Mülheim. Die Session könnte trauriger kaum sein. Trotz Corona sind Mülheims Karnevalisten aber aktiv. Sie bringen den Karneval digital zu den Menschen.

Auch wenn die Live-Veranstaltungen des Mülheimer Karnevals diesmal Corona-bedingt ausfallen müssen, sorgen die Jecken digital für Spaß, auch für die Bewohner der Mülheimer Pflegeheime und des Theodor-Fliedner-Dorfs. Im Gespräch mit dieser Redaktion berichten die beiden Ex-Stadtprinzen Dennis Weiler und Markus Uferkamp, derzeit Senatspräsident beziehungsweise Hauptausschuss-Präsident des Mülheimer Karnevals, über eine närrische Studio-Produktion, die in der Woche vor dem Rosenmontag (15. Februar) alte und behinderte Mitbürger erreichen und erfreuen soll.

Wir sehen in Ihrem Studio eine LED-Wand, vor der Sie Ihre Karnevals-Memory-Show für Pflegeheime und für das Fliedner-Dorf produzieren. Ist das die LED-Wand, vor der Sie am 11.11.2019 bei ihrer Prinzenproklamation gesungen haben?

Weiler: Ja, aber nur ein Teil davon, genau fünf von acht Metern.

Alles erinnert hier an ein Fernsehstudio.

Weiler: Das ist auch ein vollumfänglich nutzbares TV-Studio mit Regie-, Ton- und Lichttechnik, das in Corona-Zeiten auch gerne von Firmen genutzt wird. Das hat man eigentlich erst zu Corona-Zeiten kennen und schätzen gelernt.

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Hauptausschuss-Präsident: Wir wollen auch in dieser ausgefallenen Session etwas tun

Wie kam es dazu, das Studio auch für den Karneval zu nutzen?

Uferkamp: Dennis Weiler und ich haben hier auch schon am 11.11.2020 eine Hoppeditz-Erwachen-Show mit und für Karnevalsbegeisterte im Internet gestreamt. Das kam gut an. Deshalb haben wir uns überlegt: Wir wollen als Mülheimer Karneval auch in dieser ausgefallenen Session etwas tun für die Bewohner der Altenheime und des Fliedner-Dorfes, die wir sonst während der Session besucht und live begeistert haben. Jetzt schicken wir unsere Karnevalsshow auf CDs und USB-Sticks in die Pflegeeinrichtungen und ins Fliednerdorf, damit die Bewohner dort etwas Karneval haben. Das ist möglich, da die Bewohner fast alle gegen Corona geimpft worden sind und deshalb in den Einrichtungen gemeinsam feiern können.

So entstand die Karnevals-Memory-Show

Die am 5. Februar über sieben Stunden aufgenommene Karnevals-Memory-Show des Mülheimer Karnevals hatte einen zweistündigen Vorlauf, in dem das Fernsehstudio der Eventagentur „Event All“ an der Timmerhellstraße dekorations- film,- ton- und lichttechnisch auf die Produktion vorbereitet werden musste.

Neben den beiden Moderatoren Dennis Weiler und Markus Uferkamp gehörten auch drei Techniker zum Produktionsteam. Alle aufgenommenen Videosequenzen durchliefen einen Hochleistungscomputer. So wurden sie einheitlich formatiert und für die LED-Leinwand ausstrahlungsfähig gemacht. Parallel mussten immer wieder Kamera,- Licht- und Toneinstellungen aufeinander abgestimmt und optimiert werden.

Der Hauptproduktion folgte die abschließende Postproduktion, in der die Videosequenzen am Computer zusammengeschnitten- und tontechnisch harmonisiert wurden. Die Produktionskosten trägt der 1957 gegründete Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval.

Weiler: Das war uns ein Herzensanliegen, auch in dieser so anderen Session als Karneval integrativ zu wirken und all jenen Menschen etwas Freude und Abwechslung zu bieten, die sonst kaum Chancen dazu haben. Wir wollen auch in dieser Zeit niemanden vergessen und mit unserer Studio-Produktion Karneval von Mülheimern für Mülheimer machen.

Thomas Straßmann singt live im Studio

Gibt es genug Video-Material aus den vergangenen Mülheimer Sessionen?

Uferkamp: Das haben wir mehr als genug, weil die Gesellschaften sehr viele der Auftritte ihrer Tanzgarden, Tanzmariechen und Musikzüge aufgezeichnet haben, ob bei der Prinzenproklamation, beim Prinzenball oder bei den Karneval-Biwaks. Außerdem wird Thomas Straßmann hier im Studio live singen. Wir werden die Vorsitzenden der Gesellschaften interviewen, die ehemaligen Prinzenpaare vorstellen und ein Grußwort von Oberbürgermeister Marc Buchholz einspielen.

Weiler: Wir schauen mit einem kölschen Büttenredner und mit einer fränkischen Tanzgarde auch über den mölmschen Tellerrand hinaus.

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Bleibt die Stimmung beim digitalen Karneval nicht auf der Strecke?

Uferkamp: Das ist klar. Musikzüge oder Tanzgarden könnten hier im Studio keine Sicherheitsabstände einhalten und deshalb müssen Dennis Weiler und seine Kollegen die Videos der Gesellschaften auf ein kompaktes 90-Minuten-Format zusammenschneiden.

„Wir wollen uns in Erinnerung“

Weiler: Wichtig ist, dass wir als Karneval in dieser Zeit etwas auf die Beine stellen müssen, was Corona-konform ist. Die Sicherheit muss hier an erster Stelle stehen. Wir achten, auch durch regelmäßiges Lüften, durch 45-minütige Zeitfenster im Produktionsablauf und durch regelmäßige Desinfektion darauf, dass alle Abstands- und Hygiene-Regeln eingehalten werden. Denn wir können und wollen uns als Karneval nicht gegen die Corona-Schutzbestimmungen stellen. Aber klar ist auch: Wir wollen nicht zu Hause auf der Couch über die ausgefallene Session heulen. Wir wollen uns in Erinnerung halten und wir wollen das tun, was wir am besten tun können: Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

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