Mülheim. Seit der Corona-Pandemie hat die Mülheimer Foodsharing-Bewegung regen Zulauf erfahren. Lebensmittel können kontaktlos abgeholt werden.

Sie nennen sich „Saver“ und retten Essen vor der Tonne: In Mülheim hat die Foodsharing-Gemeinschaft seit der Corona-Pandemie einen regen Zulauf erfahren. Die Mitglieder der Gruppe teilen nicht nur Brot, Obst und Gemüse, sondern einen gemeinsamen Wunsch: dass insgesamt weniger weggeworfen wird.

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„Wir haben keine Pause gemacht“, sagt Anja Schellberg, die als Foodsharing-Botschafterin für Mülheim aktiv ist und als eine der Administratorinnen die Mülheimer Foodsharing-Gruppe auf Facebook im Blick hat. Seit Beginn der Pandemie habe keine öffentliche Verteilung von Lebensmitteln mehr stattgefunden. Vielmehr bieten die „Saver“, zu Deutsch „Retter“ oder „Sparer“, nun übrig gebliebenes Gemüse, Obst oder Brot zum kontaktlosen Abholen an ihren Privatadressen an. Diese Abgabestellen nennen sie „Fairteiler“.

Das Ziel: Ein „Fairteiler“ für jeden Stadtteil in Mülheim

„Wir haben aktuell Fairteilerstellen in Heißen, Eppinghofen, Speldorf und Broich“, zählt Schellberg auf. „Und sind gerade dabei, weitere Leute zu finden, um Fairteiler in jedem Stadtteil aufzubauen.“ Anfragen von Mülheimern, die mitmachen wollen, gebe es einige. „Wir hatten vor der Pandemie um die 500 Mitglieder in unserer Gruppe, mittlerweile sind es über 670.“

Ein fester Kreis von 30 Personen sei aktiv dabei, weiß Schellberg. Regelmäßig fahren sie und die anderen etwa acht Einzelhändler in Mülheim an, um Lebensmittel abzuholen, die sonst in der Mülltonne gelandet wären, obwohl sie noch genießbar sind: Etwa Konserven, Tomaten, Zucchini, Bananen, manchmal sind auch Frischeprodukte wie Käse oder Wurst mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum dabei.

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Wer mitmachen möchte, muss der Gruppe „Gemeinsam für Alle / Foodsharing Mülheim an der Ruhr“ beitreten. Dort posten die Mitglieder, wie, wann, wo und welche Dinge kostenlos abgeholt werden können. „Ich gebe die Startzeit und den Takt der Zeitfenster für die Abholung vor und die Nutzer tragen sich mit ihrer Uhrzeit in die Kommentare ein“, erklärt Schellberg das coronakonforme Verfahren. Verschenkt werden nicht nur Lebensmittel, sondern auch Dinge wie Kinderbücher, Winterstiefel oder Tupperdosen.

Mehr Anfragen von Menschen, die in Kurzarbeit gehen mussten

Seit der Krise seien mehr Anfragen von Menschen gekommen, die in Kurzarbeit gehen mussten und nicht mehr so viel Geld für Lebensmittel übrig haben. Aber: „Wir haben nichts mit der Tafel zu tun und wollen ihnen auch nichts wegnehmen“, stellt Schellberg klar. Sie seien alle privat, ehrenamtlich und dezentral organisiert.

So soll es auch nach Corona bleiben, dann ist die „Fairteilung“ hoffentlich auch wieder in Geschäften wie dem Eiscafé Kröömel an der Hansastraße oder ihrem eigenen Laden „Vielfach Creativ“ an der Kirchstraße möglich. „Bis dahin freuen wir uns, wenn die Gemeinschaft weiter wächst.“