Mülheim. Dass Schüler bald wieder zu Hause lernen müssen, finden nicht alle schlecht. Präsenzunterricht wäre besser, aber zumindest gibt es eine Struktur.

Corona, Corona, Corona: Die Pandemie beherrscht fast alle Bereiche des Lebens. Auch die Schüler bekommen das erneut zu spüren. Bis Ende Januar findet Unterricht nur aus der Distanz statt. Die Reaktionen von Lehrern darauf sind verschieden. Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitervereinigung und Chef der Schildbergschule, etwa bedauert den Schritt. Er hätte sich ein rollierendes System mit kleinen Lerngruppen an wechselnden Wochentagen gewünscht, so wie im Frühjahr 2020 erprobt. "Gerade für Grundschüler ist der persönliche Kontakt zu den Lehrern so wichtig."

An weiterführenden Schulen ist die Stimmung anders. Präsenzunterricht wäre das Allerbeste, na klar. Wenn dieser aber nicht möglich ist, sei konsequentes Lehren aus der Distanz eine Alternative, findet Ulrich Stockem, Direktor des Otto-Pankok-Gymnasiums. Denn das bedeute zumindest, "dass wir wieder eine klare Struktur haben". Modelle, die zwischen Einheiten in der Schule und zu Hause wechseln, sind wenig beliebt. Die Organisation von Schule sei kompliziert, wenn Eltern - wie vor den Weihnachtsferien - frei entscheiden können, ob das Kind zur Schule kommt oder am heimischen Schreibtisch arbeitet. "Wir hatten ständig andere Schülerzahlen; das war schwierig."

Mülheimer Schulleiter sitzt derzeit häufig in Videokonferenzen

Damit die Schulstunden auf Distanz verlässlich angeboten werden können, seien viele Absprachen nötig. Stockem sitzt häufig in Videokonferenzen. Man habe zwar ein Konzept vorbereitet, doch Details bedürfen der Klärung: Wie klappt das mit der Betreuung? Wie laufen Konferenzen ab? Wie können sich die Abiturienten vorbereiten? Stockem findet, dass eine Fortbildung im Bereich "Leistungsbewertung im digitalen Unterricht" gut wäre.

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Auch an der Willy-Brandt-Schule gibt es Klärungsbedarf. Schulleiterin Karin Rinn setzt auf Info-Schreiben des Ministeriums, zum Beispiel zur Frage, wie die Halbjahreszeugnisse zu verteilen sind. Generell hält sie die Gesamtschule für gut vorbereitet, Schüler und Lehrer wüssten, was zu tun ist. "Wir haben uns große Mühe gegeben, Konzepte zu schreiben und haben viel kommuniziert." So stelle man unter anderem sicher, dass die Schüler dem Unterricht am heimischen Bildschirm auch wirklich folgen. Oder dass Schüler, die sonderpädagogischer Unterstützung bedürfen, ebenfalls zum Zuge kommen.

Alle Aufgaben fürs Homeschooling müssen regelmäßig überprüft werden

Kein Kind soll zu kurz kommen, daran ist auch Andreas Illigen gelegen. "Trotz aller Bemühungen ist das in der ersten Schließungszeit nämlich durchaus passiert." Man bemühe sich, ein System zu etablieren, dass dafür sorgt, dass die Homeschooling-Aufgaben zügig den Weg zurück in die Schule finden. "Nur so können wir verhindern, dass wir Kinder verlieren."