Geschäftsführung der Contilia-Einrichtung ist da, die Einrichtungsleitung, die Pflegedienstleitung, zwei Fotografen. Am Samstag ist der Impfstoff nach Düsseldorf gebracht worden, gekühlt auf minus 70 Grad, ist am Sonntagmorgen von dort aus direkt in die vorgesehenen Senioreneinrichtungen gefahren worden.

Seniorenstift St. Christophorus: Nur 50 Prozent des Personals lässt sich impfen

Um 9.40 Uhr kommt er an im St. Christophorus, jetzt nur noch auf Kühlschranktemperatur, muss dort auf Zimmertemperatur gebracht und mit einer Kochsalzlösung gemischt werden, bevor er injiziert werden kann. Zwei mobile Impfteams sind am Sonntag unterwegs. Stephan von Lackum, Hausarzt und Mülheimer Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, übernimmt zusammen mit dem pensionierten Arzt Peter Becker (79) die Immunisierungen in St. Christophorus.

Stephan von Lackum und Peter Becker bringen die ersten Impfdosen auf die Station im Seniorenstift St. Christophorus.
Stephan von Lackum und Peter Becker bringen die ersten Impfdosen auf die Station im Seniorenstift St. Christophorus. © Martin Möller

49 der 53 Bewohner lassen sich am Sonntag impfen, drei haben nicht zugestimmt, eine Bewohnerin wird palliativ behandelt. 34 Mitarbeiter von St. Christophorus bekommen außerdem eine Spritze. Das sind nur 50 Prozent des Personals. "Schade", sagt Stephan von Lackum, "das ist viel zu wenig". Wo doch diese Impfung "ein Befreiungsschlag für die Seele ist", wie er sagt.

Zwölf Impfdosen bleiben am Ende übrig, weil Personal oder Bewohner Rückzieher machen. Weil der Impfstoff innerhalb von sechs Stunden verabreicht werden muss, wurden kurzfristig Mitglieder der Stadtspitze sowie Feuerwehrleute und und Krankenhausmitarbeiter geimpft.

740 weitere Impfdosen werden am 30. Dezember in Mülheim geimpft

Helga Schneiders Nichte hat sie am Morgen noch angerufen: "Lass das nicht mit dir machen, sonst bist du jetzt schon tot", habe sie gesagt. Doch die resolute 91-Jährige lässt sich nicht beirren, nimmt den Trubel mit Humor. "Was dabei rauskommt, werden wir sehen", sagt sie mit einem Lächeln und plaudert davon, wie sie ihren Mann kennengelernt hat, mit dem sie gerade Goldene Hochzeit gefeiert hat. Eine Gaststätte hatte sie in Saarn, er lebte gegenüber und "sein Haus, das hat mich schon gelockt", sagt sie lachend. Der Piekser in den linken Arm, er tut ihr und ihrem Mann gar nicht weh. "Es ist noch immer alles jut gegangen."

In kleinen Dosen kommt der Impfstoff, der anschließend mit einer Kochsalzlösung verdünnt wird.
In kleinen Dosen kommt der Impfstoff, der anschließend mit einer Kochsalzlösung verdünnt wird. © Martin Möller

In den kommenden Wochen besuchen die drei mobilen Impfteams in konzentrierten Impfaktionen die Mülheimer Senioreneinrichtungen. Die nächste Charge Dosen kommt am 29. Dezember in Düsseldorf an und wird am 30. Dezember verteilt. Für Mülheim gibt es 740 Rationen, so Stephan von Lackum, die in fünf Altenheimen gespritzt werden, darunter große Einrichtungen wie das Franziskushaus mit rund 160 Bewohnern. Am Montag soll sich klären, wann die übernächste Lieferung ankommt.

Nach den Pflegeheimen kommen die über 80-Jährigen, die zuhause leben

Rund 4000 Mülheimer leben in Senioreneinrichtungen, dazu kommt das Personal sowie die Impfteams, die von den ersten Rationen profitieren. Erst anschließend werden die über 80-Jährigen, die nicht in Pflegeheimen leben, an der Reihe sein. Erst dann wird auch das Impfzentrum auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal eröffnen.

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Die nun bereits laufenden Impfaktionen sind für die Einrichtungen eine große Erleichterung. "Mit die ersten zu sein, ist schön", sagt St.Christophorus-Leiterin Jennifer Lützenburg. Das Haus war bislang von einem Ausbruch verschont geblieben, hatte seit Beginn der Pandemie nur einen Corona-Fall. "Nun tritt mehr Sicherheitsgefühl ein."