Mülheim. Nach den Herbstferien starten die Mülheimer Schulen mit verschärften Regeln. Vor allem das Lüften bereitet Probleme: Es ist kalt und frisst Zeit.

Es ist zu früh, um ein echtes Zwischenfazit zu ziehen, doch schon nach zwei Tagen Schule ist klar: Die Corona-Situation ist belastend für Lehrer und Schüler. Vor allem das Lüften sorgt für Schwierigkeiten, lässt Schüler und Lehrer frieren und kostet Zeit. Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Schulleitervertretung, sagt: „Die Leichtigkeit an den Grundschulen geht verloren.“

Für die Grundschüler hat sich nicht viel verändert nach den Herbstferien: Innerhalb des Klassenzimmers dürfen sie sich weiter ohne Maske bewegen, auch das Lüften kennen sie schon. Doch nun ist es deutlich kälter als noch vor einigen Wochen, sind die Regeln fürs Öffnen der Fenster strenger gesetzt: Alle 20 Minuten muss für fünf Minuten durchgelüftet werden.

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Mülheimer Schulen: Kinder sind im Zwiebel-Look angezogen

„Das sind keine Komfortfenster“, sagt Illigen. Sie lägen gerade in Grundschulen sehr hoch, seien in alten Gebäuden weder leicht zu erreichen noch zu öffnen. Außerdem unterbreche das Lüften den Unterricht, der wegen des regelmäßigen Händewaschens sowieso schon verkürzt ist. Zudem müsste das Klassenzimmer umgestellt werden, damit die Kinder nicht direkt am offenen Fenster sitzen: „Im anderen Teil des Klassenraums sitzen sie dann enger zusammen“, gibt Illigen zu bedenken.

Und obwohl es jetzt noch nicht richtig kalt ist, müssen sich Lehrer und Schüler schon dick einpacken. „Die Kinder sind in der Zwiebeltechnik angezogen“, sagt Karin Rinn, Leiterin der Willy-Brandt-Schule. Das habe man den Eltern schon vor den Ferien kommuniziert. Nichtsdestotrotz: „Die Räume sind kalt. Auch wir merken das an unseren kalten Fingern.“ Auch bei Facebook schildern zahlreiche Eltern, dass ihre Kinder frieren. Ob Lüften das Non-plus-Ultra sei, sei dahingestellt, aber immerhin ließe sich so der Unterricht aufrecht erhalten.

Mehr Quarantänemeldungen an den Mülheimer Schulen

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„Besser, die Kinder sitzen in fünf Jacken im Unterricht, als dass sie krank werden“, sagt Rinn. Sie rechnet trotzdem mit vermehrten Krankmeldungen, auch weil Erkältungen und grippale Infekte von Corona-Infektionen nicht immer zu unterscheiden sind. Mehr Quarantänemeldungen gebe es schon jetzt, aber bislang habe sich noch kein Willy-Brandt-Schüler infiziert. Die Quarantänen seien auf Infektionen innerhalb der Familien während der Ferien zurückzuführen.

Auch an der Gesamtschule Saarn lässt das ständige Lüften Schüler und Lehrer zittern. „Aber es ist alternativlos“, sagt Direktorin Claudia Büllesbach. Eine Lehrerin habe in den Ferien Decken für ihre gesamte Klasse gekauft. Die Schüler kümmerten sich aber sehr gut mit um das Lüften. Überhaupt seien sie sehr kooperativ – etwas, das alle Schulleiter bestätigen.

Mülheimer Schulleiter: „Das wird ein komplettes Corona-Halbjahr“

Nicht klar, wie viele Schüler krank sind

Die Stadt kann keine Übersicht zur Verfügung stellen, wie viele Schüler welcher Schulen mit dem Coronavirus infiziert sind.

Derzeit gibt es 42 Infizierte zwischen 0 und 20 Jahren. Da aber während der Ferien die Ansteckungen nicht auf die Schulen zurückfielen, könne die Stadt die infizierten Kinder nicht den jeweiligen Schulen zuordnen, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.

Zwei Kitas sind derzeit von Corona-Fällen betroffen: die Kita Stöpsel und die Kita Zauberhöhle. In der Zauberhöhle gibt es sieben akute Fälle, in der Kita Stöpsel einen.

Sowohl an der Gesamtschule Saarn als auch an der Willy-Brandt-Schule sei das Kollegium nach den Ferien mit Erklärungen gestartet, warum diese Maßnahmen so wichtig sind, wie dramatisch das Infektionsgeschehen ist – und sei auf viel Verständnis gestoßen. Die Maskenpflicht hatten alle Schulen ohnehin auf freiwilliger Basis weiterlaufen lassen, nachdem sie offiziell abgeschafft worden war.

Unterdessen bereiten sich die Schulen trotzdem weiter auf einen möglichen neuen Lockdown vor. An den Grundschulen wird nach Wochenplänen unterrichtet sowie die Lern-App „Anton“ benutzt, damit die Kinder mit den digitalen Möglichkeiten vertraut sind. An der Willy-Brandt-Schule will man in den nächsten Tagen weitere Vorbereitungen für mögliche Teilschließungen treffen. „Es ist klar, dass dies ein komplettes Corona-Halbjahr wird“, sagt Grundschulleiter Andreas Illigen. „Wer weiß, ob es im nächsten Halbjahr anders aussieht.“