Mülheim. Dass ein längst vereinbarter Impftermin für zwei Mülheimer Seniorenheime abgesagt wurde, macht den Heimleiter fassungslos. Er spricht von Chaos.

Kurzfristig abgesagte Impftermine in den zwei Seniorenheimen der Evangelischen Altenhilfe sorgen bei der Heimleitung für Empörung. Sie spricht von einer "chaotischen, menschenverachtenden Situation".

In einem Brief, der dieser Tage offenbar nicht nur an Bewohner und deren Angehörige rausging, empört sich Oskar Dierbach, geschäftsführender Pflegedienstleister für die Häuser Ruhrgarten und Ruhrblick, über die Absage eines offenbar für den 16. Januar geplanten Impftermins.

Heimleiter: Vor Weihnachten sollte noch alles ganz schnell gehen

Am Montag habe die örtliche Heimaufsicht der Stadtverwaltung den Termin storniert, zeigt sich Dierbach "zornig und voller Unverständnis". Schon in der Woche vor Weihnachten habe alles sehr schnell gehen sollen, an einem Sonntagnachmittag habe ihn die Zentrale der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein aufgefordert, möglichst schnell einen Impftermin vorzubereiten und ein mobiles Impfteam zu bilden.

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Alles sei in die Wege geleitet worden, inklusive intensiver logistischer Vorbereitung. Dann sei die Absage gekommen - ohne dass die Heimaufsicht einen neuen Termin in Aussicht gestellt habe. Die behördliche Entscheidung gehe zulasten der Heimbewohner und Mitarbeiter, beklagt Dierbach.

Heimleiter beklagt Kompetenzgerangel zulasten der Bewohner und Mitarbeiter

Seine Schlussfolgerung: "Offensichtlich wurde auch hier einmal wieder sorgfältige Vorarbeit durch Kompetenzgerangel der verschiedenen Institutionen und Behörden zerschossen. Traurig nur, dass es diesmal um Gesundheit und Leben von Menschen geht." Seine Klage richtet Dierbach in Richtung NRW-Gesundheitsministerium sowie Kassenärztliche Vereinigung.

Dierbach kann auch die Begründung der Heimaufsicht nicht nachvollziehen, dass der Impftermin wegen aktueller Covid-19-Fälle im Haus ausfallen soll. Zwischen den Zeilen stellt er sich die Frage, ob die nicht erkrankten Bewohner und Mitarbeiter nicht gerade deshalb besonders schützenswert seien.

[Mülheimer Senioren können ab 25. Januar Impftermine machen]

Krisenstabsleiter: Keine Impfungen dort, wo es aktuelle Corona-Fälle gibt

Für die Verwaltung rechtfertigt Krisenstabsleiter Frank Steinfort die Terminabsage eben damit, dass es seit Oktober Corona-Infizierte in den zwei Senioreneinrichtungen gebe. Das sei Vorgabe. Auch habe es die Heimleitung trotz Vorab-Information unterlassen, die Impfungen vorab mit der Heimaufsicht abzustimmen, was zwingend erforderlich sei im Verfahren.

Erst am 7. Januar habe Dierbach die Heimaufsicht informiert, dass er ohne Abstimmung bei der KV-Zentrale Impfdosen bestellt habe. Noch am gleichen Tag habe einer der leitenden Impfärzte Dierbach aufgefordert, sich mit der Heimaufsicht in Verbindung zu setzen (eine entsprechende Mail liegt dieser Redaktion vor). Ohne dies abzuwarten, habe Dierbach aber den Angehörigen den vermeintlichen Impftermin verkündet.

Kassenärztliche Vereinigung sieht sich nicht in der Verantwortung

Zentrale wie örtliche Leitung der Kassenärztlichen Vereinigung wiesen Vorwürfe in ihre Richtung unisono zurück. "Die örtliche KV hat keinen Einfluss und keine Funktion in der Planung, Bestellung oder Durchführung von Impfungen", so Mülheims KV-Vorsitzender Stephan van Lackum.