Mülheim. Slavko Brajkovic, langjähriger Barkeeper im Franky's im Mülheimer Wasserbahnhof, mixt zwei Silvestercocktails für einen unheimlich ruhigen Abend.

Er ist Graphikdesigner, Geschäftsführer einer Werbeagentur und Barkeeper aus allertiefster Überzeugung: Slavko Brajkovic. Etliche Mülheimer werden ihn hinter der Theke im Franky's im Wasserbahnhof schon live erlebt haben. Auch zahlreiche Silvesterpartys hat der 40-Jährige dort bereichert, mit dem Shaker in der Hand, mit mindestens einem Ohr bei den Gästen. Die Partys und Cocktails im Cuba Club waren legendär.

"Als Barmann ist man auch Sozialpädagoge", so Brajkovics Erfahrung, "alles Mögliche bekommt man dort mit." Er selber habe schon als jobbender Schüler im Franky's angefangen, sei mit 21 Jahren an die Cocktailbar vorgerückt, habe lange bei erfahrenen Leuten gelernt und die Handgriffe abgeschaut, ehe er irgendwann seine erste eigene Schicht als Barkeeper absolvieren durfte.

"Als Barmann ist man auch Sozialpädagoge"

Später hat er seine Kunst auch anderen vermittelt: in einer Reihe sehr beliebter Bar-Seminare, die erst 2019 eingestellt wurden, wie Brajkovic berichtet. "Aus zeitlichen Gründen."

Speziell in der Silvesternacht hat er die Leute an der kubanisch angehauchten Franky's-Bar aber weniger sorgenbeladen, sondern eher entspannt wahrgenommen. "Man feiert mit Freunden, freut sich auf das neue Jahr." Am 31. Dezember 2020 fällt das Gemeinschaftserlebnis flach, Vorfreude dürfte es dennoch geben - und gemixte Getränke auch.

In diesem Jahr voller Verzicht, Verbote und schlechter Nachrichten mussten sich die Mülheimer auch vom Franky's im Wasserbahnhof verabschieden, vielleicht für immer. Dafür hat das Franky's-Team zwei neue Standorte erschlossen: den Mintarder Wasserbahnhof und das ehemalige Kaimug an der Ruhrpromenade. Beide warten auf ein Ende des Lockdowns, voll eingerichtet und mit hochprozentig bestückter Bar.

"Solero" und "Fruit Punch" selber mixen - so geht's

Im Lokal an der Ruhrpromenade hat Slavko Brajkovic exklusiv für uns das Licht eingeschaltet. Hinter der Theke, die sich hoffentlich bald wieder bevölkert, präsentiert er seine beiden Lieblingscocktails für die kommende, kleinteilige und knallerfreie Silvesternacht: "Solero" und "Fruit Punch", einen alkoholfreien Mix. Beide Drinks lassen sich leicht zu Hause nachmachen, ohne dass man viele verschiedene Spirituosen kaufen muss.

"Solero geht immer", findet Brajkovic, "den mögen Männer und Frauen gleich gerne." Der Cocktail ist auch sein persönlicher Favorit, und zwar ganzjährig. Man nehme: 3 cl Rum (der Barkeeper bevorzugt dreijährigen "Havana Club"), 4 cl Safari (20-prozentiger südafrikanischer Fruchtlikör), etwa 3 cl Orangensaft ("ruhig großzügig sein"), 3 cl Maracuja-Saft und 2 cl Lime Juice. Die Säfte sind gekühlt.

"Shaken ist sehr wichtig - viele unterschätzen das"

Zunächst aber schaufelt er Eis in den Shaker, notfalls dürfen es auch Würfel aus dem Gefrierfach sein. Dann werden die Zutaten abgemessen, dazugegeben. "Und dann muss man richtig shaken", rät der Barmann, "das ist sehr wichtig, viele Leute unterschätzen das."

Auch der "Fruit Punch" muss sorgfältig durchgeschüttelt werden, obwohl er am Ende ohne Umdrehungen daherkommt: je 3 cl Maracuja-, Orangen- und Ananassaft, 2cl Grenadine und 2 cl Limettensaft gehen hier aufs Eis. Mit Sprudelwasser auffüllen. Bei der Dekoration ist Fantasie gefragt, sie gibt jedem Cocktail den letzten Schliff. "Allein durch Früchte entwickelt sich ein schönes Riecharoma", erklärt der Barkeeper. "Das fällt den Gästen sofort auf."

Schönes Riecharoma durch fruchtige Dekoration

Einen generellen Trend zum Verzicht auf Alkohol verzeichnet der Barmann übrigens nicht. Wohl stellt er fest, dass mehr Longdrinks und weniger Cocktails bestellt werden, und dass sich im Ruhrgebiet "tolle neue Barkonzepte" entwickelt hätten - bis Corona kam. Slavko Brajkovic wird in der Silvesternacht auch nur zu Hause anstoßen, auf bessere Zeiten und brummende Bars.