Mülheim. Mit einem Kranz mahnt die Mülheimer Satirepartei die Fällung von Bäumen in den Ruhranlagen an. Und frotzelt über die Aufstellung einer Skulptur.
Wenn es nicht so ernst wäre, es hätte auch von der Satirepartei „Die Partei“ kommen können. Doch in der Bezirksvertretung 1 hatte man beschlossen, eine Skulptur des Künstlers Ernst Rasche ausgerechnet dort in den Ost-Ruhranlagen aufzustellen, wo bis vor kurzem noch eine stattliche Eibe stand. Bemerkenswert ist ihr Titel: „Plastik in der Landschaft“.
Noch steht die Skulptur dort - im Wege-Eck hinter dem Haus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde an der Delle - zwar nicht, doch „Die Partei“ hat am Dienstagnachmittag bereits vor Ort einen Kranz niedergelegt mit der Aufschrift: „Der Baum ist tot“. Aus Eibe, versteht sich.
Parteivorsitzende Meßink: "Er hatte kein W-Lan, nur Schatten zu bieten - zu wenig?"
Mit gewohnt augenzwinkerndem Schmalz kredenzten der Partei-Vorsitzende Dominik Meßink und „Partei-Man“ Pascal Plew das grüne Kränzchen, unter theatraler Begleitung vom Band – Alexandra durfte mit schicksalhaft zitternder Stimme „Mein Freund der Baum“ intonieren. „Er hat nichts falsch gemacht, er hatte kein W-Lan, keine zu versteuernden Einkünfte, keine teuren Anschaffungskosten. Nur Sauerstoff und Schatten hatte er zu bieten. Zu wenig?“, fragte Meßink in seiner anschließenden ,Gedenkrede'.
Der Hintergrund ist durchaus ernst: 2017 hatten Stadtplaner mit Bürgerbeteiligung Ideen zur Gestaltung und Verschönerung der Ost-Ruhranlagen gesammelt. MBI und Grüne hatten dabei vor einem Kahlschlag gewarnt, Umweltdezernent Peter Vermeulen versprach ein behutsames Vorgehen. Es gebe aber „Hinweise auf Sicherheitsmängel“ und „dunkle Ecken“, sagte er damals im Ausschuss. Außerdem Ratten auf dem Spielplatz.
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Meßink: "Wenigstens eine Mülheimer Partei sollte sich um Bäume kümmern"
Angeblich soll in diesem Zuge auch besagte Eibe fällig gewesen sein, die diese Ecke am Eingang zu den Ruhranlagen zu dunkel gemacht haben soll. Ein Angstraum? Andreas Kay Preker-Frank, der erst seit November 2020 – also lange nach dem Beschluss – für die Partei in der Bezirksvertretung sitzt, kann das kaum glauben. „Ich war bei der so genannten Bürgerbeteiligung dabei – als fast einziger Bürger“, berichtet dieser und meint, es sei damals mehr Beleuchtung, aber auf keinen Fall Baumfällungen gefordert worden.
Für den Vorsitzenden Meßink steht dieser Ort aber nur symbolisch für viele andere: „Wenigstens eine Partei in Mülheim sollte sich darum kümmern, dass nicht einfach gesunde Bäume wie dieser gefällt werden. Dann machen wir das eben“, und merkt ironisch an: "Plastik in der Landschaft haben wir in Mülheim doch schon genug.“